Die Referenten stellen sich den Fragen der Zuschauer (von links): Monika Wehrstein, Karl Lenhard und Barbara Fischer. Foto: Birnfeld Foto: Schwarzwälder-Bote

Die zwei Nagolder Hospizvereine stellen sich vor

Von Patricia Birnfeld

Nagold. Der Tod ist ein Thema, über das oft geschwiegen wird. In Nagold existieren zwei Vereine, die Menschen in ihren letzten Tagen und Wochen begleiten. Aber warum gibt es gleich zwei Vereine und wie kann man sich diese Arbeit vorstellen? Um diese und andere Fragen zu beantworten, veranstalteten die Hospizgruppe Nagold und der Verein Stationäres Hospiz Region Nagold einen Informationsabend im Seniorenzentrum Martha-Maria.

"Der Tod ist der Geburt sehr ähnlich. Man kommt in eine neue Welt, ohne danach gefragt zu werden", so Monika Wehrstein, Vorsitzende der Hospizgruppe Nagold. Viele Menschen haben den Wunsch, zu Hause in gewohnter Umgebung ihre letzten Atemzüge zu tun. Für die Gewissheit der Sterbenden und ihrer Angehörigen, abgesichert zu sein, sorgt die Hospizgruppe. In sehr intimen Gesprächen begleiten und unterstützen die ausschließlich ehrenamtlichen Mitglieder Schwerstkranke und ihr Umfeld. Sie geben Angehörigen die Möglichkeit, sich eine Auszeit zu nehmen, bieten im Nagolder Krankenhaus Trauergespräche an. Monika Wehrstein erzählt von einem Fall, den sie miterlebt hat. Eine krebskranke Mutter verliert ihre junge Tochter bei einem Verkehrsunfall. Sie bricht die Chemotherapie ab. Am Abend erreicht Monika Wehrstein der Anruf des Sohnes, der sich das Leben nehmen will. "Wenn ein Vater auf allen Vieren mit den Fäusten vor Verzweiflung auf den Boden trommelt, dann kommen wir zum Einsatz". Mit viel Herz und Wärme kümmern sich die 24 Mitarbeiter der Hospizgruppe auch nach dem Tod um die Angehörigen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind sie einsatzbereit. Wehrstein versteht unter ihrer Arbeit Lebensbegleitung bis zum Schluss, nicht Sterbebegleitung. Die Hospizleute werden zu einem Teil der Familie. Monika Wehrstein zieht ihr Fazit: "So lange es meine Gesundheit zulässt, möchte ich diesen Dienst tun. Es kommt so viel Dankbarkeit zurück. Es ist eine der schönsten Erfahrungen, die ich im Leben gemacht habe. Ich möchte es nicht missen."

Der Verein Stationäres Hospiz Region Nagold setzt sich für den Aufbau eines stationären Hospiz ein. In Baden-Württemberg existieren zwar viele ambulante ortsnahe Hospizdienste, doch an stationären Angeboten, vor allem in direkter Nähe mangelt es. Dadurch entstehen lange Wartezeiten, was man sich in einer solchen Situation meist nicht leisten kann. Für den Patienten ist der Aufenthalt in einem stationären Hospiz kostenlos, 90 Prozent werden von der Krankenkasse übernommen, der Rest muss vom Träger des Hospiz aufgebracht werden. Deshalb sind diese auf Spenden angewiesen.

Die Dringlichkeit eines stationären Hospiz zeigt sich deutlich, als die Vorsitzende des Fördervereins stationäres Hospiz Region Nagold, Barbara Fischer, den Ablauf erklärt, nachdem ein Patient als unheilbar krank erklärt wird: Das Krankenhaus kann nicht mehr behandeln, also wird der Patient abgewiesen. Im Pflegeheim fehlt häufig die nötige Versorgung und wenn die Pflege zu Hause nicht möglich ist, wird dringendst ein Hospizplatz benötigt. Bei den bis zu zehn Wochen Wartezeit stellt sich die Frage: Wohin mit dem Sterbenden? Diese Frage kann zumindest heute In Nagold noch nicht beantwortet werden.

Der Unterschied der beiden Vereine liegt also auch in der Arbeitsweise. Die Hospizgruppe arbeitet vertraulich, ist direkt beim Patienten und seinen Angehörigen, während das Stationäre Hospiz die Öffentlichkeit sucht und den Aufbau eines stationären Hospiz für die Region anstrebt. "Das Hospiz ist nicht nur ein Ort des Kummers, des Leidens und der Trauer, sondern ein Ort, an dem die ganze Bandbreite des Lebens stattfinden kann", betonte Barbara Fischer. Was die Vereine verbindet, ist der Hospizgedanke: "Jeder Mensch soll selbstbestimmt und in Würde sterben können."