Lina Köhler, Timo Gaiser, Caroline Dürr und Dominik Kohler berichteten von historischen Ereignissen. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Museumstag: In der örtlichen Kirche wird Mindersbacher Geschichte lebendig

"Spurensuche" war das Motto des diesjährigen internationalen Museumstages, den Mindersbach letzten Sonntag in der örtlichen Kirche feierte.

Nagold-Mindersbach. Ortsvorsteherin Heiderose Rück persönlich hatte sich auf die Suche nach vergessenen Schätzen gemacht und dabei, inspiriert von einem ihrer Vorgänger, ein Stück Heimatgeschichte wiederentdeckt.

Denn eigentlich war es Hans Köhler, der bereits 1995 in seinem Buch "Familien- und Hausgeschichte Mindersbach" eine alte Familienbibel erwähnte, die einst einem seiner Vorfahren gehörte: Jakob Friedrich Köhler. Er erwarb das im Jahr 1735 gedruckte Buch Gottes 1808. Mit seinem Tod im Jahr 1838 erbte es sein Sohn Georg Friedrich Köhler und schrieb die ersten handschriftlichen Worte und Zahlen hinein: die Sterbedaten seiner Frau, seines Sohnes und seiner Mutter.

Der nächste Eintrag erfolgte erst 1877, als seine Tochter Sara Köhler Georg Friedrichs Tod in der Familienbibel vermerkt. Sie selbst stirbt im Jahr 1918 – dem Jahr, in dem der erste Weltkrieg endete und Deutschland das Frauenwahlrecht einführte. Das faszinierte Rück und brachte sie auf die Idee, die Familien-, Orts- und Weltgeschichte vom Kauf der Bibel bis zu Sara Köhlers Tod zu recherchieren und aufzubereiten.

Das Ergebnis präsentierten gleich sechs Nachkommen des ursprünglichen Bibelbesitzers. Die achtjährige Lina Köhler, der 13-jährige Timo Gaiser, die 26-jährige Caroline Dürr und der 20-jährige Dominik Köhler berichteten abwechselnd von historischen Ereignissen aus dieser Zeit. So erzählten sie unter anderem vom Schicksal einer zehnfachen Mutter, die verwitwet in ihre Mindersbacher Heimat zurückkehrte, der das Heimrecht aber verweigert wurde. Ihr Weg führte sie daraufhin nach Amerika.

Einen musikalischen Beitrag leisteten die 28-jährige Christine Schill (Orgel) und ihre 23-jährige Schwester Anna (Quer-, Block- und Panflöte).

Kompositionen des 17. und 18. Jahrhunderts

Das Duo spielte einige passend zu den Texten ausgewählte Kompostionen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Kirchenchor unter Leitung von Hans Schuster und der Sängerkranz unter Leitung von Michael Kalmbach erfreuten das Publikum mit ihrem Gesang.

Diese Vortragsform mit Musik und Rezitation ließ die Geschichte unglaublich lebendig wirken, sie direkt unter die Haut fahren. Einige der Zuhörer blieben nach der Veranstaltung noch lange, um mit Hans Köhler – der bei dieser Gelegenheit sein Buch signierte – ein paar Worte zu wechseln, oder bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus über das Gehörte zu sprechen. Heiderose Rück erhielt entsprechend positives Feedback.