Komponist musiziert mit Posaunenchor / Gustav Hirneise nach 40 Jahren verabschiedet

Von Hubert Halter

Nagold-Hochdorf. Eigentlich rechnete Fabian Keller mit einem halbwegs normalen Gottesdienst. Dass die Hochdorfer Michaelskirche über den letzten Platz hinaus besucht war, brachte den ehrwürdigen Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde dann doch kurzzeitig ins schwitzen.

Um letztlich allen Besuchern einen Sitzplatz anbieten zu können, hatten er und seine Helfer bis kurz vor Beginn der Messe noch weitere Stühle im Kirchenanbau aufgestellt. Das Rahmenprogramm des Gottesdienstes war in der Tat auch umfangreicher als gewöhnlich. Nach 40 Jahren ging mit Gustav Hirneise der musikalische Lotse der Bläser von Bord, und Hartmut Katz wurde für mehr als 50 Jahre aktiven Bläserdienst sowie – zu seiner eigenen Überraschung – mit der Johannes-Brenz-Medaille ausgezeichnet. Darüber hinaus leitete mit Richard Roblee zum Abschluss des Probenwochenendes ein bestens bekannter Komponist und Arrangeur den Posaunenchor.

So war es nicht verwunderlich, dass auch viele auswärtige Besucher und Freunde ihren Weg nach Hochdorf fanden. Selbst aus dem fernen Erzgebirge reiste eine kleine Delegation des befreundeten Partnerchores aus Rittersgrün an.

Bereut hat es keiner; die intensive Arbeit des Posaunenchores fand ihren Lohn im herzlichen Applaus der Gäste. Waren kleinste Unsicherheiten beim Einspielen noch der Nervosität geschuldet, so griffen die Musiker das abwechslungsreiche und unterhaltsame Dirigat Roblees im Gottesdienst gekonnt auf. Sein Solo an der Posaune und die gefühlvolle Gesangseinlage bei Hoagy Carmichaels "Georgia on my mind" wurden von den Zuhörern mit Begeisterung aufgenommen.

Chorarbeit wirkt generationsübergreifend

Gustav Hirneises Nachfolger Andreas Schittenhelm überreichte Richard Roblee als Appetitanreger für weitere Probenwochenenden stilecht eine Tasche mit "Hochdorfer Spezialitäten" und versäumte es auch nicht, eine Einladung zur Gartenschau in Nagold auszusprechen. Bei Gustav Hirneise bedankte sich Bernd Bürkle im Namen aller Bläser für die gemeinsame Zeit mit einem eigens gestalteten Bildband. Künftig wird der 70-Jährige wieder die Altstimme unterstützen, denn jetzt habe er ja wieder Zeit zum Üben.

Beim anschließenden Stehempfang im Gemeindehaus brachte Oberbürgermeister Jürgen Großmann in einem Grußwort seine Anerkennung zum Ausdruck und würdigte die generationenübergreifende Arbeit Hirneises und der Posaunenchöre als vorbildlich. "Hier sitzen der achtjährige Knirps neben dem fast 80-jährigen Greis und machen begeistert miteinander Musik. Dies ist mit ein großer Verdienst ihrer Arbeit."

Hochdorfs Ortsvorsteher Bruno Schmid gestand, dass er sich alljährlich auf das Kurrendespiel an Heiligabend freue. "Ihr stimmt uns mit Eurer Musik auf's Christfest ein. Jetzt ist die Gelegenheit danke zu sagen." Die Laudatio der evangelischen Landeskirche hielt Albrecht Schuler. Mit "geliebten und gehassten" Notenheften aus der Nachkriegszeit spannte er humorig den Bogen zum modernen Repertoire der Chöre. Aufgeschlossenen Dirigenten wie Hirneise sei es zu verdanken, dass auch moderne Stilelemente wie Swing oder Blues ihren alltäglichen Einzug in die Kirchenmusik gehalten haben.

Schließlich resümierte Bezirksposaunenwart Bernhard Rath die vielen gemeinsamen Jahre in der Jungbläserausbildung. Die Wahl seines mitgebrachten Geschenkes zauberte zum Ausklang des Vormittags ein entzücktes Lächeln auf des Jubilars Gesicht: "Egenhauser Schlachtplatte – könnte ein Fest schöner enden?"