Michaela Huber hielt im Kubus einen Vortrag zum Thema Trauma. Foto: Nagolder Verein für Soziale Integration Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheit: Expertin spricht im Kubus über Entstehung von Problemen und deren Folgestörungen

Was ist ein Trauma, wie entsteht es und was kann man dagegen tun? Fragen wie diese beantwortete die Psychologin Michaela Huber aus Kassel jüngst im Rahmen eines Vortrags im Kubus.

Nagold. Der Nagolder Verein für Soziale Integration und seelische Gesundheit lud interessierte Bürger und Fachpersonen ein, sich mit dem Thema "Trauma und Sucht" intensiver auseinanderzusetzen. Hierzu wurde ein Vortrag im Kubus organisiert, der von der Psychologin, Psychotherapeutin und Traumaexpertin Michaela Huber aus Kassel gehalten wurde. Die Veranstaltung war sehr gut besucht.

"Wir sind sehr froh, dass wir solch eine namhafte Expertin gewinnen konnten", erklärte Gabriele Huber, Vorsitzende des Vereins für soziale Integration. In einem zweistündigen Vortrag führte Michaela Huber mit Fachwissen durch einen inhaltlich und emotional anspruchsvollen Vortrag.

Ein Drittel aller Menschen sind betroffen

Laut Huber gerät etwa ein Drittel aller Menschen irgendwann im Leben in ein Trauma, also "eine Situation, in der man sich vom Tode bedroht fühlt, nicht davor fliehen und nicht dagegen ankämpfen kann". Durch Überforderung und Stress komme es zu einem "Bruch" in der Ich-Erfahrung. Belastendes Material kann dann nicht mehr verarbeitet werden und wird abgespalten.

"Unser Gehirn möchte jedoch Erlebtes verarbeiten und erinnert daran, in dem es nicht verarbeitete, erlebte Inhalte ins Bewusstsein ›hebt‹ – bekannt als sogenannte Flashbacks." Ziel sei es, diese Erfahrungen zu integrieren, was unter normalen Rahmenbedingungen auch gelingen kann.

Werden derartige Erfahrungen jedoch in der Kindheit gemacht, oder betroffene Personen befinden sich immer wieder in stressbesetzter, unsicherer Umgebung (Krieg, Flucht, Vertreibung, Gewalt, Missbrauch) besteht die Gefahr, dass abgespaltene Erfahrungen nicht integriert werden können. Die belastenden Inhalte werden ständig wiedererlebt. Es kommt zu den sogenannten Traumafolgestörungen wie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankung, Suizid, Persönlichkeitsstörungen, oder auch körperlichen Erkrankungen, die durch unbewältigte Traumaerfahrungen bedingt sein können.

Suchtmittel werden für viele zum Ersatz

Für viele Menschen sind Suchtmittel später ein Ersatz für fundamentale Bindungs- und Beziehungsbedürfnisse, die nicht erfüllt werden konnten oder haben die Funktion, belastende Erinnerungen und Erfahrungen in den Hintergrund zu drängen. Die sedierende Wirkung von Alkohol oder Medikamenten hilft beispielsweise dabei, sich emotional zu betäuben. Belastende Inhalte können dann ausgeblendet werden und die oft als unerträglich empfundenen Spannungen regulieren.

Im zweiten Teil ihres Vortrags widmete sich Huber der Frage, was Menschen benötigen, die derartige Erfahrungen machen mussten und oft schon einen langen Leidensweg hinter sich haben.

Laut der Referentin bräuchten sie zunächst kompetente, mit der Materie vertraute Therapeuten. Die schlimmen Erfahrungen müssten angenommen und akzeptiert werden. Die Betroffenen müssten außerdem lernen die auftretenden Spannungszustände auch ohne Suchtmittel zu regulieren. Auch sich einer verlässlichen Bezugsperson anzuvertrauen, die eine sichere Bindung gibt, könne hilfreich sein. Ist dadurch eine gewisse grundsätzliche Stabilität erreicht, müsse man sich mit einer vertrauten, professionellen Person an der Seite in "verträglicher Portionierung" dem erlebten Leid stellen.

Dies kann wehtun, lohne sich jedoch im Sinne einer Verbesserung der Problematik und Erhöhung der Lebensqualität. So verdeutlichte die Psychologin abschließend: "Positive Veränderung ist möglich – mit weniger sollte sich kein Betroffener zufrieden geben."