Um dieses Areal an der Gäurandsteige geht’s. Foto: Fritsch

Gemeinderat stimmt nahezu einstimmig für Änderung des Bebauungsplans auf Mittlerem Steinberg.

Nagold - Trotz energischer Proteste und Leserbriefe von Anwohnern hat der Gemeinderat nahezu einstimmig der möglichen Bebauung eines Grundstücks auf dem Mittleren Steinberg den Weg geebnet. Kritik wurde allenfalls an der Vorgehensweise der Stadtverwaltung in dieser Sache laut.

Stein des Anstoßes ist ein bislang unbebautes Grundstück an der Gäurandsteige, das Anwohner als "eine der letzten Grünflächen" in dem Baugebiet schätzen. Hundebesitzer nutzen das Areal zum Auslauf ihrer Vierbeiner genauso wie Kinder, die hier im Winter Schlitten fahren. Vor allem ein Argument führen Gegner einer Wohnbebauung an dieser Stelle ins Feld: Der Mittlere Steinberg sei heute schon eines der am meisten verdichteten Baugebiete in Nagold.

Im Gemeinderat hingegen wollte man diesen Argumenten, die OB Jürgen Großmann nach eigenen Worten "sehr ernst nimmt", nicht folgen. Stadtplaner Ralf Fuhrländer verwies vielmehr auf das Ergebnis einer Bürgerinformationsveranstaltung im Frühjahr. Damals sei der Wunsch artikuliert worden, mehr Flächen für die Wohnbebauung zur Verfügung zu stellen. Diesem Wunsch komme man mit den Plänen auf besagtem stadteigenen Grundstück nach. Hier werde auch die vom Gesetzgeber gewünschte Innenentwicklung – also die Bebauung von freien Flächen innerorts statt draußen auf der grünen Wiese – "par excellence" umgesetzt, meinte Fuhrländer: "Es gibt wenig Flächen, die so wie diese geeignet ist." Gedacht ist an eine Bebauung mit fünf bis sechs Einfamilienhäusern.

Stadtoberhaupt Jürgen Großmann plädierte dafür, den Bebauungsplan wie von der Verwaltung gefordert zu ändern, was eine Bürgeranhörung nach sich ziehe: "Dann haben wir alle Argumente, die da kommen. Am Ende hat es der Gemeinderat in der Hand." Der Technische Ausschuss hatte sich zuvor in einer Sitzung einstimmig für ein solches Vorgehen ausgesprochen.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Schäfer hält es angesichts des Bedarfs an Einfamilienhausplätzen für selbstverständlich, "dass solche Flächen in den Fokus geraten". Angesichts des Versuchs, Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen, taten sich Sozialdemokraten wie Daniel Steinrode genauso schwer wie die Grünen-Stadträtin Brigitte Loyal: "Eigentlich sprechen sie uns Grünen ja aus dem Herzen", wandte sie sich an die zahlreichen Anwohner im Sitzungssaal. Aber ein Park, wie mancher Anwohner dieses Areal bezeichne sei es eben nicht, allenfalls eine "schöne grüne Wiese". Loyals Kompromissvorschlag: die älteren Bäume erhalten und auf ein Haus verzichten.

Die Stadtverwaltung erntete aber auch Kritik: FWV-Stadtrat Michael Stikel monierte die "schlechte Vorgehensweise" in dieser Sache, weil die Anwohner über die Immomesse über die Planungen erfahren hätten. Nicht in allen Fällen agiert die Stadt so offensiv: Daniel Steinrode erinnerte daran, dass der Ortschaftsrat in Vollmaringen vor Jahren die Stadtspitze "massiv drängen" musste, damit sie endlich in die Vermarktung von freien Flächen in der Gündringer Straße eingestiegen sei.

Am Ende der Debatte musste die Räte Farbe bekennen: Das Votum für die Bebauungsplanänderung fiel nahezu einstimmig aus. Die einzige Gegenstimme kam von Thomas Baitinger (CDU). Stadtoberhaupt Großmann hatte unmittelbar zuvor – ironisch – ein anderes Stimmverhalten ans Herz gelegt: "Wer nichts falsch machen und es jedem recht machen will, der sollte sich enthalten."