Nach fünf Jahren an der Spitze des Nagolder Amtsgerichts geht Norbert Lämmert in den Ruhestand. Foto: Breitmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin Lämmert spricht vor dem Ruhestand über Leben als Richter

Von Benjamin Breitmaier

Nagold. Akzeptanz – das ist das Ziel, das Amtsgerichtsdirektor Martin Lämmert als zentral für die Arbeit eines Richters festhält. Nach fünf Jahren am Amtsgericht Nagold geht dieser nun in den Ruhestand.

"Das Urteil muss nicht jedem gefallen, aber man muss es so kommunizieren, dass es von allen Seiten nachvollzogen und akzeptiert wird. Dann haben wir gute Arbeit geleistet", so der Amtsgerichtsdirektor im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Seine Zeit hier in Nagold bezeichnet der in Oberndorf bei Rottenburg Ansässige als "fünf sehr gute Jahre". Es sei ein sympathisches Amtsgericht mit toller Belegschaft. In seiner Zeit vor der Stelle in Nagold ist vor allem die Arbeit in Dresden unter Sachsens damaligem Justizminister Heitmann anzumerken. Lämmert arbeitete damals in einer Arbeitsgruppe als Referent für Stasi-Vergangenheit, die über die Zulassung von Juristen der DDR nach der kommunistischen Diktatur entschied. "Das war überaus herausfordernd, wir bekamen damals recht wenig Schlaf, und die Verantwortung war gewaltig." Weiter meint Lämmert zu der damaligen Zeit: "Die friedliche Revolution hat mich zutiefst beeindruckt, wie begeistert die Menschen von der neugewonnenen Freiheit waren."

Als einen der Höhepunkte seiner Arbeit in Nagold beschreibt Lämmert den Umbau und die Vollendung des Gerichtsplatzes: "Wir haben uns sehr gefreut, dass Oberbürgermeister Großmann mit dem Projekt auf uns zugekommen ist", so Lämmert. 1978 hatte Lämmert in Hechingen zum ersten Mal das Amt des Richters bekleidet und damit auch eines seiner Ziele erreicht: "Ich wollte schon immer Richter werden", so der Amtsgerichtsdirektor.

Erstmal die Tochter in Melbourne besuchen

Mit dieser großen Erfahrung lässt sich auch der Wandel in der Gesellschaft analysieren. Auf die Frage nach den größten Veränderungen antwortet Lämmert: "Die Leute streiten heute mehr in der Öffentlichkeit." Aber auch positive Tendenzen erkennt Lämmert im Wandel der Zeit: "Es gibt heute vom Gesetzgeber vor allem im Familienrecht mehr Hilfsangebote, die auch häufiger genutzt werden." Auch beim Schutz von Kindern habe sich einiges zum Positiven gewandelt: "Wenn es um den Schutz unserer Kinder geht, sind wir heute verpflichtet, sofort zu handeln, das war nicht immer so", erklärt Lämmert.

Ende Januar scheidet Nagolds Amtsgerichtsdirektor nun aus dem Amt. Die Frage nach der Zukunft steht im Raum: "Ich habe schon einige freundliche Angebote abgelehnt", erzählt Lämmert mit einem Lächeln. "Es ist schön, erstmal keine wiederkehrenden Verpflichtungen zu haben. Meine Frau und ich werden jetzt erstmal unsere Tochter in Melbourne besuchen."