Dem Info-Austausch zum Bau einer Gemeinschaftsunterkunft stellten sich die Verantwortlichen des Landkreises Calw und der Stadt Neubulach. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Großes Interesse für geplante Gemeinschaftsunterkunft / Konkretes Engagement mündet in Bürgerpatenschaft

Von Steffi Stocker

Neubulach. Die Vorstellung der Planungen für eine Gemeinschaftsunterkunft in Neubulach stieß auf großes Interesse in der Bevölkerung. Insgesamt war beim Info-Termin in der Festhalle große Aufgeschlossenheit für das Projekt sowie auch konkretes Engagement spürbar.

"Die Anonymität zu nehmen, erfordert den ersten Schritt", warb Frank Wiehe um das Knüpfen von Kontakten zu Asylbewerbern. Der Erste Landesbeamte des Landkreises Calw gewann über den regen Austausch zudem den Eindruck, dass kein Anlass für vermehrte Sorgen in der Bergwerksstadt bestünde.

Im Vorfeld hatte er die Flüchtlingssituation weltweit, in Europa sowie in Deutschland dargestellt und die zu erwartenden Zahlen für den Landkreis erläutert. "Deren Unterbringung wollen wir nicht gegen den Willen, sondern einvernehmlich mit den Gemeinden koordinieren", so Wiehe zu den Prognosen, wonach für das kommende Jahr 3400 Flüchtlinge erwartet werden. Deshalb biete sich in großen Gemeinden eine Gemeinschaftsunterkunft an. Neben Neubulach sind auch für Altensteig und Wildberg solche in Planung.

"Wir haben viele aufgeschlossene und positive Reaktionen erfahren", berichtete Bürgermeisterin Petra Schupp vom Echo im Vorfeld der Informationsveranstaltung. Im Moment seien in der Stadt 31 Asylbewerber untergebracht. Da bis Ende kommenden Jahres anhand des Einwohnerschlüssels 125 Flüchtlinge unterzubringen sind, könnten sich Verwaltung und Gemeinderat die Lösung einer Gemeinschaftsunterkunft vorstellen.

In der voll besetzten Festhalle stellte Sozialdezernent Norbert Weiser die Leistungen für Asylbewerber sowie die Betreuung durch den Landkreis vor. "Die Sozialarbeiter sind zudem Ansprechpartner für das Umfeld in der Gemeinde", verwies er auf eine sozialverträgliche Belegung. "Rund 50 Prozent der Plätze werden mit Familien belegt, die Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter haben, und wir fördern ihre Bürgerpatenschaft", so Ralf Bühler vom Asylbewerbersozialdienst. Eine Mutter hatte sich wegen der Nähe der Unterkunfst zur Schule besorgt gezeigt. Zudem sicherten die Verantwortlichen Kontrollen und Überwachung, wie sie bereits bei anderen Einrichtungen bestehen, zu.

Hinter der Sporthalle sollen zwei lang gestreckte Gebäude in Ausführung einer Reihenhausanlage des sozialen Wohnungsbaus entstehen. "Jeweils zweigeschossig mit gemeinschaftlichen Küchen und Duschbädern für je zwei Wohneinheiten sind vorgesehen", erläuterte Volker Renz. Er nannte für die in Holzkonstruktion ausgeführte Erstellung eine Bauzeit von rund sieben Monaten. "Mit handwerklicher Vorfertigung erreichen wir nicht nur die Wertschöpfung in der Region, sondern höhere Qualität bei ähnlichen Kosten wie mit einer Container-Lösung", ergänzte der Planer des Landratsamtes.

Die Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro trägt der Landkreis. "Natürlich bekommen wir das Geld vom Land, aber im Endeffekt tragen wir alle als Steuerzahler den finanziellen Aufwand", sagte Wiehe ohne Beschönigung.

"Wir sollten auf den emotionalen Bereich verzichten und schauen, was wir tun können, uns mit Ideen beteiligen, statt uns auf Anfeindungen einzulassen", beantwortete ein Zuhörer einen verbalen Einwurf mit gegenteiliger Meinung. Unerwartet und überwältigend sei das ehrenamtliche Engagement, so Weiser. Dessen Netzwerk koordiniert Heike Thomas vom Landratsamt.

Deshalb stellten sich auch die Bürgerschaft von Neubulach sowie die vapic-Stiftung vor, die Plattformen möglicher Unterstützung in zeitlicher, materieller und finanzieller Hinsicht bieten. Aus dem Publikum wurde zudem angeregt, die Fähigkeiten der Asylbewerber zu erkunden und ihnen die Chance zu geben, sich einzubringen. "Es ist wichtig, das richtige Mittelmaß zu finden, sich nicht von der Thematik beherrschen zu lassen", sagte Wiehe.

In der Sitzung am heutigen Mittwoch behandelt der Neubulacher Gemeinderat diese Thematik, um zu entscheiden, ob dem Bau einer Gemeinschaftsunterkunft zugestimmt werden könne.

Unter http://riff.vapic.de, der Homepage von "Regionale Integrationshilfe für Flüchtlinge", sind Informationen sowie Kontakte fürs Mitwirken bei Unterstützeraktionen in Neubulach zu erhalten.