Stefan Kosfeld präsentierte bei insgesamt sechs Falknershows seine Vögel, darunter ein europäischer Uhu (Bild). Foto: Fritsch

Hunderte Besucher verfolgen Falknershows. Greifvögel und Eulen ist es zu warm.

Nagold - Blauer Himmel, Herbstlaub, sommerliche Temperaturen: Für die Besucher der "FalkenZEIT" auf der Burg Hohennagold hätte das Wetter am Wochenende nicht besser sein können. Anders sah das für die Greifvögel aus: Ihnen war es zu warm, um eine Flugshow abzuliefern.

Nach "MärchenZEIT" und "RitterZEIT" war die "FalkenZEIT" das dritte und für dieses Jahr letzte Event der neuen Veranstaltungsreihe. Wie die beiden anderen Erlebnis-Wochenenden auf der Burg Hohennagold, lockte auch die "FalkenZEIT" am Samstag und Sonntag jeweils Hunderte Besucher in die Ruine. Das lag natürlich auch an dem perfekten "Nagold-Wetter": Nur der mit buntem Laub übersäte Boden in der Burgruine erinnerte daran, dass es nicht mehr Sommer ist.

Publikum interessiert sich für Erklärungen

Das hat wohl auch die "Stars" der Shows von Falkner Stefan Kosfeld etwas verwirrt. In Marsberg im Sauerland, wo die Vögel in der Falknerei Eulenhof leben, herrschten vergangene Woche noch Regen, Sturm und kalte Temperaturen. Dementsprechend war auch das Futter der Tiere bereits auf Winter ausgerichtet – nahrhafter und größere Mengen. Und dann war in Nagold plötzlich Sommer. "Das ist jetzt, wie wenn ihr bei 30 Grad Celsius Eisbein mit Kartoffeln gegessen habt", erklärte Kosfeld dem Publikum. "Da habt ihr auch keine Lust, euch zu bewegen."

Dementsprechend fielen die Flugshows an beiden Tagen etwas ruhiger aus als ursprünglich geplant. Die Besucher lauschten dennoch interessiert den Erklärungen des Falkners, der die Greifvögel und Eulen nacheinander auf seinem Arm herumtrug und sie vorstellte. Einen jungen Wüstenbussard konnte Kosfeld sogar dazu bewegen, wenige Meter zu fliegen. Währenddessen wurde er schon mit Argusaugen beobachtet von einem Uhu, der am Rand des Geschehens auf seinen Einsatz wartete.

Als der Falkner Waldkauz "Lennox" präsentierte, ging ein entzücktes Raunen durch das Publikum. Mit seinen großen, dunklen Augen sah der Vertreter der am zweithäufigsten vorkommenden Eulenarten in Deutschland einfach viel niedlicher aus als seine großen "Kollegen". Gegen die Weissgesichteule war aber selbst "Lennox" noch von einschüchternder Größe. "Nein, das ist keine Baby-Eule", stellte Kosfeld gleich zu Beginn klar.

Uhu betrachtet lieber das Publikum

Hinter dem harmlosen Äußeren stecke ein gerissener Schauspieler, der genau weiß, wie er vom Speiseplan seiner Fressfeinde gestrichen werde – nicht umsonst werden Weissgesichtseulen auch häufig "Transformereulen" genannt. In seinen Erklärungen räumte Kosfeld auch mit lange währenden Ammenmärchen auf: Eulen sind nämlich keinesfalls nachtaktiv. "Sie brauchen eine Resthelligkeit. Eulen sind dämmerungsaktiv." Und natürlich am Tage, wie man an den Exemplaren des Falkners aus dem Sauerland sehen konnte. "Nicki", ein Falklandkarakara, ließ sich sogar dazu hinreißen, zehn Freiwilligen für eine Belohnung ihre Schnürsenkel zu öffnen. Lautstark untermalt von einem Geschrei, das Kosfeld als typischen Bettellaut einordnete. "Den Blödsinn hat er sich selbst beigebracht", verteidigte er sich schmunzelnd.

"Snoopy", ein Virginia-Uhu, ließ es da gemütlicher angehen. Anstatt einer Beute-Attrappe nachzujagen, betrachtete er lieber mit seinen gelben Augen aus sicherem Abstand das Publikum. Mit einem europäischen Uhu, der mit seinem grellorangenen Augen alles andere als freundlich dreinblickte, ging eine der insgesamt sechs Falknershows des Wochenendes zu Ende. Stefan Kosfeld beantwortete noch Fragen der Besucher. "Sie sind einfach total faul bei dem Wetter", so sein Fazit über die "Laune" seiner Tiere. "Zu satt."

Neben den Falknershows war bei insgesamt vier Jagdvorstellungen mit Hunden und Jagdhornbläsern sowie einer Bewirtung auf der Burg einiges geboten.