Einer der Mangelberufe in der Region ist die Seniorenpflege. Foto: Scholz/Seibel Foto: Schwarzwälder-Bote

Regionale Arbeitsverwaltung will Fachkräftemangel mit Rückkehrerinnen aus der Familienpause begegnen

Nordschwarzwald. Der Zuzug von qualifizierten ausländischen Arbeitskräften ist nach aktuellen Erhebungen viel zu gering, um das Problem der fehlenden Fachkräfte in Deutschland zu beheben. Deshalb will Jürgen Schwab nun die Frauen der Region aus ihrer Reserve locken, genauer "aus der stillen Reserve". Schwab ist Chef der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim und sieht enormes Potenzial bei jenen qualifiziert ausgebildeten Frauen in der Region Nordschwarzwald, die wegen Kindererziehung einst aus dem Berufsleben ausgestiegen sind, inzwischen aber das Gröbste hinter sich haben. Soll heißen: der Nachwuchs hat das Alter von zehn Jahren weit überschritten. Und eigentlich wollten diese Frauen heraus aus ihrer "stillen Reserve" und gerne wieder arbeiten.

Die Hindernisse dabei sind laut Schwab zu überwinden. Eine Hürde: Die Interessentinnen seien oft nicht als aktiv Suchende in den Jobvermittlungen registriert. "Das verhindert eine individuelle und qualifizierte Beratung", sagt Schwab

Weitere Hürde: Dieser wichtig werdenden Zielgruppe fehle es durch ihre mehrjährige, teils jahrzehntelange Familienpause am "beruflichen Update". Sie müssten sich für einen Job auf den neuesten Kenntnisstand bringen. "Für beide Probleme gibt’s Lösungen", erklärt Schwab. Mit öffentlichen Informationsveranstaltungen in der Region sollen diese "stillen Reservistinnen" zunächst die Möglichkeit haben, mit den Agentur-Beraterinnen und Beratern unverbindlich ins Gespräch zu kommen. Und wo hernach in einem vertiefenden Gespräch ein fachlicher Nachholbedarf festgestellt werde, da biete die Arbeitsagentur entsprechende Unterstützung, etwa in Form von Weiterbildungsunterstützung an.

Das reicht vom Bewerbungs-Coaching über die Auffrischung von allgemeinen Computerkenntnissen bis hin zu speziellen Software-Kursen über die Office-Produkte sowie Betriebspraktika und anderes mehr. Eine jährlich stattfindende Informations- und Kontakt-Börse seien die Frauenwirtschaftstage, die vom Land Baden-Württemberg unterstützt werden. Frauen können hier in Workshops, Kongressen, Vorträgen und Beratungsgesprächen mit Unternehmen zusammenkommen. Themen sind unter anderem: Wiedereinstieg von Frauen in den Beruf, Frauen auf dem Weg in Führungspositionen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Vernetzung und Kooperation – um nur einiges zu nennen. Einen hohen Fachkräftebedarf in der Region Nordschwarzwald gibt es Schwab zufolge unter anderem bei Pflegeberufen – insbesondere im Bereich der Altenpflege. Im kaufmännischen Bereich haben Buchhaltungskräfte gute Chancen. Das Hotel- und Gaststättengewerbe der Region weist ebenfalls eine lange Bedarfsliste an verschiedenen Arbeitskräften auf. Auf akademischer Ebene sei vor allem Informatik gefragt.

Interessentinnen melden sich bei Sibylle Fischer, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, E-Mail: Nagold-Pforz heim.bca@Arbeitsagentur.de oder telefonisch (0 72 31) 3 04-3 44