Foto: Thomas Fritsch

Glasperlenspiel, Cassandra Steen und Christina Stürmer begeistern Fans auch im Kühlen beim Open-Air im Stadtpark Kleb.

Nagold - Ganz am Ende, beim energiegeladenen Deutsch-Pop von Christina Stürmer, fing es noch mal an zu tröpfeln. Es hätte besser sein, aber auch schlimmer kommen können für das Open Air des Nagolder Sommerzaubers am Wochenende im Stadtpark Kleb. Auch am Samstagabend füllten wieder wohl knapp 2000 Fans die Wiese vor der imposanten Bühne. Am Wetter hing halt alles. Als am Freitag noch bei Tageslicht die frischen unterfränkischen "Dorfrocker"-Brüder in ihre Saiten langten, um das ironisch-selbstbewusste Loblied der Provinz ("...und stolz drauf") zu singen, da war der Himmel blau. Und er blieb in dieser Nacht beständig trocken. Sogar die Temperaturen um 15 Grad ließen etwas Sommer ahnen.

Auch die älteren Herrschaften der Münchner "Spider Murphy Gang" mussten mit ihrem bayerischen Rock’n’Roll nicht zusätzlich auf Tempo und Tube drücken, um ihre eher auch gesetzteren Fans bei Laune und warm zu halten bis zur legendären "Rosi". Schon gleich hatte Lead-Sänger Güther Sigl die "Skandal!"-Rufe mit dem Hinweis blocken müssen: "Träumen könnt’s ja amoi". Der 33 Jahre alte Superhit vom Sperrbezirk kam schon noch, wonach ein kleinerer Teil des Publikums es auch an der Zeit fand, ins warme Bett zu streben.

Drüben übrigens hinterm Wasser, auf den Bänken, Betonstufen und Caféstühlen am Longwy-Platz, war auch da noch Hochbetrieb und beste Stimmung unter vielen, denen das Ticket zu teuer schien oder die einfach von nebenan mal ein bisschen Festival-Sound mitkriegen wollten. Am Samstag war das nicht anders. Aber Klagen über die Preise waren nicht zu hören. Auch das Konzept stimmte: Der Freitag sollte vielleicht eher die etwas älteren Jahrgänge und Geschmäcker ansprechen. Das war am Publikum zu sehen, auch als zum Abschluss mit der "Hermes House Band" aus den Niederlanden noch mal eine stimmungsstarke Party-Band einheizte.

Vom Samstag mit seinen Acts der eher etwas aktuelleren Stars wäre vielleicht mehr an jüngerem Publikum zu erwarten gewesen, hätte da nicht – neben den chronisch pessimistischen Prognosen der Meteo-Dienste – am Nachmittag ein ordentlicher Schauer den Musikern, den Veranstaltern und manchen Unentschlossenen Wetterängste eingejagt. Als "Seele der deutschen Popmusik" hatten die Sommerzauber-Gastgeber Cassandra Steen angekündigt, die Deutsch-Amerikanerin von den Fildern. Das löste sie mit ihren gefühlvollen Songs sicher ein. Auch "Glasperlenspiel" bejubelten direkt vor der Bühne besonders viele ganz junge und mehrheitlich weibliche Fans. Dem erweiterten Duo aus Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg flogen nicht nur beim Titelsong "Nie vergessen" die Herzen und Hände zu.

Christina Stürmer, die dynamische Österreicherin, hatte schon vorher gelauscht und schmeichelte dem Nagolder Publikum im Kleb damit: Es sei "unfassbar textsicher". Das war dann auch zu hören, als die Leute nach ein paar Aufforderungen wie "Volle Kraft voraus! Freie Sicht! Frischer Wind!" auch bei ihren Hit "Ich hör auf mein Herz" oder bei älteren und nicht ganz so bekannten Songs kraftvoll hörbar als Vocal-Unterstützer einstimmten.

Keinerlei besondere Vorkommnisse hatte bis dahin das Rote Kreuz zu verzeichnen, nicht einmal ohnmächtig gewordene Fans. Für Unterkühlungen war es tatsächlich auch später noch nicht wirklich kalt genug. "Alles tiptop, alles super organisiert", sagte ein Helfer vom DRK ganz gelassen. Er wollte da ausdrücklich auch eine Security mit einbezogen wissen, deren Schwarzuniformierte einen "hochprofessionellen Job" machten. Die Ordner fielen tatsächlich auch vielen Besuchern mit ihrer ruhigen Freundlichkeit auf.

Als Fan war auch CDU-Stadtrat Wolfgang Schäfer an beiden Abenden vor Ort im Kleb. Der Vorsitzende des Vereins Alte Seminarturnhalle zeigte sich beeindruckt. Trotz des eher mäßigen Andrangs – man hatte schon auf 4000 Besucher pro Abend gehofft – gefiel ihm die Stimmung: "Vielleicht nicht gerade euphorisch, aber toll", lobte er anerkennend.