Die Scheckübergabe erfolgt durch den Förderkreis und die Vorsitzende des Orgelprojektes. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: Ehepaar Bauer spielt anlässlich des 100. Todestags von Max Reger / Knapp 10 000 Euro für Restaurierung gesammelt

Von Sabine Stadler

Das Kirchenmusiker-Ehepaar Bauer ließ am Pfingstsamstag die Haupt- und Chororgel der Nagolder Stadtkirche erklingen. Das Konzert umrahmte die Übergabe des Erlöses für die Restaurierung der Orgel aus dem Benefizbasar.

Nagold. "Zwei Menschen an zwei verschiedenen Kirchenorgeln" – mit diesen Worten läutete Kantorin und Kirchenmusikdirektorin Eva-Magdalena Ammer neben den Glocken das abendliche Orgelkonzert in der Nagolder Stadtkirche ein.

Eingeladen waren die Kirchenmusiker Inge und Jürgen Bauer aus Kocherstetten. Zum 100. Todestag von Max Reger spielten sie auf der größten Orgel zwischen Tübingen und Straßburg seine "Introduktion und Passacaglia d-moll". Dieses sogenannte "Gelegenheitswerk" von ihm stellte nach einer kurzen Einleitung den Gesamtklang der Orgel vor, beginnend mit den leisen Registern und einer grandiosen Steigerung bis zum Tutti.

Stücke aus dem 17. Jahrhundert bis zur Neuzeit im Programm

Stücke aus dem 17. Jahrhundert des französischen Barock bis hin zu einer Komposition aus der Neuzeit bildeten das Programm, das die Scheckübergabe aus dem Benefizbasar für die Sanierung der Stadtkirchenorgel umrahmte.

Einleitend war auf der Hauptorgel "Veni creator" von Nicolas de Grigny zu hören, gefolgt vom Konzert in C-Dur "Grosso Mogul" von Antonio Vivaldi, in der Bearbeitung von Johann Sebastian Bach. Das ursprünglich von Vivaldi für Violine, Streicher und Basso Continuo komponierte Werk, lässt sich in der bearbeiteten Version auf zwei Orgeln spielen.

Die Tradition des Orgelspielens auf zwei Instrumenten ist eher selten, da in den meisten Kirchen nur eine Orgel vorhanden ist. Von Giovanni Bernardo Lucchinetti ist nur ein Konzert für zwei Orgeln überliefert, das "Concerto a due organi", das von Jürgen Bauer an der Hauptorgel und seiner Frau Inge an der Chororgel meisterlich dargeboten wurde.

Die beiden Königsinstrumente kommunizierten auf höchstem Niveau miteinander und beeindruckten die zahlreichen Konzertbesucher zutiefst. Diese wiederum konnten das Konzert auf zwei Orgeln über eine Großleinwand vor dem Altar mitverfolgen. Bezirkskantor und Kirchenmusikdirektor Peter Ammer begleitete mit geschickter Kameraführung die Bedienung der Manuale, Pedale und Register beider Orgeln im Wechsel.

Die Musik in ihrem reinen Klang war dadurch nicht nur hörbar. Das Erlebte wurde visualisiert und nicht zuletzt auch spürbar in seiner Kraft und Fülle. Die Freude über die gelungene Aufführung war Jürgen Bauer deutlich anzumerken.

Regers fulminantes Werk, das erst durch die große Restaurierung der Nagolder Orgel in seiner glasklaren Reinheit und raumfüllenden Gewaltigkeit zelebriert werden konnte, war wie eine "Neueinweihung" des Wunderbaus mit seinen weit über viertausend Orgelpfeifen.

Seit der Sanierung erklingt das durch Computertechnik unterstützte Juwel mit einer Klangfarbenpracht in einem Tonspektrum über beinahe zehn Oktaven. Ein Manual auf der Chororgel, vier Manuale auf der Hauptorgel und 60 Register bieten weit mehr als 100 000 Kombinationsmöglichkeiten. Der Facettenreichtum umspannt einen Bogen von tiefgrollenden Bässen bis zu hell glitzernden Flötentönen.

Den Schlusspunkt des großartigen Orgelkonzertes für zwei Menschen setzte die "Toccata festiv"“ von Carsten Klomp. Der 51-jährige Kirchenmusiker ist heute als Professor an der Kirchenmusik-Hochschule in Heidelberg tätig.

Benefizbasar laut Dekan nicht nur ökumenisch, sondern auch ökologisch

Der Orgel-Benefizbasar brachte für die Stadtkirche und die katholische Peter-und-Paul-Kirche jeweils einen Erlös von 4900 Euro ein. Dekan Ralf Albrecht sah in der Veranstaltung sowohl eine ökumenische als auch eine ökologische Sache, die viel öfter veranstaltet werden sollte. "Ökologisch deshalb, weil andere nehmen, was wir nicht mehr brauchen", erklärte der Dekan.

Im Anschluss an das beeindruckende Orgelkonzert, fand gemeinsam mit den Verantwortlichen des Förderkreises Kirchenmusik, Violetta Prewo und der Vorsitzenden des Orgelprojektes, Claudia Ehrmann, sowie weiteren Beteiligten die symbolische Scheckübergabe für die Orgelrestaurierung statt. Zusammengekommen waren 9785,17 Euro, die auf die beiden Kirchen verteilt wurden.