Das Nagolder Krankenhaus zieht viele Patienten aus Horb an. Foto: Fritsch

Einstimmiges Votum für Variante "3 plus". CDU-Gedankenspiele wären bei deren Umsetzung vom Tisch.

Nagold - Der Nagolder Gemeinderat hat sich am Dienstagabend einstimmig hinter die Neuordnung der Kliniklandschaft im Kreis und der vom Bürgerforum präferierten Variante 3 plus gestellt. Eine von der örtlichen CDU jüngst ins Spiel gebrachte Klinik in städtischer Hand war nur noch Randthema.

Nur 45 Minuten brauchten Nagolds Bürgervertreter, um dieses im Kreis so kontrovers geführte Thema abzuhandeln. Im Kern herrschte Einigkeit. Besagte Variante 3 plus – also die Bildung eines Schwerpunktkrankenhauses in Nagold mit 269 Betten als kleiner Bruder des großen, neuen Krankenhauses auf dem Böblinger Flugfeld und der Neubau eines rund 34 Millionen Euro teuren Klinikums in Calw – wurde von allen vier Fraktionen begrüßt. In dieser schwierigen Materie, erklärte FWV-Fraktionschef Eberhard Haizmann, müsse man sich auf die Gutachter verlassen, zumal etwas »sehr Ordentliches« herausgekommen sei. Oder wie es sein CDU-Kollege Ulrich Kallfass formulierte: »Das Gutachten hat meine Erwartungen sogar übertroffen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es zwei Klinikstandorte mit einer Grund- und Regelversorgung im Kreis gibt.« Und das Gutachten sei »nicht gefärbt von der Geschichte Calw-Nagold« gewesen, konstatierte Kallfass, der selbst im Aufsichtsrat der Kreiskliniken sitzt.

Die – wenigen – verbalen Spitzen richteten sich in der Diskussion gegen die Gedankenspiele, die der CDU-Stadtverband und der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Wolfgang Schäfer, jüngst öffentlich machten: Nämlich die Nagolder Klinik unter städtische Fittiche zu nehmen, falls die Politik – und damit war der Kreistag gemeint – versage und der Bestand des Nagolder Hauses dadurch gefährdet würde.

»Das war doch ein bissle ein Witz«, meinte SPD-Stadtrat Daniel Steinrode zu den christdemokratischen Überlegungen, »nicht ganz glücklich« nannte sie FWV-Chef Haizmann. Wolfgang Schäfer verteidigte diese von seinen Parteifreunden durchgespielte Alternative, die freilich »nicht mehr notwendig« werde, wenn die Variante 3 plus umgesetzt würde.

Einstimmig forderte der Stadtrat den Kreistag zu schnellen Entscheidungen auf. »Das bringt nichts, wenn wir noch ein halbes Jahr warten«, sagte Eberhard Haizmann, ebenfalls Aufsichtsratsmitglied der Kreiskliniken, »da kommt auch nichts anderes dabei heraus.«

Auch für Calw, erklärte FDP-Stadtrat Ulrich Mansfeld, biete diese Neuausrichtung der Kliniklandschaft »eine sehr gute Perspektive«. Deutliche Kritik äußerte der Liberale indes an der Art und Weise, wie die Nagolder Geburtshilfe abgewickelt wurde. Mansfeld, Jahrzehnte praktizierender Kinderarzt, will sich auch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ein Kreißsaal in Nagold für alle Zeiten der Vergangenheit angehört. »Dieses Thema darf man offen lassen«, entgegnete OB Jürgen Großmann, der in dieser Frage zur »Ehrenrettung von Klinikleitung und Klinikverbund« anfügte: Wenn man im Nachhinein eine klare Aussage und Strategie zur Schließung der Geburtsklinik vermisse, müsse man auch die andere Seite sehen: »Dann hätten wir schon anderthalb Jahre zuvor dicht machen müssen.«

Die von nahezu allen Stadtratsfraktionen georteten politischen Signale gehen von einer klaren Mehrheit in der entscheidenden Kreistagssitzung am 16. Dezember für die Variante 3 plus aus. CDU-Stadt- und Kreisrat Ulrich Kallfass prognostizierte aber auch: »Das Schwierigste wird die Umsetzung sein. Das wird nicht jedem gefallen.«