Das "Bündnis für S21 im Nordschwarzwald" warb für ein "Nein" zum Ausstieg aus der S21-Finanzierung. Foto: Priestersbach

Gegner und Befürworter werben vor der Volksabstimmung mit Argumenten.

Nagold - Gegner und Befürworter des Bahnprojektes "Stuttgart 21" rührten eine Woche vor der Volksabstimmung über das Kündigungsgesetz noch einmal kräftig die Werbetrommel für ihre konträren Positionen – zum Beispiel auf Nagolds Vorstadtplatz.

Mit viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft wartete vor allem das überparteiliche "Bündnis für S 21 im Nordschwarzwald" auf – und warb mit dem Slogan "Die guten Argumente überwiegen" für ein klares "Nein" zum Ausstieg des Landes aus der S 21-Finanzierung.

"Für die meisten Leute ist der gesunde Menschenverstand maßgebend", meinte der frühere Nagolder Oberbürgermeister und ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Prewo – und fügte hinzu: "Baden-Württemberg darf nicht vom Hochgeschwindigkeitsnetz abgehängt werden." Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann sieht in dem Milliardenprojekt eine "Riesenchance für die Region", weil dadurch der Öffentliche Personennahverkehr komplett neu geordnete werde – und es so auch einen Schub für die Verlängerung der S1 in Richtung Nagold gebe.

"So ein breites gesellschaftliches Bündnis gab es noch nie", erklärte der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke, wobei er betonte, dass die potenziellen Ausstiegskosten des Landes in Höhe von gut 1,5 Milliarden Euro von drei unabhängigen Wirtschaftsprüfern prognostiziert wurden, die dann voll und ohne Gegenleistung aus dem Landeshaushalt finanziert werden müssten. Wie CDU-Stadtrat Thomas Baitinger ergänzte, werde der Anteil des Landes von rund 800 Millionen an dem Großprojekt über den Mehrwertsteueranteil Baden-Württembergs an den Gesamtbaukosten schon fast wieder gedeckt.

"Das ist seit Jahren das einzige große Infrastrukturprojekt in Baden-Württemberg", sagte SPD-Stadtrat Daniel Steinrode und ist überzeugt, "bei einem Ausstieg werden die Investitionen woanders in der Bundesrepublik vervespert". Für den Nagolder Einzelhändler Theo Benz "gibt es zu Stuttgart 21 keine Alternative, denn das ist ein Projekt für die nächsten 100 Jahre". Außerdem erinnere ihn das bestehende Bahnhofsgebäude an die "Groß-Germania-Zeiten".

"Das Projekt ist zu teuer"

Auf der anderen Seite des Vorstadtplatzes hatte der Kreisverband Calw der Grünen am Samstag zur Probeabstimmung aufgerufen – und zusammen mit der spontan gegründeten Nagolder Initiative "Ja zum Ausstieg" wurden die Argumente gegen das Bahnprojekt thematisiert. 39 Passanten beteiligten sich an der Probeabstimmung – und 34 stimmten dabei für den Ausstieg des Landes. "Das war nicht so prickelnd", meinte Wolfgang Biegel von den Nagolder Grünen zur Probeabstimmung. Für ihn war es aber ohnehin wichtiger, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. "Das Projekt ist zu teuer und bringt nicht den erhofften Nutzen", ist Wolfgang Biegel überzeugt – und er glaubt auch nicht an die Vorteile für den Nahverkehr.

Für ihn ist Stuttgart 21 in erster Linie ein großes Immobilienprojekt. So freute sich Wolfgang Biegel vor allem über die guten Diskussionen am Stand der Initiative und war überzeugt, "der eine oder andere hat unsere Argumente angenommen". Von "heißen Diskussionen" sprach auch Renate Schlögl von den Nagolder Grünen – sie hatte allerdings den Eindruck: "Viele Leute haben sich schon festgelegt."