Hohe Spielkultur: das Reutlinger Streichquintett "musica varia ensemble" im Nagolder Kubus. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Glanzvoller Kammermusikabend zum Abschluss der Konzertreihe

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Mit einem glanzvollen Kammermusikabend verabschiedete sich die Nagolder Konzertreihe 2014/2015 in die Sommerpause. Im prall gefüllten Kubus-Saal präsentierte das Reutlinger Streichquintett "musica varia ensemble" zwei monumentale romantische Werke.

Das Streicherensemble bilden die Musiker der Württembergischen Philharmonie: Teruyoshi Shirata und Rainer Hill (Violinen), Benjamin Hartung (Viola), Christian Adamsky (Violoncello) und Günther Fischer (Kontrabass). Ihre künstlerische Devise lautet "Wandel" und diese spiegelt sich am deutlichsten in der lebendigen Spielart wider. Auch das Repertoire und die Besetzung variieren, dabei stellt der Ideen- und Impulsgeber Fischer seit der Ensemble-Gründung 1988 eine treibende Kraft dar. Sechs CDs mit Musik aus verschiedenen Stil- und Musikrichtungen dokumentieren die Vielseitigkeit und Erfindungsgabe des Ensembles.

"Zwei Edelsteine" lautete der Titel des Nagolder Konzerts. In der Tat brachte musica varia ensemble sowohl das "Forellenquintett" A-Dur von Franz Schubert als auch Streichquintett G-Dur op.18 von Antonin Dvorak zum Aufleuchten. Die Besetzung der beiden Werke weicht vom klassischen Schema ab, die 1. Violine und Kontrabass bilden bei Schubert eine Einfassung für die Mittelstimmen und Klavier, bei Dvorak unterstützt die tiefste Bassstimme die führenden Streicher.

Das "Forellenquintett" erwies sich in der Reutlinger Interpretation als eine musikalische Essenz der frühen Romantik, voller Charme und fragiler Eleganz, mit dramatischen Steigerungen ohne tragische Züge. Kontrastreiche Dynamik, effektvolle Artikulation und der quellfrische Klang in Verbund mit virtuos funkelnder Technik zeugten von hoher Spielkultur, künstlerischem Sinn und ästhetischer Sensibilität der Musiker. Im zärtlichen Andante faszinierte der innige Dialog zwischen dem Primarius Shirata und der Pianistin Nadine Hartung, das minutiös artikulierte Scherzo sprudelte hingegen von elfenhafter, fast Mendelssohnscher Anmut und Leichtigkeit.

Dreimal wurden die Instrumentalisten von den begeisterten Zuhörern zurück auf die Bühne gerufen, bevor sie nach der Pause das Publikum erneut in ihren Bann zogen. Im Quintett von Dvorak präsentierten sie eine spätere, an Brahmssche Expressivität grenzende Seite der Romantik. Ohne metronomische Strenge und doch der rhythmischen Disziplin untergeordnet bildeten sie längere Phrasen von starker Ausdruckskraft, spielten selbstbewusst und offensiv auch über die kaum merklichen Unebenheiten hinweg. Auf dem Gegenpol der Gefühle fand sich Platz für stille Leidenschaft und diese kam als Mondscheinstimmung (Andante religioso) und im verführerischen Sirenengesang (Poco Andante) zum Vorschein.

Gerne bedankten sich die Künstler für den unnachgiebigen Applaus und beschenkten das Publikum mit zwei leichteren Edelsteinchen aus der Dvorak-Kollektion: der berühmten "Humoresque" und einem ebenso rührselig gespielten Walzer.