Angela Nisch (von links), Helga Hiesel und Bärbel Reichert-Fehrenbach sind bereits echte Tütle-Fans. Foto: Cools

Wie eine kleine Papiertüte zum großen Imageträger wird. Neuer Arbeitskreis hat bereits zwei Firmen an Bord.

Nagold - Jeder Einzelne kann helfen, die Erde zu retten – diesen Appell hat bestimmt jeder schon gehört und sich bei dieser Aufgabe überfordert gefühlt. In Nagold hat sich ein Arbeitskreis gebildet, dessen Vorhaben nicht ist, die ganze Erde zu retten, sondern vor allem das Bewusstsein für das Thema Umweltschutz im Alltag zu schärfen. Der so genannte Arbeitskreis Tüte, der vor allem aus dem Arbeitskreis Umwelt und Verkehr, Wirtschaft und Tourismus, dem Bürgerforum und dessen Verantwortlichen besteht.

"Wir wollen unser Konzept niemandem überstülpen", verspricht Bärbel Reichert-Fehrenbach von der Stadt- apotheke Nagold. "Meine Vision ist ein plastiktütenfreies oder -ärmeres Nagold", erklärt sie. Die Idee, eine Alternative zu Plastiktüten einzuführen, habe schon lange gebrodelt, sagt City-Vereins-Geschäftsführerin Angela Nisch. Zwei Firmen, die Stadt-Apotheke und Franzis Tierleben, haben das so genannte Tütle bereits bei sich eingeführt.

Das Besondere an der auf den ersten Blick unscheinbaren Papiertüte ist, dass sie zu 100 Prozent kompostierbar ist. Laut Deutscher Umwelthilfe sind herkömmliche Papiertüten nicht umweltfreundlicher als Plastiktüten, da für deren Produktion viel CO2 anfällt. Das Tütle jedoch käme aus der Region und werde CO2-neutral hergestellt, meint Reichert-Fehrenbach.

Hervorzuheben sei auch die Doppelfunktion – nicht nur als Einkaufstasche, sondern auch als Biomülltüte soll das Tütle dienen. Oft würden die Menschen Plastiktüten benutzen, um Biomüll zu sammeln, weil diese nicht aufweichen, erzählt Nisch. Umso größer seien Ärger und Kosten beim Abfallbetrieb, wenn man das Plastik herausklauben müsse. Das Tütle hingegen bestehe aus gestärktem Papier, das so schnell nicht einreiße, erzählt Helga Hiesel aus Nagold.

Im August habe Daniel Birkhofer von der Firma Apomore in Dettenhausen das Tütle vorgestellt. Daraus hätten sich drei Ziele entwickelt: die Plastiktüteneinsparung, die Vermeidung jeglicher Tüten und das Baumpflanzen zum Ausgleich.

"Wer eine Plastiktüte möchte, der soll sie auch bekommen"

Wer einkauft und dabei keine neue Tüte braucht, bekommt einen Stempel für seine Baumsparkarte. Bei zehn Stempeln lässt das jeweilige Geschäft bei der Organisation "Plant-for-the-planet" einen neuen Baum pflanzen. Nettes Extra: Der Kunde bekommt einen Baumgutschein überreicht und kann zusätzlich im virtuellen Wald selbst einen Baum pflanzen. Bei der Stadtapotheke komplett auf Plastiktüten verzichten wolle sie nicht, sagt Reichert-Fehrenbach. "Wer eine Plastiktüte möchte, soll sie auch bekommen. Dem Handel etwas vorzuschreiben hinsichtlich der Tüten wäre der falsche Weg", ist sie sich sicher.

Beim Urschelherbst soll das Tütle zum ersten Mal voll eingesetzt werden. Irgendwann strebe man dann auch noch eine individualisierte Nagold-Version an – "eine Tasche als Imageträger sozusagen, wie die Landesgartenschau-Tasche, die ich immer noch oft in der Stadt sehe", erklärt Nisch. Doch bis dahin dauert es noch. "Die Idee passt einfach zu Nagold und zu den Themen wie Fairtrade. Das Tütle täte der Stadt finanziell und ökologisch gut und den Bürgern sowieso", schließt Reichert-Fehrenbach.