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Freiluft-Router besser als private Indoor-Lösungen. Ausschuss erörtert technische Details.

Nagold - Das freie WLAN in Nagold wird wohl kommen. Doch in welcher Form – das ist auch nach einer zweiten Debatte im Technischen Ausschuss (TA) des Gemeinderats noch offen. Zumal das eigentlich zum Thema Strahlenschutz eingeladene Ingenieurbüro die Nagolder Räte dieses Mal versetzte.

Deren Auftritt und Vortrag musste man daher vertagen – spätestens bis zur nächsten ordentlichen Sitzung des Gesamt-Gemeinderats am 28. Juni. Eigentlich wollte man, so der entsprechende Eintrag auf der aktuellen Sitzungsvorlage, bereits bei der vergangenen Sitzung des Gemeinderats Anfang des Monats alle notwendigen Beschlüsse fassen. Doch um eine gute und solide Lösung zu finden, solle man sich für diese Entscheidung lieber mehr Zeit geben und lassen, wie es FWV-Rätin Siegrid Plaschke ausdrückte. Denn: "Alles andere wäre peinlich."

WLAN ist in dem Fall besser als Mobilfunk

Rafael Beier vom Nagolder Bauamt übernahm es, die aktuell bekannten Tatsachen vor allem zur im TA strittigen Strahlenbelastung durch die notwendigen WLAN-Router zu erörtern.

Seine klare Aussage: "WLAN ohne Strahlung gibt es nicht." Und: Es gebe den Einfluss von solchen Strahlungen auf bestimmte sensible Menschen. Aber dieser Einfluss sei bei unserer heutigen Lebensweise nicht mehr vermeidbar. Daher gelte: Man müsse jede Strahlung so gering wie möglich halten. Und: "WLAN ist unter diesem Aspekt besser als Mobilfunk." Weshalb es sogar Vorteile gegenüber dem "Strahlen-Status-quo" habe, den Menschen in Nagold zum mobilen Surfen im Internet ein öffentliches WLAN-Netz anzubieten statt sie über ihre normale Handy-Verbindung surfen zu lassen.

Seit der Diskussion über das öffentliche WLAN im TA im Mai hat die Stadt den Kontakt zu Städten mit bereits installierten öffentlichen WLAN-Netzen gesucht, um dort gemachte Erfahrungen abzufragen. Außerdem habe man sich vom Bundesamt für Strahlenschutz zum Thema Grenzwerte beraten lassen, sowie das – diesmal noch abwesende – Ingenieurbüro eingeschaltet, um auch bei der Auswahl der richtigen Technologie nichts dem Zufall zu überlassen. Dabei gehe es einerseits um maximal notwendige Bandbreiten für Spitzenlasten – etwa bei Veranstaltungen mit vielen Besuchern in der Stadt. Aber eben andererseits auch um die Minimierung des Strahlenaufkommens. So habe sich etwa gezeigt, dass der Einsatz von hochwertigen Geräten, die flexibel auf die jeweilige Nutzlast reagierten, Vorteile biete.

Insgesamt sei es so, dass die Innenstadt von Nagold, wo man vor allem ein öffentliches WLAN haben wolle, durch ihre topografische Lage prädestiniert sei für eine aus Strahlungs-Sicht optimierte WLAN-Versorgung, da man über exakt gebündelten Richtfunk – etwa von einem zentralen Versorgungsmast auf dem Schlossberg aus – "von oben her" jeden öffentlichen WLAN-Router anpeilen könne. So gebe es weniger Strahlungsreflexe, weshalb man weniger Sendeleistung brauche, was wiederum weniger Strahlenbelastung bedeute.

"Dafür müssten wir die Innenstadt aufgraben"

Außerdem biete es deutliche Vorteile, ein öffentliches WLAN-Netz für die Bürger vorzuhalten – weil dieses außerhalb von Gebäuden installiert werde – als wenn private Anbieter vom Innern von Gebäuden her ein WLAN-Netz aufbauen würden. Denn dieses müsste naturgemäß erst einmal durch die Gebäudewände senden. Die dafür nötige höhere Leistung und damit Strahlung bedeute höhere Immissionen für die Bürger.

Allerdings: Am besten sei es, wenn man jeden aufgestellten öffentlichen WLAN-Router mit Glasfasertechnik anbinde – also ohne Richtfunk. "Aber dafür müssten wir die ganze Innenstadt umgraben", so Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Was aktuell aufgrund des immensen Aufwands finanziell nicht darstellbar sei.

Wobei Großmann aber auch ankündigte, dass dieser Tag dennoch irgendwann kommen werde, an dem man die gesamte Stadt mit Glasfasernetzen werde versorgen müssen. "Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten." Bis dahin wolle man aber nicht warten, weshalb die Richtfunkanbindung die aktuelle Lösung der Wahl sei.