Elli Kalmbach Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Elli Kalmbach ist 90 Jahre alt

Nagold. Dass sie inzwischen von Erinnerungen an ihre zahlreichen Reisen lebt und nur noch wenig unternehmen kann, stimmt Elli Kalmbach auch an ihrem 90. Geburtstag nicht wirklich traurig: Sie hat über Jahrzehnte sprichwörtlich "die ganze Welt" gesehen, reiste mit Mitte 80 noch ohne Mühe von China mit dem Zug nach Lhasa/Tibet und freut sich, wenn beim Blättern in Atlanten und Büchern über ferne Länder diese wenigstens vor ihrem inneren Auge wieder aufleben, seit ein Schlaganfall einen großen Einschnitt ins Leben der Weitgereisten bedeutete.

Elli Kalmbach wurde als ältestes von vier Kindern eines Schmiedemeisters in Calw geboren und wuchs in Egenhausen auf. Beim Franzoseneinmarsch 1945 kam ihr Vater ums Leben, und da die drei Brüder noch weit jünger waren, kümmerte sich die damals 19-Jährige nicht nur darum, dass ihre Mutter eine Versorgung erhielt, sondern half den Brüdern später auch bei der Lehrstellensuche.

Seit 1942 war Elli Kalmbach mehr als 40 Jahre lang Angestellte des Landkreises Calw. Zu Fuß und per Fahrrad suchte sie regelmäßig 17 Gemeinden im Kreis auf, um Buchhaltung und Jahresabschlüsse zu erstellen und damit die Laien-Bürgermeister zu unterstützen. Von 1957 bis zur Rente 1986 war Elli Kalmbach dann in der Verwaltung des Kreiskrankenhauses tätig, davon zehn Jahre lang im "neuen" Krankenhaus auf Teufels Hirnschale.

1957 erwarb sie einen Bauplatz am Lemberg, die Brüder halfen beim Bau, und Ende der 1970er-Jahre wurde der Dachstock ausgebaut, so dass Elli Kalmbach ihre Mutter zu sich holen konnte, mit der sie fast 15 Jahre bis zu deren Tod zusammen lebte. Gerne betätigte sich die Jubilarin im Garten – und tut es heute noch mit Hilfe ihres einzigen, noch lebenden Bruders –, doch ihre große Leidenschaft galt dem Wandern und dem Reisen.

Über 50 Jahre lang war Elli Kalmbach Mitglied im Schwarzwaldverein, noch lieber aber erzählt sie von ihren vielen Reisen, zum Beispiel bis zur Antarktis oder nach Spitzbergen, "einmal quer rüber in Südamerika und einmal ganz drumherum", zur Chinesischen Mauer oder nach Alaska, von dessen grandioser Landschaft und Weite die Jubilarin bis heute tief beeindruckt ist.

Von einem Schlaganfall vor zwei Jahren hat sich die freundliche Jubilarin ganz gut erholt, doch weite Wege, Wandern oder gar Reisen sind nicht mehr möglich.

Dank der Hausangestellten Mariangela aus Rumänien, dem "guten Geist im Haus", kann Elli Kalmbach in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und immer wieder kleine Gänge im Garten unternehmen, um ihre selbst gesäten Paprika oder Tomaten gedeihen zu sehen.