Theater mit viel Hintersinn gab es vom Verein "Zartbitter" im Nagolder Kubus. Foto: Rentschler Foto: Schwarzwälder-Bote

517 Schüler besuchen in Nagold Theaterstück des Vereins "Zartbitter"

Von Sophie Rentschler

Nagold. "Vorhang auf, Licht an" – So kündigte Georg Pfeiffer das Theaterstück an, und gleich darauf schob sich der Vorhang im Nagolder Kubus zur Seite. Vor 14 Grund- und Hauptschulen, 21 Klassen und somit 517 Kindern führte der Verein "Zartbitter" sein Stück "Ganz schön blöd!" gegen sexuelle Gewalt an Jungen und Mädchen im Grundschulalter auf. Georg Pfeiffer vom Allgemeinen Sozialen Dienst hatte diese Theaterveranstaltung in Zusammenarbeit mit Nadine Dreher und Carmen Schulz von der Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt in Nagold organisiert.

Seit einigen Jahren tourt der Verein "Zartbitter" mit dem Stück durch ganz Deutschland. Der Verein setzt sich für Kinder und deren Rechte ein. Mit dem Theaterstück wollen die Schauspieler den Kindern vermitteln, dass es richtig ist, seinem eigenen Körpergefühl zu vertrauen und dass es wichtig ist, sich Hilfe zu holen, wenn man sich bedroht fühlt.

Das Theaterstück, das die beiden Schauspieler Massimo Tuveri und Imke Pankauke auf der Bühne spielen, ist keineswegs gewöhnlich: Mit Singeinlagen und den zwei kindernahen Charakteren Tine und Teugel versetzen sie die Kinder in realistische Situationen und fordern sie zum Mitdenken auf. "Es ist schön, wenn man weiß, dass man auf der Bühne etwas Sinnvolles spielt", berichtet Tuveri. Begeistert zeigt er sich vom Kindertheater, dem er ganz besonders viel abgewinne, weil man Kinder auf unangenehme Situationen vorbereiten und spielerisch Auswege aufzeigen könne, erklärt er.

Ziel dieser Theateraktion sei es, Kinder stark zu machen, meint auch Pfeiffer, der zufrieden auf die zwei Vorstellungen des Theaterduos an diesem Vormittag zurückblickt.

Pfeiffer, Dreher und Schulz formulieren ihr persönliches Ziel der Veranstaltung so: "Unsere Beratungsstelle soll in aller Munde sein, damit sich Kinder und Jugendliche bei uns Hilfe holen können." Und das schien auch zu gelingen. Die Kinder lachten, und fieberten mit den Charakteren auf der Bühne mit. Auch die Eltern hätten sich im Vorfeld von der Aktion begeistert gezeigt, erzählt Georg Pfeiffer. Doch nicht nur die Eltern waren schlussendlich vollauf begeistert: Die Grundschüler verabschiedeten die Schauspieler mit tosendem Applaus von der Bühne.

Während der anschließenden Diskussionsrunde sammelten die Schüler ihre Eindrücke und tauschten sich über verschiedene Szenen des Stücks aus. Dabei widmeten sie sich brandaktuellen Fragen: Wem gehört das Bild, auf dem ich abgebildet bin? Wie und wo kann ich mir Hilfe holen, wenn das Bild ins Internet gerät, ohne dass ich das will? Was ist der Unterschied zwischen petzen und Hilfe holen? "Wichtig ist es, dass ihr euch drei Personen überlegt, denen ihr von euren Problemen erzählen könnt, noch bevor ihr in unangenehme Situationen geratet", klärten die beiden Schauspieler die Grundschüler auf. Angestrengt grübelten nun die Schüler und meldeten sich bald mit ihren Ideen zu Wort: Große Geschwister und Großeltern wüssten demnach am besten Bescheid, was in unangenehmen Situationen zu tun sei.

Das Ergebnis dieser Theateraktion waren begeisterte Schüler und zufriedene Veranstalter. Wiederholungen dieser Theateraktion im Kreis Calw stehen damit jetzt schon in Aussicht.