Sänger Xavier Naidoo hat Ärger wegen eines Auftritts vor rechtem Publikum in Mannheim. Foto: dpa

"Reichsbürger" lehnen die Bundesrepublik ab. Bei einer Demo dieser Gruppierung hat der Popstar Xavier Naidoo gesprochen. Jetzt geht auch die Popakademie Baden-Württemberg auf Distanz.

Mannheim - Nach Xavier Naidoos (43) Rede vor einem rechtspopulistischen Publikum hat die Popakademie Baden-Württemberg die Zusammenarbeit mit ihrem Mitinitiator auf Eis gelegt. „Wir distanzieren uns von den fragwürdigen und irritierenden politischen Äußerungen und dem Auftritt Xavier Naidoos“, erklärte Geschäftsführer Udo Dahmen in Mannheim.

Der Sänger hatte am Tag der Deutschen Einheit in Berlin bei einer Demonstration der sogenannten Reichsbürger gesprochen. Diese lehnen die staatliche Ordnung in Deutschland ab.

Der Sänger habe in den vergangenen Jahren an je zwei bis drei Tagen als Gastdozent Workshops zum Thema Songwriting gegeben, sagte Dahmen. „Die für die Zukunft geplanten Termine sind von der Direktion der Popakademie ausgesetzt worden bis mit Xavier Naidoo persönlich zum Sachverhalt gesprochen werden konnte.“

Die Popakademie in Mannheim schätze Naidoo als langjährigen Förderer und Dozenten. „Irritiert haben wir die mediale Berichterstattung über seine Auftritte in Berlin zur Kenntnis genommen. Wir kennen ihn als geradlinigen und sozial engagierten Menschen.“

Naidoo verteidigt sich

Naidoo selbst hatte den Auftritt in einem SWR-Interview verteidigt:„Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch zu „Reichsbürgern“. Auch auf die NPD. Das ist mir alles Wurst.“

„Die Frau Merkel kann sich auch nicht aussuchen, ob sie vor den Linken oder vor irgendjemandem spricht. Sie muss als Bundeskanzlerin vor allen sprechen“, sagte Naidoo dem SWR-Politikmagazin „Zur Sache Baden-Württemberg!“. Er behalte sich das Recht vor, sich „systemkritisch“ zu äußern. „Und deswegen musste ich zu beiden Veranstaltungen hingehen - zu den Menschen der Mahnwachen und zu den Menschen, die sich „Reichsbürger“ nennen, weil es sind alles Systemkritiker so wie ich. Wir brauchen diese Meinungsfreiheit, um unsere doch nicht ganz massentaugliche Meinung zu sagen.“

Was sind die "Reichsbürger"?

Unter dem Begriff Reichsbürger firmieren laut Verfassungsschutz verschiedene Gruppierungen, für die das Deutsche Reich etwa in den Grenzen von 1937 fortbesteht. Sie erkennen die Bundesrepublik als Staat nicht an und damit auch nicht deren Gesetze und Behörden. Die Akteure sind teilweise in der rechtsextremen Szene verankert. Sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter weigern sich, Steuern, Sozialabgaben oder Bußgelder zu zahlen. Häufig zweifeln sie amtliche Bescheide oder Verwaltungsakte an. Manchmal werden Behördenmitarbeiter bedroht. Auch Fantasiepapiere wie „Reichsausweise“ oder angebliche Rechtsgutachten sind im Umlauf.