Verschiedene Übungen, die sich am Alltag orientieren, bringen die Teilnehmer dazu, grundlos zu lachen. Foto: Klossek

Evelyn Braun bietet Kurse in der VHS an. Übungen orientieren sich am Alltag.

Nagold - Grundloses Lachen kennt man oft nur noch aus Kindertagen. Mittlerweile gibt es Lachyoga-Kurse, um diese längst verloren geglaubte Fähigkeit wieder zu erlernen. Doch funktioniert das wirklich? Ein Selbstversuch soll Klarheit bringen.

Kursleiterin Evelyn Braun begrüßt mich zu meiner ersten Lach-Yoga-Stunde. Heute soll ich lernen, wie man sich in grundlosem Lachen verlieren kann und dabei Körper und Geist entspannt. Ob der Kurs hält, was er verspricht, soll ein Selbstversuch zeigen.

Auch für die Kursleiterin hatte alles mit einem solchen "Selbstversuch" begonnen. Bei einem Vortrag in einer Bank sprach ein Lachtrainer über seine Kurse und setzte direkt das Gesagte in die Praxis um. "Das hat toll funktioniert", erklärt die 47-Jährige. "Das war für mich eine Art Aha-Effekt, was man mit Lachen alles bewirken kann."

Wie auch ich sind alle anderen Kursteilnehmer Neulinge in Sachen Lachyoga. Einen "Lach-Yoga-Stereotyp" scheint es nicht zu geben. Doch eines ist schon jetzt klar: Weite Wege wurden in Kauf genommen, um sich mal so richtig die Seele aus dem Leib zu lachen. Aus Holzgerlingen, Altdorf und Gültlingen sind die Teilnehmer angereist.

Körper schüttet Glückshormone aus

"Wir beginnen mit ein paar Lachübungen", läutet Braun die Stunde ein. Angelehnt an die Begrüßungskultur in Asien heißt die erste Übung "Namaste-Lachen". Die Kursleiterin hält die zusammengepressten Handflächen vor ihr Gesicht, läuft durch den Raum und beginnt leise zu kichern, während sie ihren Kopf kurz nach vorne beugt. Die anderen Kursteilnehmer und ich machen es Braun nach und werfen uns leise "Hihihis" entgegen. Nach je drei Lach-Übungen stellen wir uns im Kreis auf und klatschen zu gespielten "Ho-Hos" und "Ha-Ha-Has" in die Hände.

"Und das soll funktionieren?", schießt es mir unweigerlich durch den Kopf. "Das Gehirn merkt nicht, ob man wirklich lacht oder nur so tut", erklärt Braun. Das Ergebnis sei demnach das selbe: Glückshormone werden ausgeschüttet, man fühle sich besser, der Körper entspannt.

"Aha. Also gut, Augen zu und durch", denke ich mir. Und so gehen die Übungen weiter, die sich größtenteils am Alltag orientieren: Wir schlagen morgens die Zeitung auf, mähen den Rasen, leeren den Mülleimer. Jede Übung ist dabei mit bestimmten Bewegungen und Lachen – mal lauter und impulsiver, mal leiser und zurückhaltender – verbunden.

Übungen bereiten auf das große Finale vor

Langsam aber sicher weicht die anfängliche Skepsis: Das Lachen beginnt, anzustecken. Und das selbst bei so absurden Übungen wie der "Lach-Rakete", der "Lach-Suppe" oder dem "lachenden Löwen". Bei Letzterem muss man sich die Hände hinter die Ohren halten und die Zunge herausstrecken. Auch wenn der "Lach-Löwe" in der Savanne augenscheinlich zu viel Hitze abbekommen hat – es funktioniert.

"Natürlich sind einige der Übungen weit hergeholt", so Braun. "Aber man muss sich da einfach drauf einlassen." Denn so lockere man sich für das, was nach den Übungen kommt: das große Finale.

Mit dem Rücken zueinander setzen wir uns in einen Kreis, der Raum wird abgedunkelt. "Schauen Sie einfach was passiert", sagt die Kursleiterin geheimnisvoll. Es wird still. Plötzlich lacht einer der Teilnehmer ohne ersichtlichen Grund lauthals los, ein zweiter steigt ein, dann ein dritter, irgendwann lacht der ganze Raum. Und es hört nicht mehr auf.

Eine geschlagene Viertelstunde lache ich mit den anderen Teilnehmern um die Wette, bis mir Tränen über die Wangen laufen und der Bauch schmerzt. Jede Skepsis ist verschwunden. "Lach-Yoga funktioniert tatsächlich", stelle ich verwundert fest.

"Vor den Übungen hätte das nicht geklappt", erklärt Braun im Nachhinein. Würde man die Lach-Meditation zu Beginn des Kurses ausprobieren, könnte man niemand anstecken, geschweige denn eine Viertelstunde am Stück lachen.

Ob sie jemals Angst habe, dass trotz der Übungen keiner lacht? "Klar, diese Aufregung ist schon immer da", meint sie. Jede Gruppe sei anders. Bisher habe es aber jedes Mal geklappt, was sie immer wieder aufs Neue freut. Denn in einem ist sich die 47-Jährige sicher: "Wir lachen einfach zu wenig miteinander und sollten es viel öfter tun."

Weitere Informationen: Ab dem 13. September trifft sich der Lachyoga-Kurs von Evelyn Braun jeden zweiten Dienstag im Monat. Anmelden kann sich bei der VHS Oberes Nagoldtal, Telefon 07452/9 31 50.