Ernst-Jürgen Wackenhut senior (rechts) berät seinen Sohn Ernst-Jürgen Wackenhut junior. Foto: Schwarzwälder-Bote

Nagolder Autohaus übernimmt vom Daimler-Konzern ein Filetstück: die Mercedes-Niederlassungen Baden-Baden und Gaggenau

Von Roland Buckenmaier

Nagold. Das Nagolder Autohaus Wackenhut ist auf dem Weg, eine der 20 größten Mercedes-Niederlassungen in Deutschland zu werden. Ein Millionendeal machte diesen weiteren Meilenstein in der 67-jährigen Geschichte des Familienunternehmens möglich. Im Bieterverfahren sicherte sich Wackenhut ein Filetstück des Daimler-Konzerns: die Standorte Baden-Baden und Gaggenau, eine der wohlhabendsten Regionen Deutschlands und damit eine solvente Käuferschicht für die Premiummarke mit dem Stern.

Erst vor wenigen Wochen ließ Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel nach einem Gespräch mit Seniorchef Ernst-Jürgen Wackenhut in einer Presseerklärung verlautbaren, dass die gute Stimmung in der Wirtschaft mit ein Grund für die "weiterhin positive Entwicklung" des Unternehmens sei. Das war nahezu untertrieben: Zu diesem Zeitpunkt war die Tinte unter dem Vertrag noch nicht trocken, die Wackenhut in die Mercedes-Bundesliga katapultiert.

Beim Daimler-Konzern hält man sich bedeckt

Hintergrund ist eine neuerliche Umstrukturierung der konzerneigenen Niederlassungen in Deutschland. Nach der letzten Fusionswelle von 1998 standen heuer wieder viele Mercedes-Vertretungen vor der Wahl: Entweder investieren und wachsen oder aber langfristig von einem Größeren übernommen zu werden.

Im Hause Wackenhut war man diesbezüglich immer schon visionär: Schon 1972 eröffnete Ernst-Jürgen Wackenhut einen Zweigbetrieb in Herrenberg, das Verkaufsgebiet Freudenstadt kam 1999 und der Standort Calw 2012 hinzu.

Und jetzt kamen bei einer weiteren Neuordnung des konzerneigenen Vertriebsnetzes wieder 63 der bislang 158 Standorte unter den Hammer. Verkauft wurde im Bieterverfahren. Und Wackenhut bot mit. Denn was auf der Verkaufsliste von Daimler stand, grenzte unmittelbar an den Einzugsbereich des Unternehmens im Nordschwarzwald an: die Niederlassungen Baden-Baden und Gaggenau. Die Kurstädter rangieren, was den Wohlstand anbelangt, deutschlandweit auf Platz 6 (Calw auf 161), beim Wachstum und Jobs auf Platz 86 (Calw auf 130). Also eine verlockende Gebietsarrondierung.

Beim Daimler-Konzern hält man sich zu diesen Umstrukturierungen weitgehend bedeckt. Nur so viel wurde offiziell verlautbart. Der Kaufvertrag mit Wackenhut sei unterschrieben. Dieses so genannte "Signing" sei wiederum Grundlage entsprechender Vereinbarungen zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat. Das "Closing", wie man in der Konzernsprache den Vollzug des Vertragsabschlusses nennt, werde mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Erst 2003 hat Wackenhut mehr als 20 Millionen Euro in den Neubau in der Altensteiger Straße investiert, der mit Grundlage war für die steile Aufwärtsentwicklung des Unternehmens.

Erwerb verdoppelt den Marktbereich

Nach der zwölfjährigen Konsolidierungsphase folgt nun der nächste große Meilenstein, den Ernst-Jürgen Wackenhut junior, der heute in der dritten Familiengeneration die operativen Geschäfte führt, umsetzen wird. Sein Vater Ernst-Jürgen Wackenhut senior steht ihm in beratender Funktion zur Seite.

Mit dem Erwerb der beiden Niederlassungen wird das Familienunternehmen seinen Marktbereich nahezu verdoppeln – auf rund 600 000 Einwohner. Zu den bislang 230 Mitarbeitern kommen 150 in Baden-Baden und 30 in Gaggenau hinzu.

Im Zuge dieser Fusion, die zum 1. November vollzogen werden soll, wird das Unternehmen auch einen neuen Namen bekommen. Aus der AHG Wackenhut GmbH & Co KG wird dann das "AHG" gestrichen – um Verwechslungen mit ähnlich lautenden Wettbewerbern zu vermeiden.