Die Stadtführerin zeigt das vor fünf Jahrhunderten für den Tuchverkauf am Rathaus angebrachte Richtmaß einer Elle. Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichtsfreunde besuchen Ravensburg

Nagold. Unter der kundigen Leitung von Brigitte und Roland Günther lernten die Teilnehmer einer Ausfahrt des Nagolder Vereins für Heimatgeschichte die Historie und das heutige, pulsierende Leben der ehemals freien Reichsstadt Ravensburg kennen.

Einen ersten guten Eindruck der vieltürmigen Stadt bot der Blick von der Veitsburg, dem ehemaligen welfischen Herrschaftssitz der Stadtgründer. Eine beredte Stadtführerin begleitete die Gruppe über die mittelalterlichen Marktplätze und entlang den belebten Gassen und Straßen zu den markanten historischen Gebäuden. Darunter prächtige Patrizier- und Zunfthäuser, das 1386 erbaute und bestens erhaltene Rathaus sowie die der Spätgotik zuzuordnenden Karmeliterkirche und Liebfrauenkirche. Bemerkenswert, dass von der Reformation bis weit ins 19. Jahrhundert eine sonst selten anzutreffende, meist vorbildliche konfessionelle Parität das Zusammenleben zwischen Protestanten und Katholiken prägte.

Zum Höhepunkt des Tages wurde eine nachmittägliche Führung durch das Humpis-Quartier in der Oberstadt. Namen und bauliche Gestalt gehen auf die mittelalterliche Fernhandelsfamilie Humpis zurück. Das heutige museale Kulturdenkmal gilt als das besterhaltene spätmittelalterlich-patrizische Wohnquartier im Land. Es besteht aus sieben Gebäuden, die sich um einen glasüberdachten Innenhof gruppieren. Im Museum präsentiert sich die städtische Kulturgeschichte eindrucksvoll in ihrem gesamten chronologischen Ablauf. In der Grafenstube des Hotels las am Abend zur Freude aller der bekannte Autor Bodo Rudolf vergnügliche Passagen aus seinem Buch "Paris-Basra".

Für den Sonntagvormittag stand eine weitere Führung durch das neue, mit vielen Architekturpreisen ausgezeichnete Kunstmuseum auf dem Programm. Moderne Architektur und Objekte der Gegenwartskunst überzeugten gleichermaßen.

Den Abschluss der Ausfahrt bildete der geführte Besuch des fürstenbergischen, hoch über dem Bodensee liegenden Schlosses Heiligenberg. Von dort war allein schon der großartige Blick auf das Kloster Salem, die üppige Bodenseelandschaft und die dahinter liegende Alpenkette die Reise wert. "Ein großartiges Wochenende", so drückte die Vereinsvorsitzende Judith Bruckner die Empfindung aller aus, beim Dank an die Familie Günther für die hervorragende Organisation einer gelungenen Ausfahrt.