Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Was wird aus dem ehemaligen ABG? Gebürtiger Nagolder führt Investorengruppe an

Es ist eines der markantesten Gebäude in dieser Stadt: das Nagolder Aufbaugymnasium. In den vergangenen Jahren war es ruhig geworden um das ein Hektar große Areal. Was nicht heißt, dass nichts passiert wäre: Eine private Investorengruppe, angeführt von einem gebürtigen Nagolder, hat sich dem denkmalgeschützten Gebäude angenommen.

Nagold. Rainer Sindlinger war eher durch Zufall auf das ABG aufmerksam geworden. Vor vier Jahren blätterte er in einer überregionalen Sonntagszeitung, als ihm ein bekanntes Bild aus Kindheitstagen in die Augen stach: ein Foto vom ABG. Das Land als Eigentümer versuchte einmal mehr, einen Käufer für das Gebäude per Zeitungsannonce zu finden.

Mehrere Versuche waren zuvor schon fehlgeschlagen. Schon in der Ägide von OB Rainer Prewo, dem Vorgänger des heute amtierenden Stadtoberhauptes Jürgen Großmann, hatte die Stadt Interesse an dem ehemaligen Lehrerseminar bekundet, das nach dem 70er Krieg im 19. Jahrhundert mithilfe französischer Reparationszahlungen als Lehrerseminar errichtet worden war, später auch als Lazarett diente und bis heute angehende Straßenwärter unter den Fittichen des CJD beherbergt. Zu Prewos Zeiten konnte man sich in dem riesigen Bau mit seinen 4000 Quadratmetern Grundfläche ein Wirtschaftsgymnasium vorstellen. Zuletzt dachte man im Rathaus im Stillen darüber nach, hier die Musikschule oder das Jugendforschungszentrum unterzubringen. Doch kein Konzept setzte sich durch.

Eigentlich "ein paar Hausnummern zu groß"

Zugleich drängte das Land auf eine Entscheidung. In diesem Moment kam eben Rainer Sindlinger ins Spiel. Ein gebürtiger Nagolder, in der Hinteren Gasse (heutige Turmstraße) zur Welt gekommen und Zeit seines beruflichen Lebens mit Sanierungen von Großprojekten beschäftigt: vom Bohnenviertel und Schwabenzentrum in Stuttgart über die Sondersanierung nach dem großen Erdbeben 1978 in Albstadt bis hin zu seiner Selbstständigkeit seit 1993, in der sich der 61-Jährige vornehmlich der Entwicklung von Gewerbeimmobilien mit Schwerpunktbereich Handel angenommen hat.

Sindlinger bewarb sich beim Land, obgleich das ABG für ihn eigentlich "ein paar Hausnummern zu groß war", wie er im Gespräch mit unserer Zeitung offen einräumte. Die Verhandlungen zogen sich über Jahre hin: "Ich dachte, es wär’ schon weg" – da bekam er den Zuschlag. Über den Kaufpreis hüllt man sich in Schweigen, aber Sindlinger wusste, was für einer großen Herausforderung er sich stellte. Und ja, das habe ihm auch manche schlaflose Nacht beschert. Er gründete eine Firma, die ABG GmbH & Co KG und holte sich mit Eckhart Schäufele und einem weiteren Partner aus Freiburg zwei Sanierungsfachleute als Gesellschafter mit ins Boot.

Im Januar, wenn die Straßenwärter ausziehen, werden die Investoren den Bau offiziell übernehmen. Was aus ihm wird, ist allerdings noch offen. Sindlinger würde am liebsten wieder eine Bildungseinrichtung in dem denkmalgeschützten Gebäude unterbringen, alle Vorstöße bei Privatschulen wie auch bei der Nagolder LDT fruchteten indes nicht. Eine Umnutzung in Wohnraum sei "vom Grundriss her eher schwierig" – und vor allem ein zu großer Aufwand. Auch Bürobedarf halte sich in Nagold in Grenzen.

Noch ist man in der Sondierungsphase

Andere Überlegungen der Investoren tendieren Richtung Pflegeeinrichtung oder gen Ausbildungsstätte für die Pflege. Noch sei man in der Sondierungsphase. Wobei es offenbar auch schon konkretere Anfragen gibt: "Es geht um die bauliche Voraussetzung, ob man das, was welche vorhaben, auch umsetzen kann." Mehr wollte Sindlinger nicht verraten.

Je nach neuer Nutzung gebe es bei den Umbaukosten nach oben keine Grenzen. Da sei man schnell im Bereich von fünf bis sechs Millionen Euro.

Wichtig ist ihm aber vor allem eines: Im ABG soll etwas entstehen, das "für die Stadt gut ist". Da fühle er sich gegenüber seiner Geburtsstadt in der Verantwortung.