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Robert Steiger erhält für seine Tauben Jahr für Jahr Auszeichnungen. Tiere fressen ihm aus der Hand.

Nagold - 18 deutsche Meisterschaften, dazu unzählige weitere Titel auf Kreis- und Landesebene: Robert Steiger ist ein preisgekrönter Taubenzüchter. Bis nach Israel und Russland hat er seine Tiere verkauft. Dennoch sind die Erfolge für ihn geradezu eine Nebensache.

Das Zuhause von Taubenzüchter Robert Steiger liegt abseits der Wohngebiete. Ein einzelnes Haus am Straßenrand der B 463. Schon ein erster Blick auf den Hof offenbart den Grund für diese Abgeschiedenheit: Über drei Garagen hinweg hat Steiger neben seinem Haus einen Taubenschlag gebaut. "In einem Wohngebiet kann man das nicht machen", erklärt er.

Im Inneren des Hauses offenbart sich, wie erfolgreich Steiger mit seiner Taubenzucht ist. Auf dem Kachelofen und den Wohnzimmerschränken stehen Pokale und Trophäen. An der Wand hängen Ehrenbänder, Urkunden und Wimpel. Bei der Frage, wie viele Preise er schon gewonnen hat, schüttelt er den Kopf: "Das weiß ich nicht."

18-mal sei er deutscher Meister geworden, all die anderen Auszeichnungen könne er schon lange nicht mehr zählen. Steiger läuft zu einem Wandschrank und holt einen dicken Ordner hervor. Fein säuberlich hat er darin all seine Urkunden und Auszeichnungen abgeheftet. Ein etwa zehn Zentimeter hoher Stapel lässt erahnen, weshalb Steiger mittlerweile den Überblick verloren hat.

Erste Urkunde reicht zurück in 1970er-Jahre

Die erste Urkunde ist auf das Jahr 1973 datiert. "Gezüchtet hab ich aber schon als junger Bub", sagt der heute 85-Jährige. Seinen jüngsten Erfolg feierte Steiger im vergangenen Jahr: 2015 gewann er die Kreismeisterschaften. Bis nach Russland und Israel hat er seine Tiere verkauft.

In Nagold hatte Steigers Zucht – damals noch gemeinsam mit seinem Vater – mit Wiener Tümmlern und Stralsunder Hochfliegern begonnen. Bei einer Ausstellung in Stuttgart habe er dann ein Paar Polnische Langschnäblige Tümmler gekauft – es sollte der Beginn seiner Erfolgsgeschichte werden. Die meisten seiner Siege gehen bis heute auf das Konto der "Polen".

Der 85-Jährige hat sich mittlerweile auf zwei Rassen mit je zwei Farbenschlägen spezialisiert: Dänische Tümmler in rot und schwarz und die bereits genannten "Polen", jeweils eisfarbig- und perlfarbig-geelstert. 106 Tiere nennt Steiger sein Eigen. Wie man dabei den Überblick behält? "Ist alles aufgeschrieben", sagt Steiger und tippt mit dem Zeigefinger auf ein kleines, schwarzes Büchlein. Darin findet sich die Familiengeschichte jedes einzelnen Tieres samt Geburtsdatum und Vorfahren.

Gegen Mittag schaut Steiger bei seinen Tauben vorbei. Als er die Holztreppe zum Taubenschlag hinaufsteigt, sind die Tiere bereits in heller Aufruhr. Gemächlich öffnet der "Ziehvater" die Tür und steigt in den Käfig. Eine der Tauben fliegt auf ihn zu, lässt sich kraulen. "Der hier ist ganz verspielt", erklärt Steiger, während er das Tier streichelt. Die Tauben vertrauen ihrem Züchter, fressen ihm im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hand.

85-Jähriger investiert viel Zeit und Geld

Manchmal sei das ein Vorteil bei den Ausstellungen, erklärt Steiger: "Manche Preisrichter mögen es, wenn die Tiere verspielt sind." Andere wiederum missbilligen, wenn das Tier sich nicht genug präsentiert. Für Steiger ändert das allerdings nichts im Umgang mit seinen Tauben. "Ich züchte aus Liebe zum Tier", sagt er. Auch wenn er sich über die Preise freue und stolz sei, in erster Linie ginge es ihm um den Spaß an seinem Hobby.

Wie viel Zeit und Geld er in dieses Hobby investiert, zeigt sich, als Steiger seine Futterzusatzmittel präsentiert: Knoblauch-Zwiebel-Saft, Edel-Öl-Mix, Bierhefe, Weidenrindentee – für seine Tauben ist Steiger nichts zu teuer. Hinzu kommen Vitamine, die er in das Trinkwasser gibt sowie Badezusätze, die das Federkleid pflegen.

Als die Frage nach zukünftigen Ausstellungen fällt, wird der Züchter schwermütig. Nur zu gerne würde er wieder einmal an einer großen Ausstellung teilnehmen, eine Bundesschau des Verbandes Deutscher Rassetaubenzüchter in Leipzig besuchen. Doch das fortschreitende Alter mache ihm dabei einen Strich durch die Rechnung. Ob er jemals daran gedacht hat, aufzuhören? Steiger schüttelt den Kopf: "Niemals. Ich züchte Tauben, so lange ich kann."