Wanderer gehen im Nordschwarzwald beim Ruhestein durch den Bannwald. Foto: dpa

Landtags-CDU sucht in Baiersbronn Position in Nationalpark-Debatte. Einigkeit beim Thema Bürgerbefragungen.

Baiersbronn - Offen - aber nicht neutral: So gibt sich die Landes-CDU in der Auseinandersetzung um einen Nationalpark im Nordschwarzwald. Und parteiintern ist bei dem Thema durchaus noch Luft drin.

Wie demonstriere ich Offenheit in einer Diskussionsrunde, bei der schon im Vorfeld die einseitige Besetzung des Podiums kritisiert wurde? Dem Chef der CDU-Landtagsfraktion Peter Hauk ist dieser Spagat in der Schwarzwaldhalle in Baiersbronn weitgehend gelungen. Unter den rund 600 Besuchern der Veranstaltung waren die Projektkritiker zwar in der Mehrheit, doch auch die Befürworter eines Nationalparks im Nordschwarzwald fanden Gehör.

Allen voran NABU-Landeschef Andre Baumann. Er erinnerte an alte Zeiten, als unter Hauk als Landwirtschaftsminister wichtige Projekte wie das Alt- und Totholzkonzept im Land auf die Bahn gebracht wurden und wünschte sich für den Nationalpark im Nordschwarzwald "einen Peter Hauk im Quadrat". So weit ging dieser freilich nicht: "Wir wollen mehr Naturschutz und Artenvielfalt, aber wir wollen keinen Artenschwund bei den Menschen und leere Weiler in der Region", so der CDU-Chef. Deshalb sei es wichtig, alle gesellschaftlichen Gruppen bei diesem Projekt mitzunehmen. Das empfahl er auch der grün-roten Landesregierung: "Sonntagsbesuche reichen da nicht."

Es wurde reichlich Kritik geäußert

Kritik wurde in Baiersbronn reichlich geäußert, etwa von Martin Keppler. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald bemängelt nicht nur die spärliche Einbindung der regionalen Wirtschaft in das Projekt, sondern sorgt sich auch um den Ruf des Nordschwarzwalds als Technologiestandort: "Das Image als Waldland ist nicht geeignet, um junge Menschen für die Gegend zu begeistern", so Keppler.

Ein weiterer Knackpunkt: sei die Infrastruktur. "Wir haben heute schon Probleme. Wie sieht das aus, wenn hier Scharen von Touristen unterwegs sind?", fragt Keppler. Dass die überhaupt kommen, bezweifelt allerdings der Parkkritiker und ehemalige Forstprofessor Wolfgang Tzschupke. Dem pflichtet der ehemalige Freudenstädter Landrat und Naturparkvorsitzende Peter Dombrowsky bei: "Wenn man den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord finanziell und personell aufstocken würde, könnte man dort touristisch mehr erreichen als in einem Nationalpark."

Die mangelnde Einbindung seiner Klientel in das Projekt kritisiert auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Freudenstadt, Gerhard Fassnacht: "Wir Landwirte sind in der Region verwurzelt und werden gänzlich ausgegrenzt." Zweifel am touristischen Mehrwert eines Nationalparks und geplanten Waldumbau hegt Patrik Rapp, forst- und naturschutzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Beides werde sich nur mit erheblichem finanziellen Aufwand realisieren lassen.

Doch trotz aller Kritikpunkte will die Landes-CDU den Nationalpark derzeit nicht abschreiben: "Klar ist, dass wir das Gutachter zum Nationalpark abwarten und die Meinung der Menschen in der Region einholen", so Hauk. Ein solches Projekt brauche nicht nur mehr Staat, sondern auch mehr Bürger.

Einigkeit herrschte daher über die geplanten Bürgerbefragungen in den vom Nationalpark betroffenen Gemeinden: Die wurden von den Kritikern begrüßt. Die Ergebnisse dieser Befragung sollten Orientierung für die Abstimmung über den Nationalpark im Landtag sein, meint der Calwer CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke. Seine Haltung zum Nationalpark umschreibt der erklärte Kritiker süffisant: "Ich würde mich gerne überzeugen lassen."