Eine bunt gemischte Gruppe brachte die Kurzversion der Zauberflöte zur Aufführung. Ganz vorne Barbara Ehmann, bei der die Fäden zum Projekt zusammenliefen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Liederzauber auf der Hohennagold führen Chorsänger und Musikschüler eine eigene Version der Oper auf

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Zwei Tage lang herrschte auf der Burgruine Hohennagold der Ausnahmezustand. Das große Verbands-Chortreffen oder besser gesagt der "Liedzauber" mit 15 teilnehmenden Gesangsensembles und einem großen Publikum verlangte von den Organisatoren ein Maximum an Fleiß und Geschick. Im Endeffekt genossen unzählige Gäste den Aufenthalt auf dem Schlossberg unbeschwert und in vollen Zügen.

Zum Abschluss war ein Extra-Leckerbissen angesagt: die Aufführung der "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart – und zwar in heimischer Besetzung. Weil an der Vorstellung neben zwei Profisängern auch erwachsene und sehr junge Akteure von der Nagolder Musikschule mitwirkten, wurde die Oper zurechtgeschnitten. Das sonst verzwickte Libretto verwandelte Gesangsdozentin Barbara Ehmann in eine zugängliche Geschichte, unangetastet dagegen blieben mehrere komplette Arien, Duette und Chöre.

Bereits im Vorfeld leisteten Ehmann und ihre Schüler eine ganze Menge Arbeit. Zwar gehören die individuelle Stimmbildung, die Einstudierung der Solopartien und das Singen in Ensembles zum Standardunterricht der Musikschule, doch eine Mozart-Oper auf die Bühne zu bringen bedeutete für alle Beteiligte eine große Herausforderung und verlangte ein Maximum an persönlichem und musikalischem Engagement. Hinzu kamen unzählige Arbeitsstunden mit Korrepetitorin Sabine Joß und szenische Gesamtproben mit dem Emminger Männerchor in der Schlussphase.

Ohne große Allüren, aber voller Eifer und Überzeugung brachte die gut eingespielte Truppe ihr Spektakel über die Bühne. Während Barbara (Sopran) und Stefan Ehmann (Tenor) das Publikum mehrmals von den Sitzen riss, außer Konkurrenz in den Rollen von Papagena und Papageno brillierend, boten Jürgen Porbadnigk (Prinz Tamino), Tanja Beutler, Monika Braun und Stéphanie Caupin (drei Damen) ihren Mentoren die Stirn mit einem wirklich gut gelungenen Quintett.

Statt drei Knaben, wie die Oper-Originalfassung vorsieht, stellten sich auf die Bühne gleich ein Dutzend Buben und Mädchen vom Kinderchor der Musikschule, mit von der Partie Matthieu Caupin von den Aureliusknaben. Ihre Soll-Chöre führten die kleinen Sänger aus allen Leibeskräften aus und die frischen Kinderstimmen eroberten im Nu die Publikumsherzen.

Völlig ernst, auch mit gewisser Bewunderung nahm Stefan Ehmann junge Solisten als jugendliche Partner wahr – sowohl den Akkordeonisten Marvin Markel als auch die blutjunge Emilie Caupin (Pamina) mit ihrer gerade aufblühenden, sauberen Sopranstimme. Es schien dem Tenor-Meister eine Freude zu sein, mit der Gesangselevin auf derselben musikalischen Welle zu schwimmen.

Für die berühmte Arie der Königin der Nacht legte sich Tanja Beutler mächtig ins Zeug und lieferte einen emotional geladenen, geradezu weiblich rachsüchtigen Gesang voller anspruchsvoller Koloraturen. Ruhig und besonnen wirkte dagegen der profunde und saubere Bass von Werner Schmid in der Arie "O Isis und Osiris", an der sich auch der Emminger Männerchor unter der Leitung von Katharina Wilding mutig und wohlklingend beteiligte.

Als Zugabe wiederholte die Gesamtbesetzung den Schlusschor. Mit seinem letzten Akkord verstummte der sommerliche Liederzauber auf dem Schlossberg endgültig. Hoffentlich aber nur bis zum nächsten Mal.