Blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2014 zurück (von links): Lea Heimberger, Sarah Vasilic, Tanja Klink und Kim Kiechle. Foto: Vasilic Foto: Schwarzwälder-Bote

Vier junge Frauen pflegen den außergewöhnlichen Sport des Western-Reitens – und das mit großem Erfolg

Von Axel H. Kunert

Nagold. Auf ein außerordentlich erfolgreiches Jahr können vier Western-Reiterinnen aus der Region zurückblicken: Sarah Vasilic (18), Kim Kiechle (15), Lea Heimberger (24) und ihre Trainerin Tanja Klink (31) konnten in der letztjährigen Turniersaison gleich eine Vielzahl von guten Platzierungen einsammeln.

Bei insgesamt 15 Turnieren, die den gesamten Sommer über im Großraum Stuttgart, Hessen und Bayern stattfanden, wurden die Sieger in den drei ausgeschriebenen Cup-Serien mit zusammen zwölf Einzeldisziplinen ermittelt. In der Jugend schaffte es dabei Sarah Vasilic gleich zweimal auf Platz zwei, und zwar im sogenannten Western-Horse-Cup und dem Rasse-offenen Cup. Trainerin Tanja Klink, die als "Profi" an der Turnier-Serie teilnahm, aber auch Amateurchefin des DQHA (Deutsche Quarter Horse Association) ist, konnte zudem einmal einen ersten Platz (Rasse-offener Cup) und einmal den zweiten Platz (Western-Horse-Cup) erringen.

"Unser Sport hat nichts mit Western-Romantik zu tun"

Außerdem trugen noch Kim Kiechle mit einem vierten Platz und Lea Heimberger mit einen fünften Platz zum insgesamt guten Abschneiden der Nagolder Western-Reiterinnen bei. Der Lohn der Mühe: Alle vier Reiterinnen wurden von der DQHA im Rahmen eines großen Festakts für ihre Leistungen geehrt. Und gehören nun als offizielle Mitglieder der Landesauswahl zu dessen Baden-Württemberg-Kadar.

Worauf die vier Western-Reiterinnen sehr großen Wert legen: "Unser Sport hat nichts mit Western-Romantik zu tun", erklärt Trainerin Klink, auch wenn die Ursprünge klar in der Welt der US-amerikanischen Ranches und deren Cowboys liegen. Und vor allem in der Liebe zu den dort eingesetzten Pferden, den American Quarter Horses. "Aber es ist definitiv ein Hochleistungssport, der viel Training, Präzision und kontinuierlichen Einsatz verlangt." Das Besondere am Western-Reiten nach Turnierregeln sei, dass man mehr als in den klassischen Reitdisziplinen mit seinem Pferd harmonieren müsse. Und dabei ausschließlich mit der (positiven) Motivation der Tiere arbeite. "Wir führen das Tier durch Gewichtsverlagerung und die Stimme, haben weniger Hilfsmittel." Im klassischen Reiten setzt man mehr die Schenkel und Zügel ein, um dem Pferd zu sagen, wo man hin will. Das gibt es beim Western-Reiten nicht. "Bei uns muss das Pferd genauso seinen Spaß an der Arbeit haben wie der Reiter", sagt Tanja Klink.

Trainiert werden dabei Disziplinen wie das "Horsemanship", bei dem es ähnlich wie in der Dressur auf die Einheit von Pferd und Reiter ankommt – also "ob man auch wirklich geradesitzen kann". Beim "Trail" wiederum geht es darum, in einem Parcours mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden die unterschiedlichen Gangarten des Pferdes einzusetzen. Bei insgesamt zwölf, zum Teil grundverschiedenen Einzeldisziplinen müssen die Pferde echte Allrounder sein. Aber das Wichtigste: "Pferd und Reiter müssen eine Einheit bilden." Es komme immer auch sehr darauf an, welches Bild beide zusammen abgeben, "wie harmonisch beide zusammen aussehen."

Und da kommt der zweite Aspekt des Western-Reitens ins Spiel, der den Damen aus Nagold sichtlich besonderen Spaß macht: Das "Herausbretzeln", wie Tanja Klink es "frei formuliert" nennt. Gemeint ist das oft in aufwendiger Handarbeit selbst hergestellte Western-Outfit der Reiter, das auch in den Turnieren einen Zweck erfüllt: "Es geht darum, die Aufmerksamkeit der Preisrichter zu gewinnen." Zumindest in bestimmten Disziplinen, die einst, wie Tanja Klink erklärt, "für die Ladys der Ölbarone" erfunden wurden, wenn diese bei den großen Rodeos teilnehmen wollten. Wichtigstes Hilfsmittel dabei: "Sehr viel Strass und Glitzerkram", mit denen die gesamten Outfits und Accessoires, vom Hut bis zur Gürtelschnalle und den Stiefeln, eben "aufgebretzelt" werden.

Besonders hübsch machen sich die Western-Reiterinnen einmal im Jahr zum großen Ball des DQHA, der im Februar in Kassel steigen wird. Überhaupt "gehört das gemeinsame Feiern, auch nach den Turnieren, unbedingt zu diesem Sport dazu." Es sei halt alles ein bisschen rustikaler, handfester, als man es sonst vom Reiten so kenne. "Wir sind keine Prosecco-Püppchen." Wenn es dann wieder wärmer wird, werde man sich erneut auf das Turniergeschehen konzentrieren, wobei sich Tanja Klink für das neue Jahr eine besondere Herausforderung stellen wird: Die Teilnahme an der Europameisterschaft, die im September im bayerischen Kreuth stattfinden wird.

Weitere Informationen: www.tanja-klink-westernreiten.de