Foto: Wahr Foto: Schwarzwälder-Bote

Firma Wahr aus Nagold erhält für Tankstelle den Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg

Eine Tankstelle als Denkmal? Was auf den ersten Blick weit hergeholt erscheint, ist für das Nagolder Unternehmen Wahr Realität geworden. Eine von ihnen übernommene und sanierte Tankstelle in Tettnang ist nun mit dem Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet worden.

Nagold. Der Schwäbische Heimatbund und der Landesverein Badische Heimat haben die Preisträger des Denkmalschutzpreises Baden-Württemberg bekannt gegeben. Unter den fünf Preisträgern sticht dabei eines der Gebäude ganz besonders hervor. Denn neben einem mittelalterlichen Stadthaus, einem Schwarzwaldhof, dem ehemaligen Bahnwasserturm und dem Uhland-Haus in Tübingen zeichnete die Jury auch eine Tankstelle in Tettnang (Bodenseekreis) aus. "Kulturdenkmale sind eben nicht nur spektakuläre Gebäude, wie Burgen, Schlösser, Kirchen und Klöster", so Juryvorsitzender Gerhard Kabierske.

Eigentümer ebendieser Tankstelle ist die in Nagold ansässige Firma Wahr. Bernd und Wolfgang Wahr führen das Familienunternehmen in zweiter Generation. "Wir sind stolz und glücklich, dass wir diese Auszeichnung erhalten haben", freut sich Geschäftsführer Wolfgang Wahr.

Die 1950 nach dem Entwurf der "Deutsch-Amerikanischen Petroleumgesellschaft" erbaute Tankstelle ist seit 2005 im Besitz des Familienbetriebs. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude bereits seit fünf Jahren als Kulturdenkmal ausgewiesen. Für die Firma Wahr war dies kein Grund, das Gebäude nicht zu kaufen. "Auch eine denkmalgeschützte Tankstelle kann eine attraktive Tankstelle sein", gibt Wahr zu bedenken.

"Modern verkaufen in einem historischen Gebäude"

Im Frühjahr 2016 nimmt die Firma eine Kernsanierung des Gebäudes vor. "Modern verkaufen in einem historischen Gebäude – das war das Konzept", erklärt der Geschäftsführer. Und so ging die Firma einen Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart ein. Die Entscheidung der Jury zeige, dass dieses Konzept aufgegangen sei und wertgeschätzt werde.

Das Kragdach wurde repariert, die Um- und Anbauten – etwa die Reifenwerkstatt und ein Lagerraum – zurückgebaut und das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder hergestellt. Manche Dinge, wie etwa die gebogene Fensterfront, konnten so erhalten bleiben. Eine stilechte Eingangstür aus den 1950er-Jahren ließ man sich anhand von Fotos von einem Schreiner nachbauen. Gleichzeitig wurde die Technik auf den neuesten Stand gebracht. "Unsere Lichter sehen zum Beispiel wie Neonröhren aus, sind aber LED’s", verrät Wahr.

Die viele Arbeit, die die Nagolder Firma in das Gebäude gesteckt hat, haben der Schwäbische Heimatbund und der Landesverein Badische Heimat nun also honoriert. Die Bauherren erhalten einen Geldpreis und eine Bronzeplakette. Beides soll bei einer Festveranstaltung im kommenden Frühjahr überreicht werden.

Heute, so Wahr, würde keiner eine Tankstelle in diesem Stil bauen. Denn das Gebäude in Tettnang hat lediglich zwei Zapfsäulen, die Kragplatte überdacht nur eine einzige Autovorfahrt. Auch hohe Lastwagen bekämen bei der geringen Durchfahrtshöhe Probleme. "Es gibt wohl nicht viele Tankstellen aus dieser Zeit, die noch in Betrieb sind", sagt Wahr. "Der Umbau hat aber auch echt Spaß gemacht."