Ohne die vielen aktiven Helfer könnte solch eine große Aktion wie die Nagolder Vesperkirche nicht gestemmt werden. Foto: Fritsch

Helfer legen 2000 Kilometer zurück. 6379 Essen serviert. Im Juni großes Helferfest.

Nagold - Es war ein gewaltiger Kraftakt. Aber, so die Beteiligten in einem Abschluss-Resümee, auch ein unglaubliches Gemeinschaftserlebnis, das Nagold und die Menschen hier "nachhaltig" verändern werde. Fazit: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der 4. Vesperkirche."

Ein paar nackte Zahlen: Insgesamt wurden an den 15 Tagen der 4. Nagolder Vesperkirche 6379 Essen verkauft, das macht einen Durchschnitt von mehr als 425 Essen pro Tag. Der umsatzstärkste Tag war der Mittwoch der zweiten Vesperkirchen-Woche, als am Ende insgesamt 539 Essen serviert werden konnten – wobei ja täglich vom Kooperationspartner, dem Dekra-Congresszentrum in Wart, insgesamt 500 Essen angeliefert wurden.

"Was darüber hinaus ging, wurde vor Ort extra gekocht." In Form von Maultaschen und Kartoffelsalat – dem bewährten "Reserveessen" der Vesperkirche genau für solche Situationen.

Noch mehr beeindruckende Zahlen: insgesamt 304 aktive Helfer trugen zum Gelingen der diesjährigen Vesperkirche bei, darunter auch zahlreiche Schüler der Nagolder Schulen und sogenannte "Vabos" – Helfer, die ein "Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse" (VABO) absolvieren. In Spitzenzeiten waren bis zu 65 Helfer gleichzeitig in der Nagolder Stadtkirche aktiv, inklusive der Schüler. Und alle legten dabei geschätzte fünf bis sieben Kilometer Fußweg zwischen den Küchenbereichen und den langen Tischreihen zurück. Wer es hochrechnen will: Das macht zusammen weit über 2000 Kilometer "Pilger"-Marsch der fleißigen Helfer für und in der Vesperkirche.

Verantwortlichkeiten gut verteilt

Was sich während der vierten Auflage der Nagolder Vesperkirche nach Auskunft des Dreiervorstands mit Diakon Bernd Schmelzle, Vorsitzender des Vorstands der Vesperkirche, Marlis Katz, für die Evangelisch-methodistische Kirche, und Veronika Rais-Wehrstein, als Diözesanrätin für die Katholische Kirche im Vesperkirchen-Vorstand, bestens bewährt hat, war die Entscheidung, diesmal auch noch die neun Beisitzerinnen und Beisitzer des Versperkirchen-Vorstands aktiv mit in die Organisationsarbeit dieser Mammut-Aufgabe einzubinden. "Dadurch konnte die Verantwortlichkeit in den einzelnen Bereichen gut verteilt werden. Dies war insgesamt eine sehr gute Entlastung", so die einhellige Meinung.

Was mit der 4. Vesperkirche erreicht wurde: "Unser Anliegen, durch die Vesperkirche einen anderen Blick auf Nagold zu bekommen, ist gelungen. Die Wahrnehmung auch derer, die am Rande stehen und in der Gesellschaft nicht angenommen werden, ist durch dieses ›gemeinsam an einem Tisch‹ umgesetzt worden. Sich zu begegnen, auf Augenhöhe zu sprechen, egal welcher sozialen Schicht die Einzelnen angehören, wird sich nachhaltig in und um Nagold auswirken." Es gäbe nach wie vor Menschen, auch in Nagold, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlten. Sich gemeinsam an einen Tisch setzen, wie es die Vesperkirche in Nagold aktiv lebe, mache Gemeinschaft durch wirklich alle sozialen Schichten möglich.

Zahlreiche Gäste zum ersten Mal dabei

Vorläufig letzter Akt der diesjährigen Vesperkirche war der Abbau, für den noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden mussten, was aber "ganz gut bewältigbar" gewesen sei. Wobei besonders "die große Hilfe" der Mitarbeiter des Lebenszentrums in Ebhausen herausgehoben wird, die bei dieser Aufgabe tatkräftig mit anpackten. Und eine nette Anekdote wissen die fleißigen Helfer auch zu berichten: eine Besucherin sei so angetan von ihren Eindrücken der Nagolder Vesperkirche gewesen, dass sie ein Vorstandsmitglied tatsächlich gefragt habe, "ob das Mitarbeiten in der Vesperkirche etwas kostet?" Schlagfertige Antwort des Vorstands – natürlich nur im Spaß: "Na, ab dem dritten Einsatztag ist es umsonst!"

Was ganz nebenbei einen besonderen Umstand andeutet, über den sich die Helfer der Vesperkirche in diesem Jahr noch mal mehr gefreut haben und das sie mit großer Zufriedenheit erfüllt habe: in den zwei Wochen der Nagolder Vesperkirche konnten zahlreiche Gäste zum wirklich erstem Mal in der Stadtkirche begrüßt werden. Was belege, dass die Wirkung dieses "größten Nagolder Sozialprojektes" (Zitat Oberbürgermeister Jürgen Großmann) auf die Bürger sich stetig ausweite.

Was jetzt noch bleibt: am 2. Juni (ab 19 Uhr) wird es ein großes Fest für alle beteiligten Helfer der 4. Nagolder Vesperkirche geben, beginnen wird es in der Wachsenden Kirche mit einem sogenannten "Impuls" – einer "Motivations-Begegnung". Anschließend wird man ins katholische Gemeindehaus Peter und Paul hinübergehen, um dort ein gemeinsames Begegnungsfest zu feiern. Der wirkliche Abschluss der diesjährigen Vesperkirche, bis zu dem man auch den "Kassensturz" abgeschlossen haben will. Wobei die Verantwortlichen schätzen, dass man mit den Einnahmen und Ausgaben "einigermaßen hinkommen" werde, ohne einen Verlust zu machen.

Und im nächsten Jahr vom 28. Januar bis zum 11. Februar 2018 wird es dann die nächste, 5. Nagolder Vesperkirche geben.