Die "Dicken Fische" haben schon eine echte Fangemeinde. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Die "Dicken Fische" überraschen ihr Publikum mit exotischen und außergewöhnlichen Musikstücken

Von Dorothee Trommer

Nagold. Die Seminarturnhalle hat sich am Freitagabend in eine Weltbühne verwandelt. Die "Dicken Fische" gaben ein Konzert, das diesen Namen wahrlich verdient hat. Südseefeeling, Erinnerungen an Indien und eine Hommage an Großmeister der Gitarre wie Aldi Meola wechselten sich ab und brachten das Publikum zum Staunen.

Der Bühnenhintergrund der Halle hat sich sehr zum Positiven verändert, anstatt des schwarzen Vorhanges ist nun eine Mauer mit ganz unterschiedlichen Strukturen zu sehen, darauf werden Lichter projiziert, die an Wasser und Fische erinnerten. Sie fühlen sich sehr wohl in der Seminarturnhalle, lassen sie das Publikum wissen, und danken für den herzlichen Empfang. Hier stehen keine abgebrühten Showprofis auf der Bühne, sondern Menschen, die mit ihrer Musik berühren wollen. Regelmäßig machen Anjel Ferry und Jürgen Amman eine Pause vom Musikgeschäft und reisen. Über ihre Reise nach Indien haben sie ein Buch geschrieben: "Dicke Fische und heilige Kühe.

Auf ihrer Homepage beschreiben sie sich als dicke Freunde, die beide im Sternzeichen Fische geboren sind. Die Eindrücke, welche sie dort gesammelt haben, teilen sie mit ihren Zuhörern und überraschen den Besucher, der sie vielleicht schon mal bei einem Stadtfest gesehen hat und sie als Coverrock-Band in Erinnerung hat, mit ganz exotischen und außergewöhnlichen Musikstücken. Tarawera ist der Name eines Berges in Neuseeland, wohin die Musiker auch eine Reise gemacht hatten, und auch der Name eines eindrucksvollen Instrumentals, bei dem Anjel Ferry seine Gitarre malträtiert, streichelt, virtuos spielt und die Zuhörer begeistert.

Er gründete seine erste Band mit 14 Jahren und mittlerweile kann die sehr erfolgreiche Band "Dicke Fische" bereits den 14. Geburtstag feiern. Die neue CD heißt schlicht und ergreifend "Nackt" und das gleichnamige Stück daraus, welches von der Modebranche handelt, wurde ebenfalls gespielt. "Unter Kleidern sind wir alle nackt, das einzig wahre Porträt ist ein Akt, egal was die Modebranche quakt, während sie die dürren Mädchen schräg verpackt", wird verkündet.

Mit besonderen Lichteffekten versetzte die Band aus Holzgerlingen das Publikum in eine Flamenco-Trance und machten einigen Damen große Freude mit dem Lied "Babuschka", das Anjel seiner Großmutter widmet.

Apropos Damen: ein Fanclub aus Rutesheim ist bei jedem Auftritt dabei und zeigt Präsenz mit leuchtenden Ringen, welche sie im Rhythmus der Musik hoch in die Luft heben. Nach der Pause geht es mit einem Cover von Pink Floyd weiter, das Stück "Breathe" versetzt so manchen in die Jugend zurück.

Die Halle war mit Bistrotischen bestuhlt, was der nicht ganz so großen wie erwarteten Besucherzahl geschuldet war. Dies gefiel nicht jedem oder jeder, die sich aufs Tanzen gefreut hatten. Es erzeugt aber eine ruhigere und konzertgemäße Stimmung und bringt Musiker dazu, eben die anspruchsvolleren Stücke zu spielen. Dass einige Damen am Rand zu tanzen beginnen, begrüßen Anjel Ferry und Jürgen Amman ausdrücklich und singen zusammen mit dem Publikum "Mir geht’s gut, dir geht’s gut, uns geht’s gut", ein Reggaetitel.

Ein Höhepunkt des Konzertes stellt das Stück "Mediteranean Sundance" dar, eine Würdigung des Gitarrekünstlers Aldi Meola. Dessen "Race with the Devil on a spanish highway" liegt diesem fulminanten Beweis der Kunstfertigkeit der Musiker zugrunde und wird von ihnen weiter ausgebaut und improvisiert. Das Video davon hat bei Yutube bereits 750 000 Klicks erreicht, wie sie berichten.

Gitarrist und Sänger Jürgen Ammann erzählt, wie er als Jugendlicher ganz mutig vor dem Eiffelturm auftrat – trotz des Fünfers in Französich. Heute wagt er eine Interpretation des Erfolgstitel von Zaz "Je veux", das in eine verwirrende Pantomime übergeht, die eigentlich Motorradfahrer beim Kampf mit dem Moskito darstellen soll, irgendwie aber auch an Louis de Funès als granteliger Dorfbewohnen erinnert.

In Nagold fände auch das Casting für ein Video statt, verkünden die dicken Freunde, Arbeitstitel "Feldberg – Eis am Stiel", dessen Inhalt klarer wird, nachdem sie den Titel "Porn in the USA" zur großen Belustigung so manches Besuchers gespielt haben. Die musikalische Darstellung einer Busfahrt in Indien ist perfekt gelungen und mitreißend, hier kommt das Talent des Drummers Andy Hug aus der Schweiz zum Tragen. Nach zwei Zugaben ließ das entfesselte Publikum die Musiker wieder abreisen.