Der Zahn der Zeit hat nicht nur am OHG genagt, sondern auch an der Stadthalle. Dennoch plädiert OB Großmann dafür, die Aufgaben zu entflechten. Vor allem hofft er so, zügiger mit dem OHG-Umbau beginnen zu können. Foto: Fritsch

Schule präsentiert umfangreiche Raumplanung. OB denkt an Realisierung in Abschnitten.

Nagold - Rasant verändert sich die Bildungslandschaft. Dabei baulich mitzuhalten, ist für viele Kommunen eine große Herausforderung. Gestern präsentierte die Schulleitung des Otto-Hahn-Gymnasiums die von der Schule angestrebte Raumplanung.

Das OHG, gerne auch als Flaggschiff der Nagolder Schulen bezeichnet, steht derzeit in der Stadt aber nicht ganz an erster Stelle. Bereits weiter sind die Sanierungspläne für die Lembergschule. Die Ganztagesgrundschule wird ab nächstem Jahr komplett saniert. "Das wird eine neue Schule", sagte gestern Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Rund sieben Millionen Euro wird die Stadt auf dem Lemberg investieren. Inbegriffen ist auch die Sanierung des Musiksaals.

"Sonst ist der Zug zu groß, den wir auf dem Gleis haben"

Und dann hat man es auch noch mit einer zweiten Schule eilig. Für die Zellerschule wird die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule beantragt. Das wiederum sorgt auch für einige bauliche Veränderungen. Aber auch in die Ausstattung muss investiert werden.

Doch zurück zum Flaggschiff – dem OHG mit seinen rund 1200 Gymnasiasten. "Das ist das ganz große Thema", sagt der OB. Denn am OHG geht es auch darum, ein von Vertretern der gesamten Schulgemeinschaft erarbeitetes pädagogisches Konzept in eine sinnvolle Sanierung oder eben auch in Neubauten umzuwandeln. Hinzu kommt dabei auch der Wunsch nach einer modernen Ausstattung der Schule. Die Lage des OHGs mit dem Campus mitten in der Stadt, so dass auch weitere kommunale Großbaustellen wie ein Parkhaus Nord oder auch eine neue Stadthalle eingeschlossen werden könnten, macht die Aufgabe nicht unbedingt leichter.

Nagolds OB hatte denn auch schon mal ein wenig vorgedacht – und kündigte an, dass es zur Verwirklichung der Raumplanung auch denkbar sei, den OHG-Um- und Neubau in Abschnitten zu realisieren. Wichtig war es dem OB und auch Schulleiter Walter Kinkelin festzuhalten, dass die 2015 in einem Gutachten bemängelten Brandschutz- und Sicherheitsthemen bereits über die Ferien erledigt worden seien. Und so kam Großmann zu dem Schluss, am liebsten wolle er bestimmte Themen wie die Stadthalle oder auch das Parkhaus vom Thema OHG abkoppeln – trotz der räumlichen Nähe. "Sonst ist der Zug zu groß, den wir auf dem Gleis haben." Alles zusammen anzugehen, soviel Geld und auch Zeit habe man nicht mehr. Großmann: "Wir müssen am OHG zügig rangehen."

Schulleiter Walter Kinkelin präsentierte die OHG-Pläne zusammen mit seinem Stellvertreter Ulrich Hamann und Matthias Flury. Und Kinkelin nahm sogleich den Ball auf, freute sich über die Aussage des OB, dass man das Thema auch in Teilen angehen könne. "Allerdings hoffen wir, dass wir da der erste Schritt sind, vor dem Parkhaus oder der Stadthalle", so Kinkelin weiter. Einige Schwerpunkte beleuchteten die Vertreter der OHG-Schulleitung intensiver – wenngleich das mit "OHG 2025" überschriebene pädagogische Konzept und die daraus resultierende Raumplanung der Schulgemeinschaft viele Punkte mehr enthält.

"Ein Raum in der Schule, aber für die ganze Stadt"

Einer der Hauptwünsche: Dem OHG fehlt es an einer Aula, einem abgeschlossenen Raum für Veranstaltungen und Treffen in der Schule, für Konzerte oder Theateraufführungen, aber auch Sitzungen und Feiern. "Ein Raum in der Schule, aber für die ganze Stadt", wie Matthias Flury betonte. Denn selbstverständlich soll solch eine Aula auch von anderen Akteuren in der Stadt genutzt werden.

Der zweite Punkt: Bei der Ausstattung der naturwissenschaftlichen Fachräume sieht man am OHG hohen Nachholbedarf. "Da müssen wir dringend was machen", verdeutlichte Walter Kinkelin. Dabei hofft man auf eine flexible Lösung, also naturwissenschaftliche Räume, die wechselseitig von allen Naturwissenschaften genutzt werden können.

Der dritte wichtige Punkt ist die Schaffung einer Mediathek oder einer Bibliothek, die von allen – also sowohl Lehrern als auch Schülern – genutzt werden kann. Gedacht wird an einen Raum, der sich auch zum Aufenthalt eignet und wo sich Lehrer und Schüler begegnen können. "Wir haben derzeit keine Plätze, wo sich Schüler treffen können", verwies Flury auf die Wichtigkeit sowohl der Aula als auch einer Mediathek als Treffpunkt.

Und noch ein Thema sprachen die OHG-Vertreter an: die Multimedia-Ausstattung der Schule. Die WLAN-Infrastruktur müsse weiter ausgebaut werden. Hinzu kommt die Ausstattung weiterer Klassenzimmer mit Beamern. "Der Lehrer von heute schreibt nicht mehr mit Kreide an die Tafel", so Flury. Freilich hat die Umrüstung der Klassenzimmer am OHG bereits begonnen, etwa 20 Zimmer müssen aber noch ausgestattet werden.

"Wir sehen das als große Chance", hofft Hamann auf die Umsetzung möglichst vieler Themen. Dabei verwies er darauf, dass etliche Gemeinden bei der digitalen Ausstattung ihrer Schulen bereits deutlich weiter seien. "Manche Gemeinden sind da sehr offensiv." Und kritisch merkte Hamann an, dass es einst Ministerpräsident Erwin Teufel war, der voraussagte, dass jeder Schüler in der Zukunft mit einem Laptop in die Schule gehen werde. "Wir sind da bis heute kaum weitergekommen", so Ulrich Hamann. Wobei es mittlerweile eher um ein Tablet für jeden Schüler geht.

OB Großmann erörterte, dass das Thema Digitalisierung separat betrachtet und im jetzigen Bestand vorangetrieben werde. Hier müsse das OHG der Stadt zurufen, was es brauche.

Mit einer Zeitangabe tat sich Nagolds OB schwer. "Wir sind jetzt in der Phase, in der es darum geht, wie wir das realisieren können. Erst danach folgt das Wann", sagte er. Im Idealfall aber geht er davon aus, im kommenden Jahr zusammen mit einem Planer auszuarbeiten, was in welchem Step angegangen werden kann, welche Gebäudeteile weiter nutzbar sind und wo man neu bauen muss.

Ein Problem: "Meine größte Sorge ist die Frage: Was verkraftet der Campus", so Großmann. Denn vergleichsweise eng geht es bereits heute in dem Gebiet zu: Eine große Aula oder Aufenthaltsräume in Form einer Mediathek müssen da erst einmal untergebracht werden.