Ihr Engagement bereite ihr nach wie vor eine Menge Freude, erklärte Judith Bruckner (links) in ihrer Dankesrede. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Auszeichnung: Oberbürgermeister Jürgen Großmann überreicht Judith Bruckner die Nagolder Bürgermedaille

Sie steht an der Spitze des Heimatgeschichtsvereins und des Arbeitskreises Innenstadtgestaltung. Sie hat die Stadtführungen aufgebaut und selbst unzählige geleitet. Ist Herausgeberin des historischen Stadtführers – und, und, und. Jetzt erhielt Judith Bruckner die Bürgermedaille.

Nagold. Und zwar in einem für einen solchen Anlass bewusst ungewöhnlichen Rahmen, wie Oberbürgermeister Jürgen Großmann in seiner auch sehr persönlichen Laudatio herausstrich. Nicht im Kubus, wie sonst üblich; nicht "in einem Abwasch" mit gleich zwei, drei anderen zu Ehrenden; und nicht am Ende einer Laufbahn etwa im Ehrenamt, sondern mittendrin im aktiven bürgerlichen Engagement. Und dann auch noch an einem "vielfachen Tag der offenen Tür", an dem sich der Nagolder Bürgersinn mit dem Tag des offenen Denkmals und dem Tag der offenen Tür der Feuerwehr und des Jugendforschungszentrum einmal selbst ausgiebig feiert.

Und das Foyer des Rathauses, wo die Feierstunde samt Empfang für die Verleihung der Bürgermedaille an Judith Bruckner stattfand, war ebenfalls nicht von ungefähr gewählt worden – sei man hier doch allenthalben "von der Geschichte der Stadt Nagold" umgeben, für die sich Bruckner "in unglaublich vielen Aktivitäten und Aktionen" engagiere. In der Tat ist die Liste lang, sehr lang. Und noch lange nicht zu Ende geschrieben: Gerade erst, so erläuterte der OB, arbeite Bruckner an der Weiterentwicklung der Ausbildung der Stadtführer zu dann auch "Burgführern" mit, wodurch im künftigen neuen Tourismuskonzept der Stadt der zunehmend zentralen Rolle der Burg Hohennagold für den örtlichen Fremdenverkehr Rechnung getragen werde.

Der Schlüssel zu "dem beeindruckenden Engagement", das Bruckner seit 1980 für Nagold entfaltet habe, läge dabei in der Vita der "amerikanischen Schwäbin" begründet. Judith Bruckner stammt aus Detroit/USA und kam durch ihr Studium an der – laut Großmann – "größten lutherischen Universität der USA" nach Deutschland, genauer an deren Partner-Universität, die Hochschule Reutlingen. Mit dem Umzug nach Jettingen habe Bruckner dann "auch Nagold ins Visier" ihrer Arbeit genommen.

Was ihn dabei am meisten beeindruckt habe, so Großmann weiter: Als Bruckner im Rahmen einer Bürgerversammlung zur damaligen "Schlossbergtreppen-Diskussion" dafür plädierte, auch als heutige Generation den Mut zu haben, Monumente der Vergangenheit nicht nur zu erhalten und zu konservieren, sondern auch mit eigenen Ideen weiterzuentwickeln und Zeichen zu setzen. Um so auch ein eigenes Erbe den nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Entsprechend konsequent sei heute Bruckners Mitarbeit im von ihr initiierten und geleiteten Arbeitskreis Innenstadtgestaltung im Bürgerforum, von dem immer wieder wichtige Impulse für die Stadtentwicklung ausgehen würden.

Die Zuhörer sind fast immer dankbar

Bruckner selbst umriss in ihren Dankesworten den Weg, der sie in der Heimatregion ihres Mannes über ihr erstes Engagement in der Nagolder Kantorei nach und nach etwa in den Heimatgeschichtsverein und all die anderen Institutionen geführt habe: "Kunstgeschichte und Stadtgeschichte passen gut zusammen." Und "Kunstgeschichte plus Stadtgeschichte" sei gleich Denkmalpflege. All das bringe ihr ungebrochen viel Spaß, besonders die Stadt- und kunstgeschichtlichen Führungen: Dabei treffe sie "fast immer dankbare Zuhörer", und auch sie selbst gehe anschließend "jedes Mal begeistert" nach Hause.

Bruckner dankte aber auch für die große Unterstützung bei ihrer Arbeit, die sie durch ihre Mitstreiter in den verschiedenen Vereinen und Gremien erfahre, und "die für mich immer offenen Türen" im Nagolder Rathaus. Um dann gegenüber der Festgesellschaft mit einem "Werbespot" zu schließen, wie Bruckner es nannte. Schließlich fänden nach dem offiziellen Empfang noch verschiedene Stadtführungen in Nagold statt. Gerade das richtige Anschlussprogramm, wenn man doch schon einmal in der Innenstadt sei.

Nagold (ahk). Judith Bruckner kam in Detroit im US-Bundesstaat Michigan zur Welt. Kunst- und Deutschstudium an der Valparaiso University, USA. Verheiratet, zwei Kinder. Von 1974 bis 1980 Organisation von Kunstausstellungen und Betreuung der Kunstsammlung der Stadt Reutlingen. Seit 1980 freiberuflich tätig (hauptsächlich in Nagold) als Kursleiterin, Malerin, Ausstellungsorganisatorin, Reiseleiterin, Stadtführerin; Vorträge und Veröffentlichungen zu den Themen Kunst, Kirchen- und Heimatgeschichte; Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen; Beteiligung an Projektentwicklungen "Liebfrauenkirche. Rekonstruktion" (2001), Keltenjahr in Nagold (2003), Freihofer-Jubiläumsjahr (2006); seit 2000 Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte Nagold; 2003 Gründung des Arbeitskreises Innenstadtgestaltung im Bürgerforum Nagold, dessen Arbeitskreissprecherin sie seither ist.