Noch wird das Grundstück Lindach-, Ecke Goethestraße in Nagold als Parkplatz genutzt, ab nächstem Jahr will hier die "Interessengemeinschaft Nagold 1.0" (Gruppe links im Bild) ihr gemeinsames Wohnhaus errichten. Rechts: Projektsteuerer Klaus M. Richter, daneben Architekt Simon Maier. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Pionier-Projekt für Nagold mit Bauherrengemeinschaft / Plan: 500 Euro günstigere Quadratmeter-Preise

Von Axel H. Kunert

Nagold. Sie nennen sich "Interessengemeinschaft Nagold 1.0". Und sie haben Großes vor: insgesamt zwölf Damen und Herren, die in der Lindach-, Ecke Goethestraße als Bauherrengemeinschaft ein gemeinsames Wohnhaus errichten wollen. Ein Bauherr fehlt noch. Dann könnte es losgehen.

Was die IG Nagold 1.0 bereits hat: Einen sogenannten Projektsteuerer – Klaus M. Richter. Und auch einen Architekten – Simon Maier. Beide hat die nach eigenen Worten "sehr lustige Bauherrengruppe" in Tübingen entdeckt und mehr oder weniger vom Fleck weg engagiert. Denn Tübingen ist "die Mutter aller Bauherrengemeinschaften". Hier wurde das Modell, dass künftige Wohnungseigentümer bereits ab der Bauplanung gemeinsam zusammenarbeiten – und nicht erst mit dem Erwerb einer Wohnung von einer Bauträger-Firma als spätere Eigentümergemeinschaft zusammenkommen – ursprünglich erfunden. Und das Gespann Richter und Maier, das sich die Nagolder Pioniere für ihre Bauherrengemeinschaft als Projekt-Partner ausgesucht haben, war daran maßgeblich beteiligt, verfügt aus verschiedenen Vorgänger-Projekten bereits über recht große Erfahrung mit einem solchen Wohnbau-Modell.

Daher übernimmt es Projektsteuerer Klaus M. Richter auch, die Vorteile dieser Art des gemeinsamen Bauen zu benennen: "Der wichtigste Part ist sicher, dass so jeder Bauherr den Zuschnitt seiner Wohnung individuell planen lassen kann." Kein Wohnungs-Grundriss von der Stange. Alles richtet sich so weit wie irgend möglich nach den Wünschen der späteren Eigentümer. Architekt Maier hat das bereits in zahlreiche Entwürfe gegossen. Jedes der später drei Voll- und einem Staffelgeschosse weise ganz eigene Zuschnitte auf. "Eine besondere Herausforderung", wie Maier sagt. Trotzdem, so Maiers Erfahrungen aus Tübingen, lasse sich als Bauherrengemeinschaft bis zu 500 Euro günstiger pro Quadratmeter bauen als wenn man eine fertige Wohnung von einem Bauträger kaufe – wenn alles super laufe.

Simon und Richter weisen immer wieder daraufhin, dass sie nur Dienstleister für die derzeit zwölf Mitglieder der IG Nagold 1.0 seien. Das Sagen, wo es lang zu gehen hat mit diesem Bauprojekt, das haben die späteren Eigentümer – eben die Bauherren. Sie fällen alle Entscheidungen gemeinsam. Und damit sie dabei gut miteinander auskommen von Anfang an – auch dafür haben sich die Zwölf Klaus M. Richter engagiert – eben als Projektsteuerer. Was meint: "Ja, ich bin so etwas wie ein Mediator, Berater, der den gesamten Prozess neutral moderiert." Richter kommt aus dem Wissenschafts-Management, ist gelernter Philosoph und Germanist. Was ihn auszeichnet: Menschenkenntnis. Und diplomatisches Geschick. Ihn mit ins Boot zu holen, sei eine Empfehlung der bestehenden Bauherrengemeinschaften gewesen, die die Nagolder in Tübingen besucht haben. Denn eine solch bunte Schar von Bauherren zusammenzubringen, sei vor allem auch eine menschliche Herausforderung.

Die in Nagold offenbar bisher gut gemeistert wird. "Ja, wir haben viel Spaß bei unseren gemeinsamen Arbeit." Es werde viel gelacht. Zumindest noch. Denn die eigentlichen Herausforderungen stehen ja noch bevor: Hat man den 13. Mitstreiter gefunden, für den derzeit eine Viereinhalb-Zimmer-Wohnung mit gut 120 Quadratmetern Wohnfläche freigehalten werde, wolle man das derzeit bei der Stadt Nagold optionierte, insgesamt gut 1400 Quadratmeter große Grundstück für das gemeinsame Bauprojekt offiziell erwerben. Für die finale Planung, Bauanträge und notwendigen Genehmigungen rechne man rund ein halbes Jahr Aufwand, so dass man hoffe, irgendwann Anfang nächsten Jahres mit dem eigentlichen Bau beginnen zu können.

Von dem die zwölf Bauherren unisono sagen, dass er großzügiger ausfallen werde als die drumherum bereits entstehenden Bauträger-Häuser. Ihr eigener Bau werde nicht so "auf Effizienz und Rendite" getrimmt sein, sondern vor allem ein schöner, lebendiger Platz zum Wohnen sein. Was man auch von außen sehen werde: Nur gut 70 Prozent des Grundstücks, das derzeit noch als provisorischer Parkplatz genutzt wird, wolle man später auch wirklich bebaut haben. Der Rest soll für Garten- und Grünflächen zur Verfügung stehen.