Die Angeklagten sollen zwischen Dezember 2014 und Februar 2015 knapp 40 Einbrüche begangen haben. Foto: Gebert Foto: Schwarzwälder-Bote

Prozess: Landgericht Baden-Baden verhandelt gegen mutmaßliche Diebesbande wegen 40 Einbrüchen auch im Kreis Calw

Der Aufwand ist riesig: Wegen gemeinschaftlichem schweren Bandendiebstahl müssen sich seit gestern vor der dritten Großen Jugendkammer des landgerichts Baden-Baden sieben aus Georgien stammende Männer verantworten.

Von Albert Noll

Nordschwarzwald/Baden-Baden. Verteidigt werden die Beschuldigten dabei von ebenso vielen Anwälten, begleitet von vier Dolmetschern und bewacht von einem Dutzend Justizbeamten.

Die mutmaßliche Bande besteht aus Mitgliedern im Alter zwischen 21 und 40 Jahren, zumindest einige von ihnen sind als Asylbewerber ins Land gekommen, mit anderen kriminellen Gruppierungen von Landsleuten gibt es offenbar ein verworrenes Geflecht. Die Anklage beschränkt sich auf knapp 40 Taten, begangen zwischen dem 23. Dezember 2014 und dem 24. Februar 2015 – in Nagold, Gaggenau, Altensteig, Rastatt, Lahr, Pforzheim, Gärtringen, Tuttlingen, Gengenbach, Freudenstadt, Braunschweig, Renningen, Leonberg, Sindelfingen, Oberndorf, Schramberg und Villingen-Schwennigen.

Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaften Kempten und Baden-Baden und der Rastatter Kripo wurden die sieben Männer – und weitere mutmaßliche Täter, die gesondert verfolgt werden – am 25. Februar dingfest gemacht, im Juli wurde Anklage erhoben.

Staatsanwalt Daniel Fehrenbach war gestern fast eine Stunde damit beschäftigt, die Anklageschrift zu verlesen. Das Muster, so das Ermittlungsergebnis, war fast immer dasselbe: Zu dritt begaben sich Bandenmitglieder tagsüber auf Tour, einer wartete im Auto und hielt per Handy Kontakt zu den beiden Kumpanen, die sich gewaltsam zu Wohnhäusern (in einem Fall zu einem Lebensmittelmarkt) Zugang verschafften und nach Verwertbarem suchten. Bargeld, Schmuck, Notebooks, Smartphones, Zigaretten nahmen sie mit. Wenn einer zwischendurch kalte Füße bekam und bei den ausgedehnten Diebeszügen nicht mehr mitmachen wollte, fand sich schnell ein anderer, "der sich begeistert anschloss", wie Anklagevertreter Fehrenbach eine der Rochaden beschrieb.

Zu den Vorwürfen wollten sich die sieben Angeklagten, die allesamt in Handschellen aus der Haft in den Gerichtssaal gebracht wurden, nicht äußern. Die Angaben zur Person beschränkten sich auf das Notwendigste. Die meisten ließen über ihren Dolmetscher wissen, keinen Beruf erlernt zu haben, einer bezeichnete sich als Manager, Automechaniker und Lasertechniker lauteten weitere Angaben.

An sieben Tagen sind 37 Zeugen geladen

Vor dem Eintritt in die Beweisaufnahme nahm Richter Schmid einen der Angeklagten in die Mangel, der über seinen Verteidiger wissen ließ, er sei drogenabhängig und um eine "Lösung" bemüht. Der Rechtsanwalt führte ins Feld, schon vor der Haftrichterin sei das zur Sprache gekommen; eigentlich hätte ein Gutachter bestellt werden müssen, schließlich gehe es um die Frage, ob sein Mandant schuldfähig ist. "Wollen Sie auch etwas zur Sache sagen, wenn es Ihnen um eine Lösung geht?", fragte der Kammervorsitzende. Der Angeklagte verneinte das und lieferte lediglich einige Informationen zu seiner Drogenkarriere. Jetzt will das Gericht Kontakt zu zwei Ärzten aufnehmen, die ihn in der Haft betreut haben. Die Beweisaufnahme begann dann mit der zeitraubenden Wiedergabe der Protokolle abgehörter Mobilfunkgespräche. Bislang sind weitere sieben Verhandlungstage geplant und 37 Zeugen geladen. Am 16. Dezember soll der erste Fortsetzungstermin stattfinden.