Technischer Fehler oder menschliches Versagen? Zweieinhalb Monate nach dem tragischen Unfall steht die Ursache, warum ein Müllfahrzeug umkippte und ein Auto mit fünf Menschen unter sich begrub, immer noch nicht fest. Foto: Bernklau

Staatsanwaltschaft hat eigentlich Gutachten zum Unfallhergang für Mitte Oktober angekündigt. Mit Kommentar

Nagold - Zweieinhalb Monate nach dem Unfall mit fünf Toten, begraben unter einem Müllfahrzeug, steht die Ursache immer noch nicht fest. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Tübingen hatte ein Gutachten zum Unfallhergang für Mitte Oktober angekündigt, das aber ausblieb.

Auch in Polizeikreisen schüttelt man den Kopf über die Dauer der Untersuchungen. Am 11. August war zwischen Nagold und Mötzingen ein Müllwagen beim Abbiegen umgekippt und hatte ein mit fünf Personen besetztes Auto unter sich begraben. Damals rechnete die Polizei mit einer Aufklärung der Unfallursache noch im August.

Sabine Doll, Pressesprecherin bei der Polizeidirektion in Karlsruhe, bestätigte am Montag auf Anfrage: "Das Gutachten liegt immer noch nicht vor." Von ihm ist der Fortgang des Ermittlungsverfahrens gegen den Fahrer des Müllwagens abhängig. Sollte ihm ein Fahrfehler nachgewiesen werden, droht ihm eine Klage wegen fahrlässiger Tötung.

Kommentar: Auf den Tisch

Von Roland Buckenmaier

"Das will ich morgen auf dem Tisch haben." Ein sattsam bekannter Satz aus dem "Tatort", wenn der TV-Kommissar die Gutachter zur Eile drängt. Dass dies wenig mit der Realität zu tun hat, zeigen die Ermittlungen – oder genauer gesagt deren Tempo – bei der Aufklärung des schrecklichen Unfalls, bei dem in Nagold fünf Menschen unter einem Müllfahrzeug begraben wurden.

Es ist kein Ruhmesblatt für die Ermittlungsbehörden, dass mittlerweile 75 Tage vergangen sind, ohne Klarheit zu schaffen, ob menschliches oder technisches Versagen im Spiel war. Schlimmer noch: Weil die – wie auch immer schreckliche – Wahrheit noch nicht ans Licht kam, geistern krude Theorien zum Unfallhergang durchs Netz, die sich bei genauerem Hinsehen alle als haltlos erwiesen haben. Nur Fakten können diese sensationslüsternen Fake-news stoppen. Lieber heute als morgen.