Die Nagolder spüren auch bei der Autogrammstunde: Christian Pätzold ist einer von ihnen – nur eben Schauspieler. Foto: Staiger Foto: Schwarzwälder-Bote

Nagolder Schauspieler kommt in seine Heimatstadt und stellt launige Kinokomödie mit regionalem Flair vor

Von Babette Staiger

Nagold. Großer Andrang vor den Nagolder Krone Lichtspielen: Inmitten der Menschentrauben erklingt das herzliche Bariton-Lachen des Schauspielers Christian Pätzold, selbst ein Kind Nagolds. Er ist gekommen, um die schwäbische Komödie "Die Kirche bleibt im Dorf" vorzustellen.

Man spürt, der Mittsechziger ist gerne hier, und man ist überrascht von der völligen Abwesenheit jeglicher Starallüren bei diesem Mann. Christian Pätzold spielt eben nicht nur einen Schwaben in diesem Kinofilm, der bei den Nagoldern Kultstatus erlangen könnte. Er ist auch einer.

Deshalb fehlt auch sein großer Familienclan nicht: Zahlreiche Vettern und Cousinen sind aus dem Gäu gekommen, aus Göttelfingen, wo Pätzold seine ersten zwei Lebensjahre verbrachte. "Schöne Erinnerungen habe ich an dieses Kino", sagt er, 20 Minuten, bevor die Nagolder Premiere des Streifens endlich beginnt. Und als einige Besucher vermuten, dass er da im Dunkeln vielleicht herumgeknutscht haben könnte, kontert er freundlich: "Des wär in Nagold nit meglich gwäse!" – schließlich befindet man sich ja auf pietistischem Boden. Doch Pätzold hat wenig vom zurückgenommenen Auftreten, das aus dieser Lebenshaltung erwächst.

Bescheiden ist er trotzdem. Auf seine eigene, joviale Art. Dass eine Künstlernatur wie er aus einer Kultur, in der Zurückhaltung eine Tugend ist, es bis zum Regisseur und gefragten TV-Seriendarsteller schafft, ist indes nicht selbstverständlich. Das kaschiert Pätzold hinter viel Humor. Einst gründete er eine Theatergruppe in der Oberstufe des Nagolder Gymnasiums

Waren das etwa erste Anzeichen, seinen eigenen Kopf durchzusetzen? Die Familie war nicht gerade begeistert von seiner Neigung, lässt er durchblicken. Obwohl sein eigener Vater Musiker war. Also auch ein Künstler. Aber zunächst tat der brave Christian, was man von ihm verlangte. Er sang im Chor seines Vaters "Zwangstenor", wie er sagt. Ja, in pietistischer Tradition tut man da mit, wo man gebraucht wird. Dann lernte er "ebb's Aständigs" und studierte Germanistik und Romanistik in Tübingen und Berlin.

Eigentlich aber wollte er Geige studieren. Doch das konnte er nicht nebenher mit Studentenjobs finanzieren. Denn was ein Schwabe tut, das tut er ganz. Und das wären acht stunden Geige-Üben pro Tag gewesen. Aber der junge Pätzold fand eine salomonische Lösung – noch dazu eine, die sich in einem Lebenslauf sehr gut sehen lässt: Er heuerte bei Paul Kuhns SFB-Tanzorchester an, um sich seine Schauspiel-Ausbildung zu finanzieren.

Pätzold weiß also was er leistet, hebt dabei aber nie ab. Das wird auch spürbar, wenn er seine Rolle in der Kinokomödie mit Leben füllt. Dort gibt er den Bürgermeister in einem von zwei Dörfern, die sich wegen der Dorfkirche in die Haare kriegen. Und will das Beste für die Seinen herausholen.

u Der Film "Die Kirche bleibt im Dorf" handelt vom ewigen Streit zwischen den kleinen Gemeinden Oberrieslingen und Unterrieslingen, irgendwo im Schwabenland, die sich seit dem Mittelalter eine Kirche und einen Friedhof teilen. Als die Frau des Bürgermeisters nahe eines Schlaglochs verunglückt, das ebenfalls zu den Zwistigkeiten beiträgt, eskaliert der "Dorfkampf". Zudem will ein reicher Amerikaner, der Robert Redford zum Verwechslen ähnlich sieht, die kleine Dorfkirche für Unsummen kaufen. Heimlich bahnen sich auch noch manch zarte Liebesbande zwischen den verfeindeten Gemeinden an.

u Die Drehorte sind nicht im Schwabenland. Die Außenaufnahmen entstanden bei Emmendingen und Offenburg, die Innenaufnahmen in Hamburg.

u Die Darsteller sind allesamt "Exilschwaben". Neben Christian Petzold glänzen unter anderen Nathalia Wörner, Elisabeth Schwarz und Dietz-Werner Steck (Kommissar Bienzle) in ihren Rollen.

u Der Film läuft in den Nagolder Krone Lichtspielen, jeweils um 17.45 und 20.15 Uhr (mittwochs nur 17.45 Uhr)