Werner Müller (von links), Matthias Schneider, Tobias Eckel, Heike Lagger, Sabrina Da Silva Faria, Hans Stetter, Dieter E. Brösamle sowie Herbert Wüster haben in den vergangenen Monaten die neue Bodenrichtwertkarte für Nagold ausgearbeitet. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Ehrenamtlicher Gutachterausschuss legt neue Bodenrichtwerte für Nagold und Rohrdorf fest

Grundstücke im Nagolder Stadtzentrum sind teurer als diejenigen in den Teilorten der Stadt. So weit weiß eigentlich jeder Bescheid. Wie sich die Preise pro Quadratmeter zusammensetzen oder wer die Richtwerte für die Preise überhaupt festlegt, ist aber nur wenigen klar.

Nagold. In Nagold bestimmte jüngst der ehrenamtliche Gutachterausschuss die neuen Bodenrichtwerte, nach denen die Grundstückspreise bemessen werden. "Das ist wirklich ein Haufen Arbeit", seufzt Dieter E. Brösamle, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Das Gremium arbeitet alle zwei Jahre eine Art Landkarte aus, auf der zu sehen ist, wo die Grundstücke wieviel wert sind. Das Stadtgebiet sowie die Gemeinde Rohrdorf werden dazu in 25 verschiedene Bereiche aufgeteilt. Von jedem dieser Bereiche gibt es eine Einzelkarte, auf der das jeweilige Gebiet wiederum in mehrere Bodenrichtwertzonen gegliedert ist. Insgesamt 481 solcher Zonen gibt es im Stadtgebiet. Diese sind farbig unterlegt – von grün, über gelb bis hin zu rot – je nachdem, wie hoch der ungefähre Wert des Grundstücks ist. Diejenigen im Stadtzentrum sind tiefrot, also am teuersten. Weit abseits der Stadtgrenzen färbt sich die Karte dunkelgrün, dort kann das Bauen und Wohnen sehr preisgünstig sein.

Um die Richtwerte für die Grundstücke zu ermitteln, wertet das achtköpfige Team um Brösamle, den stellvertretenden Vorsitzenden Herbert Wüster sowie die Mitarbeiterin des Nagolder Baudezernats Sabrina Da Silva Faria hunderte Kaufverträge und ausgefüllte Fragebögen aus, die den Verträgen im Voraus beigelegt wurden. Darin wird zum Beispiel abgefragt, wie das Gelände nach dem Kauf genutzt wird – privat oder geschäftlich, oder wieviele Stockwerke gebaut werden. Außerdem fließen Faktoren wie die Lage und die allgemeine Nachfrage nach Grundstücken in die Richtwerte mit ein. Seit 2014 seien die Bodenwerte in Nagold um durchschnittlich fünf Prozent gestiegen, erklärt Brösamle. In der Nähe der Kernstadt vereinzelt sogar um rund 40 Prozent. "Wir legen aber keine Preise fest", betont er. "Wir machen nur die Richtwerte."

Der ehrenamtliche Gutachterausschuss besteht in dieser Konstellation seit Oktober 2016 für vier Jahre. Theoretisch könne sich jeder Interessierte melden, um in dem ehrenamtlichen Gremium mitzuarbeiten. "Aber", bekräftigt der Vorsitzende, "man muss sich schon gut auskennen bei dem Thema". Die aktuellen Mitglieder sind zum Beispiel hauptberuflich tätig als Immobiliengutachter, Architekten, Ingenieure, Vermessungstechniker oder ähnliches. Die Größe des Ausschusses bestimmt sich nach der jeweiligen Stadtgröße. Genügt in Nagold ein achtköpfiges Team, sind es in Stuttgart beispielsweise rund 50 Personen.

2012 erschien das erste Mal die Nagolder Bodenrichtwertkarte. "Damals haben wir von der Datenerhebung bis zur Umsetzung zirka 1500 Stunden daran gearbeitet", erinnert sich Brösamle. Für die aktuelle Karte waren es noch rund 550 Stunden, die das Gremium gebraucht hat.

Bodenrichtwerte können abgefragt werden

"Das ist wirklich ein bewundernswertes Engagement von den Ehrenamtlichen", lobt der Sachverständige für Immobilienbewertung seine Gruppe. Auch den Käufern der Grundstücke, die die Fragebögen ausgefüllt zurückgegeben haben, sei Brösamle sehr dankbar. "Nur aus dem Kaufvertrag lassen sich die Werte nicht ermitteln. Die Käufer tragen damit zur Transparenz auf dem Grundstücksmarkt bei."

Die Bodenrichtwerte können mündlich kostenlos abgefragt werden, sind allerdings nicht verbindlich. Eine schriftliche und damit verbindliche Auskunft ist bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses bei Da Silva Faria kostenpflichtig zu bekommen.