Sänger der Kantorei unterstützen die Orgelsanierung mit dem Erwerb von selbst gebackenem Brot

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Die Evangelische Kantorei Nagold, ein Vorzeige-Gesangsensemble von etwa 80 Kehlen, bildet eine geschlossene, beinahe verschworene Chorgemeinschaft mit einem ausgeprägten Solidaritätsgefühl.

Jeden Mittwochabend, der ab und an in einem Beisammensein am Stammtisch ausklingt, arbeiten die Sänger im Nagolder Zellerstift in Gruppen- und Gesamtproben an der Verfestigung und Erweiterung ihres Repertoires. Sowohl Sonderkonzerte und Gottesdienste als auch gemeinsame Chorfreizeiten zementieren immer fester die klingende Schar.

Obendrauf entwickeln die Choristen einfallsreiche Eigeninitiativen. Ein Beispiel: Vor jeder Probe erscheint im Zellerstift der Ebhausener Bass-Chorsänger Otto Geissinger mit einem geflochtenen Korb voller Brote – "damit sie nicht schwitzen" – und verkauft die selbst gebackenen, köstlich duftenden, größeren und kleineren Laibe an Kolleginnen und Kollegen im Chor. Die Preise sind moderat, das Gebäck ausgezeichnet (Vollkornmehl aus der heimischen Mühle, Hefe, Wasser, Salz), die Nachfrage ist ununterbrochen konstant. Mit dem Erlös speist Geissinger jedes Jahr die "Orgelkasse" der Stadtkirche. Damit steuern er und die Brot-Käufer der Tilgung der Renovierungsschulden für die Orgel einiges bei. Die Kirchengemeinde steht immerhin noch mit 46 000 Euro in der Kreide.

Wie sich Geissinger mit leichtem Augenzwinkern erinnert, kam die Idee mit dem Brot spontan – und doch ein wenig aus Berechnung. Der pensionierte Hauptschullehrer gibt offen zu, nachdem er ein Jahr noch unter Skobowsky im Chor gesungen habe, wollte er sich als Gastsänger bei den neuen Chorleitern, dem Ehepaar Ammer, die 2009 die Kantorei übernommen hatten, beliebt machen. Da habe er seine alte Leidenschaft aufgegriffen – das Brotbacken. Seit seiner Studienzeit, und diese liege bereits ein halbes Jahrhundert zurück, versucht sich Otto Geissinger mit Erfolg als Hobby-Bäcker. Mit der Brot-Aktion habe er die Finanzierung der Orgelauferstehung mittragen wollen und jetzt, nach fünf Jahren sei eine hübsche Summe zusammengekommen.

Vor kurzem wurde die Grenze von 5000 Euro geknackt. Mit einer kleinen Feier und einer "Orgelsekt"-Flasche für den beliebten Ideengeber "Otto" würdigte Eva Magdalena Ammer den chorinternen Erfolg als Zeichen der Kantorei-Solidarität, die der Kirchengemeinde eine bedeutende Finanzspritze bescherte.