Premiere gelungen: Im nächsten Jahr gibt es in der Nagolder Stadtkirche wieder eine Vesperkirche. Foto: Fritsch

Zweite Auflage in Stadtkirche startet mit optimistischer Schätzung. Infoveranstaltung am 7. November.

Nagold - Am Anfang waren sie alle ein wenig skeptisch gewesen. Würden die Nagolder das Projekt wohl annehmen? Sind 120 Essen pro Tag etwa zu hoch gegriffen? "Die Vesperkirche war einfach mit einem großen Fragezeichen verbunden", bringt Veronika Rais-Wehrstein von der katholischen Kirche es auf den Punkt.

Doch zur Freude aller Beteiligten erwiesen sich die Zweifel schnell als unbegründet: Bis zu 500 Essen täglich gingen Anfang des Jahres am Ende des Projektes in der Stadtkirche über den Tresen. Aus den zu Beginn 16 Helfern waren rund 60 geworden, unter denen sich auch Schüler eines Sozialkurses des OHG befanden – dessen Teilnehmer sich übrigens nach kurzer Zeit auch außerhalb ihrer Dienstzeiten einbrachten. Etliche Kuchenspenden bereicherten indes das kulinarische Angebot – und fanden stets dankbare Abnehmer.

Kein Wunder also, dass die vierköpfige, ökumenische Vorstandschaft der Vesperkirche aus der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) schon bald an eine Neuauflage des Projektes im kommenden Jahr dachte. Diesmal werden der evangelische Diakon Bernd Schmelzle, Marie-Luise Katz von der methodistischen und Veronika Rais-Wehrstein von der katholischen Kirche sowie der evangelische Pfarrer Reinhard Hauber allerdings deutlich optimistischer planen.

So rechnen die Verantwortlichen mit einem Bedarf an 50 Helfern – darunter auch erneut die Teilnehmer des OHG-Sozialkurses – und 30 Kuchenspenden sowie zwischen 250 und 400 Essen pro Tag. "Unser Anliegen sind aber nicht die großen Zahlen, sondern in erster Linie die Begegnungen", betont Pfarrer Hauber.

Denn natürlich wünschen sich die Vorsitzenden schon, dass das Modell der Vesperkirche in Nagold noch bekannter wird und Bürger aus allen Schichten das Angebot wahrnehmen. Wirklich wichtig dabei ist aber vor allem, dass Berührungsängste abgebaut werden, um ein Treffen verschiedenster Menschen auf Augenhöhe überhaupt erst zu ermöglichen. Dass im besten Fall neue soziale Kontakte entstehen und sich ein Gespür für die Bedürfnisse anderer entwickelt.

Schließlich gehe es beim Konzept der Vesperkirche nicht zuletzt darum, Einsamkeit und versteckter Armut entgegen zu wirken. Deshalb werden sich im kommenden Jahr pro Tag auch erneut zwei Seelsorger bei Bedarf um die Gäste kümmern.

Bevor die zweite Vesperkirche allerdings durchstarten kann, stehen zunächst noch einige andere Termine auf dem Programm. So lädt die ACK am Freitag, 7. November, alle Interessierten ab 19.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung ins Nagolder Lemberggemeindehaus ein. Am 13. Dezember steigt ab 19.30 Uhr in der methodistischen Kirche in Nagold ein Benefizkonzert mit dem Duo "Sternenkind" zugunsten der Vesperkirche.

Wer sich als ehrenamtlicher Helfer beteiligen möchte, kann sich zwischen 15. und 19. Dezember sowie zwischen 7. und 16. Januar unter der Nummer 0172/72 09 54 9 anmelden. Auch Kuchenspenden dürfen dort gemeldet werden. Informationen zur Vesperkirche sowie zum Spendenkonto gibt es bei Diakon Bernd Schmelzle, Telefon 07452/84 10 17.

Die zweite Nagolder Vesperkirche wird vom 25. Januar bis zum 8. Februar 2015 täglich von 11 bis 15 Uhr geöffnet sein, Essen gibt es ab 11.30 Uhr.