Welchen Nutzen hat der Wirtschaftsstandort Nagold von der WFG? Die Mitgliedschaft ist umstritten. Foto: Fritsch

SPD erneuert Antrag auf den Ausstieg der Stadt Nagold. Großmann kündigt Evaluation für dieses Jahr an.

Nagold - Die Kritik an der WFG mag in Nagold einfach nicht verstummen. So erneuerte SPD-Stadt- und Kreisrat Daniel Steinrode in der Sitzung des Verwaltungsausschusses der Stadt Nagold den Antrag der SPD-Fraktion, dass die Stadt Nagold schnellstmöglich aus der WFG aussteigen soll.

Die Stadt Nagold und ihre Zugehörigkeit zur WFG – der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordschwarzwald GmbH – das ist eine nahezu unendliche Geschichte. Bereits mehrfach liebäugelte Nagold mit dem Ausstieg aus der WFG. Die Abstimmungen endeten bis dato allerdings mit der Fortführung der Mitgliedschaft. Stets war die Mehrheit des Gremiums bereit, der von vielen Neu-Ausrichtungen auch personeller Art geprägten WFG eine weitere Chance zu geben.

Der nun abermals von Steinrode erneuerte Antrag steht schon seit zwei Jahren im Raum. Doch hatte man sich im Nagolder Gemeinderat damals darauf verständigt, der WFG nach einer weiteren Umstrukturierung eine neue Chance zu geben und die Situation in diesem Jahr neu zu bewerten. Dabei bleibt es auch. "Wir machen die Evaluation", kündigte Oberbürgermeister Jürgen Großmann an.

Dabei stehe die Einschätzung der Verwaltung im Prinzip schon. "Wir sind im Moment nicht im Plus", deutete Großmann eine mögliche Empfehlung zum Ausstieg an. "Wir können im Moment keine so genaue Strategie feststellen", beklagte Nagolds OB weiter. Das hänge wohl auch mit der Struktur der WFG zusammen. Dennoch müsse man auch die Interessenlage der anderen Städte und nicht nur Nagolds sehen.

"Und das wäre ein Schaden für die Region"

Daniel Steinrode machte sich unterdessen dafür stark, den bisherigen Beitrag der Stadt zur WFG lieber dem City-Verein in Nagold zur Verfügung zu stellen. Der jährliche Beitrag Nagolds liegt bei 30 Cent pro Einwohner – also bei rund 7000 Euro.

Überrascht reagierte WFG-Geschäftsführer Steffen Schoch auf die erneute Debatte in Nagold – gerade auch deswegen, weil die Stadt Nagold in der jüngsten Vergangenheit intensiv an dem von der WFG an den Start gebrachten und erfolgversprechenden regionalen Entwicklungskonzept mitgearbeitet habe. "Da hat sich Nagold in geradezu vorbildlicher Weise eingesetzt", sagte Schoch gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Würde aus diesem Konstrukt ein Teil herausbrechen, bestehe die Gefahr, dass man sich von regional konzipierten Fördergeldern der EU abschneide.

"Und das wäre ein Schaden für die Region", warnte Schoch, der immer wieder feststellen muss, dass es ungenaue Vorstellungen über die Arbeit der WFG gebe. "Die Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen ist nicht Hauptaufgabe der WFG", stellt er klar. "Das macht etwa zehn Prozent unserer Kapazitäten aus." Schwerpunkte seien unter anderem die Lösung des Fachkräfteproblematik, die Jobbörse oder das Clustermanagement.

Schoch will sich der Diskussion um die Arbeit der WFG offensiv stellen – auch in Nagold: "Ich steige in die Debatte ein", sagt er selbstbewusst. "Ich komme gerne zu Sitzungen von Fraktionen, Gemeinderäten oder Kreistagen und informiere und diskutiere dort." Dieses Angebot an die Kommunen bestehe schon länger, so Schoch. Allerdings sei es bisher nur sehr spärlich in Anspruch genommen worden.