Hajo Schörle hat bisher mehr als ein Dutzend Bücher herausgebracht. Foto: Buckenmaier

Wirtschaftlicher Erfolg ist für ihn nicht alles: Hajo Schörle verlegt seit mehr als 25 Jahren Bücher.

Nagold - Verleger wird man entweder durch Geburt oder durch Heirat, hat Kurt Tucholsky einmal geschrieben. Der Nagolder Hajo Schörle passt in solche Kategorien nicht. Er wurde Verleger – aus Liebe zum Buch.

Die Geschichte eines Lebenskünstlers, für den nicht der wirtschaftliche Erfolg alleinige Triebfeder ist.Es ist früh am Morgen, oft zwischen vier und fünf Uhr, wenn der 50-Jährige sein weitläufiges Firmengebäude auf dem Wolfsberg betritt, und er wird es erst abends wieder verlassen. Das ist sein Reich, sein alleiniges Reich. Hier ist Hajo Schörle alles in einer Person: Verleger und Grafiker, Werbedesigner und Lagerist.

Als sein Steuerberater ihn vor dem Risiko einer solch großen Investition im Nagolder Industriegebiet warnte, sagte er auch, dass das Scheitern nicht das Ende wäre. Der Jung-Verleger hatte keine Angst vor dem Misserfolg: "Wichtiger ist, etwas zu machen, um später nichts zu bereuen." Die Werbeagentur, die er parallel neben seinem Buchverlag betreibt, ist für seine Familie der eigentliche Brötchengeber, aber das Herz von Hajo Schörle hängt am gedruckten und vor allem am gebundenen Wort.

Sein Vater Gerd Schörle, erst Pfarrer, dann Schriftsteller, gab den Anstoß. Er schrieb Kurzgeschichten und Kriminalromane, die sich regional gut verkauften. Warum sollte man diese Bücher nicht in einem eigenen Verlag herausgeben? Das war 1986, der Beginn des Buch und Bild Verlages. Seither hat Hajo Schörle, vornehmlich mit seiner Schwester Armgard, weit mehr als ein Dutzend Bücher herausgebracht: "Knochenarbeit", sagt der 50-Jährige.

Bei den ersten Projekten deckten die Einnahmen gerade die Druckkosten und das Marketing. Aber Schörle tröstete sich, dass es auch den großen Buchverlagen oft nicht anders ergeht. Nicht jeder hat einen Harry Potter im Programm: "3000 bis 5000 verkaufte Bücher, das ist heutzutage viel." Und in diese Kategorie ist er mittlerweile schon vorgerückt: Das Buch "Dreams of Horses" wird in der vierten Auflage gedruckt; ein Partnerverlag ist dabei, die Lizenz für das Buch in die ganze Welt zu verkaufen. Wenn dies gelänge, erst dann könne man bei solchen Projekten von "Verdienen" reden: "Aber das ist ein langwieriger Prozess."

Wenn er gewusst hätte, wie steinig der Weg zum erfolgreichen Buchverleger ist, hätte er nochmals genauso gehandelt? Hajo Schörle überlegt nur kurz, umso überzeugter folgt auf diese Frage ein "Ja". Wirtschaftlicher Erfolg ist für ihn nicht alles. Es ist die Freiheit, sich austoben zu können und den Ideen freien Lauf zu lassen. Bücher zu machen, den kompletten Prozess zu begleiten und zu sehen, wie etwas Neues entsteht, ist für den 50-Jährigen "innere Fülle, innerer Reichtum".

Und so arbeitet er weiter am großen Durchbruch seines kleinen Verlages, verhandelt mit Partnern in New York, lässt seine Bücher drucken in Israel und promotet in Kulturcafés oder gar vor der königlichen Gartenakademie in Berlin seine herausgegebenen Romane. Sein jüngstes Werk: "99 Türen zu Dir". Gedruckt ist es noch nicht, aber 100 Vorbestellungen gibt es schon. Hajo Schörle freut sich. 100 Vorbestellungen – das ist für seinen Buch und Bild Verlag schon viel.