Hans-Peter Teufel hat in Nagold viel geleistet und verändert. Morgen wird er offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Smaoui

In 40 Dienstjahren viel geleistet und verändert: Hans-Peter Teufel nimmt nicht nur schöne Erinnerungen mit.

Nagold - Sein Blick ist fest. Die klaren, blauen Augen freundlich. Entspannt, die Beine übereinandergeschlagen, sitzt er auf einem Stuhl. An der Wand hängen Bilder. Von Arbeitskollegen, der Familie. Ein paar Tage noch, dann geht er aus dem großen, warm eingerichteten Büro heraus. Wohin? Das weiß er noch nicht.

Hans-Peter Teufel ist Polizeichef des Reviers in Nagold. Zehn Jahre lang hat er viel gesehen, viel erlebt. Jetzt geht der groß gebaute 60-Jährige erfüllt in Rente. "Wenn ich gehe, packe ich einen riesen Rucksack", sagt er. Und das meint er nicht nur wörtlich. 40 Jahre hat er als Polizist gewirkt. Zehn davon in Nagold.

Der aus Eutingen im Gäu stammende Mann mit dem sympathischen Lächeln beginnt 1974 als 20-Jähriger in Lahr seine Polizei-Ausbildung. 1979 tritt er als Dienstgruppenführer eine Stelle in Reutlingen an. Er bleibt zwei Jahre in der vom Terrorismus geprägten Zeit in der Stadt. Dann wechselt er als Einsatzleiter vom Dienst nach Esslingen an den Flughafen. Es zieht den heimatverbundenen ruhigen Mann jedoch immer wieder nach Eutingen zurück. Mit Glück wird er 1983 dann nach Herrenberg versetzt. "Das war für mich die schönste Zeit bei der Polizei", sagt er und lächelt. Die Augen leuchten. "Wir hatten tolle Kameradschaften und super Strukturen dort. Das kleine Revier war wirklich sehr schön. Vergleichbar mit Nagold heute."

"Viele Jugendliche sind motiviert, wollen was erreichen"

Nach einem Jahr muss Teufel seinen Arbeitsplatz jedoch als Polizeiführer im Stab nach Sindelfingen verlagern. "Die Direktion in Böblingen war mit den Bewerbern nicht zufrieden und hatte mich gebeten, mich zu bewerben", sagt Teufel und schmunzelt.

Von dort aus bietet sich 1993 eine neue Möglichkeit. Er baut in Böblingen die fünfte Bereitschaftsabteilung mit auf. In den kommenden Jahren lehrt Teufel als Pädagoge. Die Aufgabe genießt er sehr. "Weg vom militärischen Drill, erwachsenengerechte Ausbildung, hin zur aufgabenorientierter Arbeit. Das hat mich sehr überzeugt." Die Zeit verändert sein Bild der heutigen Generation. "Viele Jugendliche sind motiviert, wollen was erreichen. Sie sind leistungsfähig und anders strukturiert als wir. Ich wurde damals streng erzogen, aber die Leute von heute, die trauen sich was zu sagen. Das find ich gut."

Die letzten vier Jahre während der Zeit in Böblingen ist Teufel Ansprechpartner für die Praxisausbildung. Er betreut Schüler in Praktika, hilft bei Fragen und Problemen in der Ausbildung. 2004 bewirbt er sich dann als Revierleiter nach Nagold.

Das Städtchen ist ihm von einer dreimonatigen Praxis-Erfahrung 1998 hängen geblieben. "Diese Erfahrung ist als Polizei-Lehrer Pflicht, damit man wieder spürt, wie es draußen zugeht", sagt er. "Die Zeit hier hat unheimlich viel Spaß gemacht."

Der Spaß bleibt bis heute. Für Teufel ist die Zeit bei der Polizei eine erfüllte, eine spannende. "Was mir besonders bleibt sind die großen Silvesterveranstaltungen oder Fußballmeisterschaften. Tausende von Menschen bewegen sich da durch Stadt", erzählt er lächelnd und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Dann wird er ruhig. Seine Miene ernster. Teufel spricht Probleme an. Gewalt, Migration. "Damals war das sehr problematisch hier. Teilweise lebten vor allem Russland-Deutsche wie in Gettos. Auch der Umgang mit ihnen war sehr schwierig."

Für Teufel ist dies ein Schlüsselmoment. Er beschließt, die Situation zu verändern. Über den Sport und das Sprechen auf gleicher Ebene findet der sanftmütige Mann den Zugang zu den Jugendlichen. "Wir haben drüben im Jugendhaus zum Beispiel Tischfußball mit ihnen gespielt. Oder ein Beachvolleyball-Turnier gemacht", erzählt er mit weicher Stimme von der Arbeit mit den Jugendlichen. Er hat was geleistet. Probleme mit exzessiven Alkoholausbrüchen und Schlägereien gibt es nicht mehr. "Ich hab mich von Anfang an eingesetzt, aber mithelfen tun alle", sagt der vierfache Vater bescheiden.

Teufel ist ein Mensch, der sich für andere interessiert. Er ruft Projekte, wie Runde Tische, ins Leben, um Themen direkt anzugehen. Er arbeitet mit Vereinen und Jugendhäusern zusammen und ist nah dran am Menschen, am Leben. Er will wissen und erfahren, ist neugierig, bis heute.

Die Zeit bei der Polizei geht nun zu Ende. Er freut sich. Und kann es kaum erwarten, herauszufinden, was seine nächste Aufgabe sein wird. Morgen ist die offizielle Verabschiedung. Am 1. Dezember beginnt seine Rentenzeit. Er wird seinen Rucksack nehmen und erst mal losziehen. Ob er den Neckar rauf oder runter wandert, das wird sich entscheiden.