Wer den Lust-Kaugummi kaut, kann sich seine Gesundheit schädigen. Foto: dpa/Symbolbild

Sie sollen die Lust steigern, viele Nahrungsergänzungs-Mittel sind aber ungesund.

Stuttgart - Die Lust kommt beim Kauen. Nicht einmal zehn Minuten soll es dauern, bis der Super-Lover-Kaugummi seine besonders langanhaltende Wirkung entfaltet und jedem Mann nicht nur mehr Atemfrische verleiht, sondern ihn auch zum allzeit bereiten Liebhaber werden lässt. So verspricht es zumindest der Hersteller im Internet. Und weil Sex schließlich jedem Spaß machen soll, gibt es "Beauty Angel", den Super-Lover-Kaugummi für die Frau, gleich mit dazu - mit Orangengeschmack.

Doch wer sich diese luststeigernden Kaugummis in den virtuellen Einkaufswagen packt, kann sich auf Dauer die Gesundheit ruinieren. So warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dringend vor gefährlichen Inhaltsstoffe dieser scheinbar rein pflanzlichen Potenzmittelchen. So enthalten viele die Zutat Tadalafil, das zwar medizinisch zur Behandlung von Impotenz eingesetzt wird, bei falscher Medikation aber zu einem Kollaps führen kann.

Doch nicht nur Super-Lover-Kaugummis sind von den Verbraucherschützern als gesundheitsgefährdend eingestuft worden: Gefährliche Stoffe fanden sich auch in Schlankmachern und Fitnesspräparaten. Fast jedes dritte Nahrungsergänzungsmittel ausländischer Herkunft, das die Verbraucherschützer bei Testkäufen erwarben, enthielt illegale und hochgradig gesundheitsschädliche Substanzen. Bestellt wurden die Produkte über deutschsprachige Webseiten oder Verkaufsplattformen.

Milliardengeschäft mit Präparaten aus aller Welt

Bei der Untersuchung, die vom nordrhein-westfälischen Verbraucherministerium unterstützt wurde, ließen die Tester 70 Produkte aus den Bereichen Anti-Aging, Gewichtsreduktion, Potenz- und Libidosteigerung sowie Fitnesszuwachs auf ihre Inhaltsstoffe analysieren. Das Ergebnis: Obwohl alle Produkte als "natürliche" Nahrungsergänzungsmittel verkauft wurden, enthielten 13 von 21 Schlankheitsmitteln, 8 von 13 Libido- und Potenzpräparaten sowie 6 von 21 Sportlerprodukten verbotene und riskante Arzneien, die weder auf der Webseite noch auf der Verpackung angegeben waren.

Die bedenklichsten Produkte enthielten verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Sibutramin und Tadalafil oder Stimulanzen wie Ephedrin und Amphetamin. Der Arzneiwirkstoff Sibutramin, bei der Untersuchung in Diät-Pillen aufgespürt, kann erhöhten Blutdruck, eine gesteigerte Herzfrequenz und starke Übelkeit auslösen. In Schlankmachern enthaltenes Phenolphthalein gilt als potenziell krebserregend. Stimulanzen, die im Großteil der vermeintlich natürlichen Fitnessprodukte verwendet wurden, spendeten dem Körper keine neue Energie, sondern beuteten die Energiereserven des Körpers bis zur völligen Erschöpfung aus. Eine Überdosierung könne Freizeitsportlern Muskelblockaden und im Extremfall den Tod bescheren, warnten die Verbraucherschützer. Um seriös zu wirken, bedienten sich einige Firmen falscher Gütesiegel - etwa von der Stiftung Warentest.

Der Online-Handel mit Präparaten aus aller Welt, die besseren Sex, eine schönere Figur oder mehr Fitness versprechen, ist nach Angaben der Verbraucherzentrale inzwischen ein Milliardengeschäft. Schließlich sind die angeblichen Wundermittel nicht billig: Rund 30 Euro geben Online-Käufer im Schnitt für eine Packung aus.

Es sei fatal, dass Anbieter das Internet als Schlupfloch nutzen könnten, kritisierten die Verbraucherschützer. Sie fordern daher eine konsequente Überwachung des Marktsegments durch die Behörden und eine effizientere Verfolgung von Verstößen. Auch Online-Plattformen wie Ebay oder Amazon müssten die bei ihnen angebotenen Waren stärker kontrollieren.