Gabriele Schmiedgen beim Signieren ihrer Bücher. Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder-Bote

"Altern mit Happy end": Autorenlesung mit Gabriele Schmiedgen in der Nagolder Buchhandlung Zaiser

Von Barbara Rennig

Nagold. "Die Angst vor dem Alter schützt nicht davor, alt zu werden" – eine Binsenweisheit? Warum also sollte man das "best age" mit bangen Gedanken statt mit positiven Impulsen verbringen? Gabriele Schmiedgen, Jahrgang 1944, die seit ihrem 59. Geburtstag keinen Geburtstag mehr feiert – "denn mit der 6 davor ist man alt" –, stellte ihr Buch "Altern mit Happy end" in einer Kooperation zwischen VHS und Buchhandlung Zaiser vor, und zum Publikum gehörten beileibe nicht nur "oldies".

Die gebürtige Hessin, die auch einige Jahre in Nagold gelebt hat, berichtete mit einem Augenzwinkern von zahlreichen guten "Ratschlägen", Werbeschriften für Senioren oder Einladungen zu Kaffeerunden für Ältere, mit denen sie sich seit einigen Jahren eingedeckt sah: "Mit 60 fing alles an." Doch dass die Änderung des Blickwinkels, nämlich auf welche Art man die jeweiligen Umstände betrachtet, neue Impulse geben kann, stellte die psychologische Beraterin und Hypnotherapeutin an eigenen Erfahrungen kurzweilig dar.

Neben der Aufforderung, alte Glaubenssätze zu verabschieden und das Träumen wieder zu beleben – denn die Gestaltung positiver Bilder zieht zwangsläufig positive Gefühle mit sich –, gehörte auch ein Ausflug in die Welt der Körperzellen. Dass diese sich 230 000-mal pro Sekunde erneuern, spricht, so Schmiedgen, unbedingt dafür, sie aktiv im liebevollen Umgang mit sich selbst zu "füttern", denn "wie wir alt werden, hängt von unseren Überzeugungen ab". Während einem Gewohnheiten, auch des Denkens, jahrelang wie vertraute Möbelstücke umgeben, sollte man die Chance des Umdenkens nutzen – und das nicht nur ab 60. Das bedeutet, Herausforderungen zu suchen, mit neuen Gedanken, Aktivitäten, neuem Lernen und damit die oft vernachlässigten "Nebenstraßen" des Gehirns zu benutzen, indem man sich auch an bisher Unvertrautes oder "Unvernünftiges" wagt. Dass individuelle Sinnerfüllung und Vernunft dabei nicht zwangsläufig übereinstimmen, dass Unsinn und landläufig als "Unvernunft" eingeschätzte Dinge durchaus Spaß bringen, zeigte die Autorin in der als morgendliches Ritual gepflegten Glückskäfer-Visualisierung oder der Vokal-Lachübung, die die Zuhörer herzlich ansteckten.

"Altern mit Happy-end" ist nicht nur ein vergnüglicher "Ratgeber" für Best-Agers, sondern fordert im Grunde Menschen jeglichen Alters auf, das Kind in sich wieder zu entdecken, Dinge im Leben zu verrücken, Träume zu entwickeln und also "unendlich" zu denken. "Happy end" bedeutet nicht, dass alles wunschgemäß verläuft, sondern dass man den jeweiligen Lebensumständen mit Mut und positiver Einstellung begegnet und Freiräume erobert. Sicher ist manches im Buch aufgegriffene Thema, mancher Impuls durchaus schon bekannt, doch Gabriele Schmiedgen ist es gelungen, das neu zu verpacken.

Die vergnügten Zuhörer nahmen gerne die Gelegenheit wahr, auch in Schmiedgens noch druckfrischem Buch "Eva und der irische Seefahrer" zu schmökern und mit der Autorin zu plaudern.