Ehrenamtliche Helfer verpacken die Spenden in die Kartons. Foto: Rousek

Hilfstransporte und Waisenhilfe gewährt Einblick in Lagerhalle. Verein hat zu wenige Helfer. Mit Video

Nagold-Mindersbach - Ein kühler Herbstmorgen. Vor dem Haldenhof parken schon einige Autos, die Tür zur Lagerhalle von Hilfstransporte und Waisenhilfe (H+W) steht offen. Innen sind seit den frühen Morgenstunden etwa zehn ehrenamtliche Helfer am Sortieren und Kisten packen. Zu wenige, für die viele Arbeit.

"Hier ist grad alles sehr voll", deutet die erste Vorsitzende von H+W, Karin Wahr, entschuldigend auf die riesigen Stapel Säcke und Kartons, die sich im Eingangsbereich der Halle bis fast zur Decke stapeln. Momentan seien einfach zu wenig Helfer zum Sortieren da, sodass man mit den vielen Spenden gar nicht hinterherkomme, erzählt sie. "Es wäre besser, wenn die Leute erst im Frühjahr wieder Hilfsgüter herbringen. Bis dahin haben wir wieder Platz geschaffen."

Erst vor kurzem ist der Lastwagen des Vereins aus Rumänien zurückgekommen, der unter anderem mit Krankenhausbetten für ein Altenheim in Selimbar sowie Lebensmitteln und Kleidung für Kinderheime in Ocna Mures und Petresti sowie das Verteilzentrum in Vurpar beladen war. Erst Ende September brachte der Sattelzug Schulmöbel nach Rumänien. Die Lembergschule hatte ihre aussortiert und dem Verein zur Verfügung gestellt. "Die sahen noch super aus", freut sich Roland Lutz, der selbst schon mehr als 25 Hilfstransporte nach Rumänien gefahren hat. Die Schulen dort können solches Mobiliar gut gebrauchen – das eigene ist oft abgenutzt und nahezu unbrauchbar.

Der Transport nach Rumänien wurde vom jüngsten Team von H+W bewerkstelligt: Vier Besigheimer zwischen 20 und 30 Jahren nahmen die rund 1500 Kilometer lange Strecke auf sich. Und das in ihrem Urlaub. "Das ist schon toll, wenn die jungen Leute sich so engagieren", findet Wahr. Gerade weil das bei H+W eher eine Seltenheit ist.

Außer den Vier ist der Altersdurchschnitt im Verein nämlich sehr hoch. Nicht wenige der Helfer, die regelmäßig im kühlen Lager stehen, das nur mit einem kleinen Ofen beheizt wird, sind schon etwas älter und seit mehreren Jahrzehnten bei H+W aktiv. So wie Erla Wurster, Kassiererin des Vereins. Sie und ein kleines Helferteam sind dafür zuständig, Schulranzen, "Baby-Starterpakete" und Sporttaschen zu packen. In einem separaten Raum stellt sie die verschiedenen Pakete zusammen. In jedem Schulranzen finden sich beispielsweise ein gefülltes Mäppchen, ein Ordner mit unbeschriebenem Papier sowie Mütze und Schal. "Oben drauf kommen immer Stofftiere, damit die Kinder sie gleich sehen, wenn sie den Schulranzen öffnen", zeigt Wurster ihr Vorgehen.

Ihr und auch den anderen Helfern ist deutlich anzumerken, wie viel Herzblut sie in die Tätigkeit stecken. Diese geht weit über das Sortieren in der Lagerhalle hinaus: Vieles nehmen die Ehrenämtler mit nach Hause, um es dort zu waschen oder sie nähen Puppenkleider. "Ich sehe immer die Kinder vor mir und hoffe, dass sie sich freuen", sagt Wurster.

In den Räumen türmen sich die Kisten beinahe bis zur Decke. Für die ehrenamtlichen Helfer scheint es aber kein Problem zu sein, sich zurechtzufinden. Die fertig gepackten Kartons werden in einem abgetrennten Bereich der Halle gelagert. Auf den Kartons steht, was sich darin befindet – auf Ungarisch, Rumänisch und Deutsch. Die Kleidung wird beispielsweise nach Art und Größe sortiert. Die ehrenamtlichen Helfer nehmen jedes Teil in die Hand, begutachten es ganz genau. Erst dann wandert es in die leeren Bananenkartons. Denn kaputte oder verdreckte Kleidung brauchen die armen Menschen nicht. Dennoch sei es keine Seltenheit, dass Spender ungewaschene Unterwäsche, kaputte Schuhe oder einfach Restmüll vor der Halle abstellen, berichtet Wahr. "Aber auch arme Menschen haben eine Würde. Sie sollen sich freuen, wenn sie die Sachen bekommen. Das ist die Hauptsache."

Bis zu 1500 Bananenkartons passen in einen Lastwagen. Bis so viele gepackt sind, brauche es aber reichlich Zeit, meint Wahr. Und vor allem: viel "Manpower". An dieser mangelt es bei H+W gerade gewaltig. "Wir freuen uns über jeden, der regelmäßig hilft", sagt die erste Vorsitzende. "Denn nur im Team ist die Arbeit überhaupt möglich." Auch Fahrer für die Reisen nach Rumänien und Ungarn werden dringend gesucht. Meistens sind die Zweier-Fahrer-Teams etwa fünf Tage unterwegs. Die Waren werden an verschiedenen Verteilzentren abgeladen, abends werden Kontakte mit Einheimischen geknüpft. Oder die vom Verein betreuten Kinderheime besucht. "Wenn man aussteigt und eine Traube aus Kindern umarmt einen, ist der ganze Aufwand vergessen", schwärmt Lutz.

In der Lagerhalle von H+W in Mindersbach gönnen sich die Helfer eine Kaffeepause. Die Getränke dampfen in der kalten Luft der Halle. Der Turm aus unsortierten Tüten und Kisten ist schon um ein gutes Stück kleiner geworden. Doch viel Zeit lassen sich die Helfer nicht. Bis zum nächsten Transport gibt es noch einiges zu sortieren. "Wir schauen, dass wir so viel wie möglich helfen können – mehr können wir nicht tun", lächeln die Helfer.