Ein 23-Jähriger muss sich vor dem Calwer Amtsgericht verantworten, weil er eine Cannabisplantage im Haus seiner Großeltern angelegt hat. Foto: Archiv

Junger Mann nutzt unbewohnten Gebäudeteil. Cannabis ersetzt Medikamente zur Behandlung von ADHS.

Neubulach/Calw/Böblingen - Er wollte nach eigenen Angaben nicht länger das Medikament Ritalin einnehmen und fand in Cannabis eine für ihn angenehmere Wirkung. Deshalb legte der junge Mann eine Drogenplantage an, für die er sich nun vor dem Calwer Amtsgericht verantworten muss.

"Bei den Großeltern in Neubulach konnten 24 Pflanzen mit 191 Gramm Marihuana sichergestellt werden", hielt Staatsanwältin Edith Zug dem Beschuldigten unerlaubten Anbau von Drogen vor. Die Zuchtanlage flog Ende Januar auf. Darüber hinaus fanden die Ermittler in der Böblinger Wohnung des Angeklagten Marihuana, ein Drogengemisch und Tabletten, die zu Betäubungsmitteln zählen. "Sie waren, in der Absicht, sie zu verkaufen, bereits verpackt", sagte die Anklägerin.

"Aus Kostengründen habe ich die Pflanzen selbst angebaut", räumte der 23-Jährige ein, die Plantage in Betrieb genommen zu haben. Ihm sei bewusst gewesen, dass es nicht erlaubt sei. "Die Nebenwirkungen von Ritalin haben mir nicht zugesagt, deshalb habe ich Cannabis probiert und gemerkt, dass es mir gut tut", berichtete der Angeklagte. Bei ihm sei im Kindesalter das so genannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) festgestellt worden.

Mit einem Schrank habe er die Plantage vor der Entdeckung durch Familienmitglieder oder Besucher im Haus der Großeltern geschützt. Dafür nutzte er das erste Obergeschoss im unbewohnten Gebäudeteil. Das Wissen um den Betrieb der Plantage sowie die notwendigen Gerätschaften habe er sich selbst zugelegt, entgegnete er auf Anfrage des Vorsitzenden Richters Marco Laxgang.

Angaben zum Fund von Drogen in der eigenen Wohnung verweigerte indes seine Verteidigerin Judith Hezinger. "Die Polizei wusste von diesem Depot schon, bevor der Anzeigeerstatter den Ball ins Rollen gebracht hat", verwies sie auf ihren Eindruck von Widersprüchen im Zuge der Ermittlungen. Deshalb unterbrach Laxgang die Verhandlung, um sie am 11. August mit Zeugen fortzusetzen.