Vertreter von BUND, der Stadt Nagold und vom Verein für Heimatgeschichte pflanzten eine neue Linde. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwei Nagolder Vereine sorgen für Ersatzpflanzung am Häfele-Kreisverkehr

Von Tim Geideck

Nagold. Rechtzeitig vor der Landesgartenschau hat Nagold seine Hungerlinde wieder. Noch ist sie ein vergleichsweise zartes Pflänzchen von knapp sieben Metern Höhe. 100 Jahre wird es dauern, bis die neue Linde am Häfele-Kreisel die Dimension ihrer Vorgängerin erreicht hat. Doch schon jetzt soll sie die Stadt vor "dunklen Wolken" bewahren.

1817 wurde die alte Hungerlinde als Dankesbaum gepflanzt, Nagold hatte gerade eine Hungersnot hinter sich. Ähnlich wie zuletzt in Island explodierte damals ein Vulkan in Indonesien. Die Aschewolke verdunkelte die Sonne, Missernten waren die Folge. Vor einigen Jahren hat Jürgen Rabben die Geschichte der Linde wiederentdeckt. Fast 200 Jahre stand die Hungerlinde am Häfele-Kreisel, bis ihr ein Pilz den Garaus machte. Alle Rettungsversuche scheiterten, die Landesgartenschau sollte der symbolträchtige Baum nicht mehr erleben.

Ganz ohne Hungerlinde soll das Großereignis im kommenden Jahr jedoch nicht vonstatten gehen, dachten sich der BUND und der Verein für Heimatgeschichte und pflanzten nun an selber Stelle eine Nachfolgerin. "Dieser Platz schreit danach, dass hier wieder ein Baum gepflanzt wird", sagte Thomas Ebinger vom BUND, während Judith Bruckner vom Verein für Heimatgeschichte deutlich machte: "Das ist ein Stück Stadtgeschichte." So sah es auch Oberbürgermeister Jürgen Großmann: "Wir waren von Anfang an begeistert. Eine Kulturstadt lebt ganz entscheidend von einer Erinnerungskultur." Erinnerungen müssten vorsichtig erhalten werden, damit sie nachfolgende Generationen erleben könnten.

Die neue Hungerlinde ist 15 Jahre alt und stammt aus einer Riedlinger Baumschule. Sie ist derzeit etwa sieben Meter hoch, ihre Vorgängerin brachte es auf 30 Meter. 100 Jahre wird es dauern, bis diese Maße wieder erreicht werden. Während der BUND die 600 Euro für den Kauf der Linde beisteuerte, sorgte der Verein für Heimatgeschichte für eine entsprechende Hinweistafel. Da Teile der alten Hungerlinde noch erhalten sind, steht momentan die Idee im Raum, durch eine entsprechende Installation – etwa mit Hilfe der Nagolder Holzwerkstatt – zusätzlich auf die geschichtsträchtige Pflanzung von 1817 hinzuweisen.

Doch nicht nur der Erhalt der Stadtgeschichte steht mit der Neupflanzung in Verbindung. Die noch junge Hungerlinde soll Nagold laut Gottfried Berger vom BUND auch in Zukunft "vor dunklen Wolken bewahren, ob aus Island, Tschernobyl oder Fukushima".