Auf bisherigen Acker- und Wiesenflächen in Stammheim ist Platz für 320 Wohnungen Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart

Im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert in Stammheim sollten bereits seit Anfang 2014 die Bagger rollen. Hier ist Platz für 320 neue Wohnungen. Doch es tut sich nichts. Zwei Kläger, die einen anderen Zuschnitt ihrer Flächen fordern, blockieren die gesamte Entwicklung.

Stuttgart - In der Landeshauptstadt ist Baugrund Mangelware. Jährlich sollen 1800 neue Wohneinheiten entstehen, in 300 davon sollen mit Hilfe städtischer Förderung auch Familien mit schmälerem Geldbeutel einziehen können. Grünen-Oberbürgermeister Fritz Kuhn stimmte bei der Verabschiedung des Bebauungsplanes für das Gebiet Langenäcker-Wiesert in Stammheim daher gegen die Grünen-Fraktion. In der Abwägung zwischen Naturschutz und sozialen Aspekten sei er für den Wohnungsbau, auch wenn er auf der grünen Wiese stattfinde, hatte Kuhn im Februar 2014 sein Votum begründet.

Kuhns Einsatz zeigte bisher keine Wirkung. Zwei Kläger, die sich im Umlegungsverfahren übervorteilt sehen, blockieren. Einer davon ist eine Wohnungsbaugesellschaft. Sie kaufte während des Umlegungsverfahrens, also des Neuzuschnitts der Wiesen und Äcker zum Bauland, Flächen von privater Seite und wollte die von der Stadt mit dem Voreigentümer besprochene Zuteilung neu aufrollen. Man habe dies „auf Wunsch der Klägerin in gewissem Umfang getan“, so die Auskunft der städtischen Pressestelle. Aber eben „nicht vollumfänglich“. Der zweite Kläger will ganz andere Grundstücke und bezweifelt auch die Grundstückswerte in dem 88 053 Quadratmeter großen Neubaugebiet.

Bisher wurde nur ein zentraler Kanal zur Siedlungsfläche gelegt. Alle weiteren Erschließungsarbeiten hat die Stadt gestoppt. Wenn sich am Zuschnitt von zwei Grundstücken etwas ändern sollte, würden Anpassungen auch an anderer Stelle nötig, befürchtet Stephan Oehler, stellvertretender Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, einen Dominoeffekt.

Die Grundstückspreise sind von 2014 auf 2015 erheblich gestiegen

Mindestens bis Ende Oktober kann die Stadt kein einziges Grundstück zum Verkauf ausschreiben. Bei einer möglichen Berufung könnte sich der Fall auch noch ein Jahr länger ziehen. Die Bewerber für ein Haus auf eigener Scholle stehen im Bezirksrathaus Schlange. „Wir haben inzwischen die Adressen von mehr als 200 Familien aus Stammheim und rundum“, sagt Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Die Rathaus-Liste habe „keine rechtliche Bindungswirkung“, stellt Korge klar.

Mit ihr könne sie per Mailkontakt alle Interessenten auf den neuesten Stand bringen. Viele hätten eine Einverständniserklärung unterschrieben, die die Weitergabe ihrer Daten an private Eigentümer erlaube. Die halten die Mehrzahl der Grundstücke. Auf den städtischen sollen 90 geförderte Wohneinheiten entstehen, 60 als Mietwohnungen.

„Bei Umlegungen in der Region kommt es öfter zu Klagen, dass ein Baugebiet bei uns blockiert wird, ist selten“, sagt Doris Rüdiger, stellvertretende Leiterin des Amts für Liegenschaften und Wohnen. Die Klage erschwere zusätzlich, die angestrebten Neubauzahlen zu erreichen. Die Verzögerung wird auch auf die Kaufpreise durchschlagen. Der Quadratmeter werde bei mindestens 550 bis 580 Euro pro Quadratmeter liegen, verweist Rüdiger auf die Bodenrichtwerte umliegender Grundstücke in Stammheim für 2015. Im Jahr zuvor lagen sie noch bei 530 Euro. Der Zuschlag für städtischen Grund geht an den Höchstbietenden. „Die Grundstücke werden weggehen, egal, wie hoch der Preis ist“, sagt Korge.