Konrektor Steffen Schneider musiziert mit Kindern der Zellerschule. Für die Grundschule haben sich 58 Erstklässler angemeldet. Wie sich der Werkrealschulzweig entwickelt, ist dagegen noch offen. Immerhin zweizügig wird der nächste Fünfer-Jahrgang sein. Foto: Fritsch

Gemeinschaftsschule bleibt heißes Thema. Zellerschule weiter ohne Rektor. Weniger Schüler aus Mötzingen.

Nagold - Sie bieten jede Menge Freiraum für Kaffeesatzleserei – die aktuellen Zahlen aus den Schulberichten. Die Grundschulen legen zu, die weiterführenden Schulen vermelden sinkende Schülerzahlen. Doch was steckt dahinter?

Nagold wächst. Darüber freute sich jüngst nicht nur Oberbürgermeister Jürgen Großmann und präsentierte stolz die aktuelle Einwohnerzahl für Nagold. 21.400 Einwohner sind in der offiziellen Statistik des Landes für Nagold aktuell vermerkt. Gut 300 mehr als im Jahr 2013. Doch dem demografischen Wandel trotzt die Stadt damit nicht. Die Schülerzahl sinkt weiter von 3263 auf aktuell 3171.

In der Sitzung des Kulturausschusses der Stadt Nagold präsentierte Lucia Gerstner den Ausschussmitgliedern und den anwesenden Schulleitern die aktuellen Zahlen. Immerhin: Die Zahl der Grundschüler ist von 737 auf 784 Schüler angestiegen. Für das nächste Schuljahr sind bereits 214 Erstklässler angemeldet worden. Und Lucia Gerstner verdeutlichte, dass die Zahl der Schüler insgesamt zwar sinke, doch nicht so stark wie im Gesamttrend.

In Zeiten neuer Schulformen lohnt ein intensiver Blick auf die weiterführenden Schulen in Nagold. Ebhausen will, doch bekanntlich gibt es im Süden des Landkreises noch immer keine Gemeinschaftsschule. Sinkende Zahlen an der Christiane-Herzog-Realschule (CHR) und am OHG lassen vermuten, dass zumindest die Gemeinschaftsschule in Jettingen potenzielle Schüler anlockt. 74 Schüler weniger jedenfalls hat das OHG zu verzeichnen, und die CHR 38. Auch an den Werkrealschulen sinkt die Zahl um 30. Bei den Anmeldungen an der CHR für das neue Schuljahr sank die Zahl der Schüler aus Mötzingen jedenfalls auf sechs. Mit 17 hatte man eigentlich gerechnet. Und auch aus Haiterbach kommen nur noch sieben statt geplanter 17 Schüler. Kaum anders sieht es am OHG aus. Aus Ebhausen kommen diesmal nur fünf statt errechneter elf Schüler, aus Mötzingen zehn statt 17 und aus Wildberg elf statt 22.

Kommen wir zur Kaffeesatzleserei: Gut möglich, dass einige dieser Schüler an benachbarte Gemeinschaftsschulen, zum Beispiel in Jettingen oder in Neubulach, gehen oder sich auch auf die stark präsenten heimischen Schulen, zum Beispiel in Haiterbach und Ebhausen, besinnen.

Fakt jedenfalls ist: 17 Schüler aus der fünften Klasse der Gemeinschaftsschule Jettingen kommen aus Mötzingen. Und auch 14 Schüler aus Nagold wurden für das nächste Schuljahr an Gemeinschaftsschulen in der Nachbarschaft angemeldet. Damit dürfte die Diskussion um eine Entwicklung der Zellerschule zur Gemeinschaftsschule neuen Treibstoff bekommen. Rein zahlenmäßig allerdings freut man sich an der Grund- und Werkrealschule über 32 Anmeldungen für die fünfte Klasse. "Damit kann man wieder zwei Klassen anbieten", freute sich Lucia Gerstner über diesen Zuspruch.

Ein ganz anderes Problem macht die Diskussion um eine mögliche Gemeinschaftsschule in Nagold dagegen sehr mühsam: Der Zellerschule fehlt offiziell noch immer der Chef. Nach dem überraschenden Fortgang von Schulleiter Jochen Waidelich im vergangenen Jahr führt Konrektor Steffen Schneider die Geschäfte. Mit dieser Mehrbelastung auch noch ein neues Konzept für eine Gemeinschaftsschule zu entwickeln, scheint fast unmöglich zu sein. Und wie so oft in Sachen Schulleiterposten mahlen die Mühlen der Schulbehörden recht langsam. Die seit Monaten freie Stelle wurde dieser Tage erst ausgeschrieben. Es kann also noch dauern, ehe die Schulleitung wieder komplettiert ist. Doch OB Großmann verdeutlichte: "Wir können uns um diese Thematik nicht herummogeln." Großmann weiter: "Wir müssen uns intensiv damit auseinandersetzen, wo wir hier hinwollen."

Zäh verläuft auch die Besetzung der Rektorenstelle für die Wiestalschule mit der Kernenschule als Außenstelle. Frieder Stufft geht diesen Sommer in den Ruhestand. Seine Bestrebungen, die neu geordnete und frisch zusammengelegte Schule nahtlos an den Nachfolger übergeben zu können, scheinen nicht aufzugehen. Hier ist die Stelle noch nicht einmal ausgeschrieben. "Da bin ich schon enttäuscht", sagte Stufft.

Immerhin scheint seine Nachfolge bei dem Posten des geschäftsführenden Schulleiters der Nagolder Schulen unkomplizierter zu verlaufen. Paul Miller, Schulleiter der Burgschule, soll künftig diese Aufgabe als "Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und den Schulen" (OB Großmann) übernehmen.

Zwei dicke bauliche Brocken will der Gemeinderat dagegen in seiner Sommerklausursitzung angehen. Dann geht es um bauliche Veränderungen für die Lembergschule, die ab nächstem Schuljahr zur Ganztagesgrundschule wird, und am OHG. Sowohl umfangreiche Sanierungen als auch Neubauten oder Anbauten sind im Gespräch. Planer prüfen derzeit beide Szenarien.