Verstehen sich: Daniel Steinrode (links) und Claus Schmiedel. Foto: Kunert

Claus Schmiedel und Daniel Steinrode pflegen sachlichen Schlagabtausch. Verweis auf Erfolge der Landesregierung.

Nagold - Eigentlich steht der politische Aschermittwoch für einen meist recht derb geführten Schlagabtausch mit dem politischen Gegner. Zum allerersten politischen Aschermittwoch der SPD im Nagolder Gasthof "Adler" kamen von den Protagonisten aber meist eher moderate Töne.

Den Auftakt machte SPD-Landtagskandidat Daniel Steinrode, der auch die Idee des politischen Aschermittwochs nach Nagold gebracht hatte. Zwar nahm er seinen direkten Gegenkandidaten von der CDU – Thomas Blenke – schon nach zwei, drei Sätzen "aufs Korn". Aber Steinrodes Entgegnung auf Blenkes Wahlkampfaussage, die Polizeireform der Landesregierung sei Schuld an der aktuellen Explosion der Einbruchszahlen im Kreis Calw, blieb doch ziemlich sachlich: tatsächlich sei der Abzug der Polizeiposten, die Blenke für diese Entwicklung als wichtigsten Faktor ausgemacht haben will, beispielsweise in Steinrodes Heimatort Vollmaringen bereits unter der letzten CDU-Landesregierung vollzogen worden.

Ein bisschen mehr zur Sache geht der Kabarettist Mike Jörg

Und dann wandte sich SPD-Mann Steinrode auch schon seinem eigenen Wahlprogramm zu. Und dem, was er als Landtagsabgeordneter für den Kreis Calw so alles – natürlich am liebsten als Mitglied einer Regierungsfraktion – erreichen wolle: Bessere Breitbandanbindung, Ausbau der Gesundheitsversorgung, die direkte Schienenanbindung des südlichen Kreises an Stuttgart, Förderung von Bildung und Verkehr. Damit der Kreis Calw noch stärker als bisher vor allem für junge Bürger attraktiv werde. Wobei auch das "sich selbst auf die Schulter klopfen" nicht fehlen durfte, als Steinrode daran erinnerte, wie er seinerzeit als Gemeinderat "das tote Pferd" Wirtschaftsgymnasium für Nagold "reanimiert" habe.

Dem Anlass angemessen ein bisschen mehr "zur Sache" ging dann Steinrodes amtierender Wahlkampf-Manager, der Neu-Nagolder Kabarettist Mike Jörg, der Auszüge aus seinem aktuellem Bühnen-Programm vortrug – angepasst und "bereichert" um das, was so einen politischen Aschermittwoch für die Zuhörer erst so richtig interessant macht: pointierte verbale Breitseiten gegen den politischen Gegner. Zum Beispiel dieser Art: "Der Wolf im Land ist vom Aussterben bedroht; das gilt auch für den als Plüschwolf verkleideten Kuschelhasen mit Brille", der sich anschicke, jene, die er für dumme Schafe halte, anführen zu dürfen. Da gab es die lautesten Lacher vom dicht gedrängt sitzenden Publikum.

Schmiedel verweist auf die Erfolge der Landesregierung

Eher zahm wieder der Auftritt vom Stargast des Abends, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Landtag, Claus Schmiedel. Dort gelegentlich der "Einpeitscher" seiner Parteikollegen, beschränkte er sich in Nagold auf das Aufzählen der Erfolge der aktuellen Landesregierung. Die so gar nicht den "Untergang des Abendlandes" gebracht habe, wie seinerzeit beim Regierungswechsel von der CDU süffisant prognostiziert. Ganz im Gegenteil: Stärkstes Wirtschaftswachstum im Land, vier ausgeglichene Haushalte, Höchstmaß an Beschäftigung – "an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen". Dazu eine Rekordzahl von über 15 Millionen Übernachtungen im Tourismus. Und gegen den Trend ein Bevölkerungswachstum, weil der boomende Arbeitsmarkt Fachkräfte aus aller Welt anlocke.

Und heruntergebrochen auf den Kreis Calw: Im Jahr 2015 erhielt der Landkreis vom Land fünf Millionen Euro für die Kinderbetreuung; unter der CDU-geführten Regierung seien es maximal 1,75 Millionen gewesen. Bei der Städtebauförderung flossen vom Gesamtetat in Höhe von 207 Millionen Euro 7,4 Millionen in den Kreis – "das ist das Zweieinhalbfache des Landesdurchschnitts". Noch deutlicher, so Schmiedel, die Entwicklung beim Straßenbau: Unter der CDU seien zwischen 2006 und 2010 rund 7,512 Millionen Euro in fünf Jahren in den Kreis Calw geflossen, davon 2,5 Millionen für Landstraßen. Unter der aktuellen Landesregierung in nur vier Jahren von 2011 bis 2014 über 46,743 Millionen Euro – davon 28,308 Millionen aus Landesmitteln für den Ausbau von Landstraßen. "Das ist das 13-fache gegenüber früher." Schmiedels Fazit: "Dem Kreis Calw und Nagold hat diese Landesregierung gut getan."